Reisetagebücher

Bernd Runde

Auch noch als Senioren genießen wir die Berge beim wandern in der geliebten Alpenrepublik 'Helvetia' (2014-2018)

Immer wieder, ob Sommer oder Winter, zieht es uns in die Berge zu den Eidgenossen. Seit einer Rundfahrt 1982 zu vorher ausgesuchten Zielen, sind wir regelmäßig an verschiedenen Orten unterwegs (Wallis und Lötschental, Vals/Graubünden, Schwende/Appenzeller Land, Grindelwald/Berner Oberland, Scuol/Unter-Engadin) und erfreuen uns an der wildromantischen Natur und der Einsamkeit in den Alpen.


Die Jahre davor: 1982 - 1999 und 2002 - 2010

Für Details zu 1982 - 1999 klick auf Teil 1

Für Details zu 2002 - 2010 klick auf Teil 2


Hoch hinaus - Wandern in den Schweizer Bergen (1982-2018)

2018 - Geliebtes Appenzeller Land

Stellungswechsel am 14.Juni 2018. An das Semestertreffen am Bodensee werden wir noch einige Tage Wanderurlaub in der Schweiz ‘dranhängen. In ausgelassener Stimmung fahren wir über Bregenz in die Schweiz. Und zwar in so ausgelassener Stimmung, dass ich hinter Altstätten, noch bevor der Ort richtig zu Ende ist, wohl zu früh aufs Gas getreten bin. Der Blitz ist taghell, obwohl die Sonne scheint. Die St. Gallener Kantonspolizei schrieb mir später, dass es 53 km/Std. gewesen sind. Ganz schön happig, die vierzig (40) Schweizer Franken, die diese ausgelassene Stimmung mich kostet.

 Direkt am Fluss gelegen - Appenzell Direkt am Fluss gelegen - Appenzell © 2018 Bernd Runde

Schon vormittags erreichen wir die Stadt, die dieser Region südlich von St. Gallen den Namen gab, Appenzell. Einen 1,5-stündigen Stadtbummel beenden wir in einem Café, es ist natürlich unser Lieblingscafé früherer Besuche hier. Es sind nur noch wenige Kilometer bis Schwende (838 m), wo wir im Hotel Alpenblick ein Zimmer reserviert haben. Bei unserer Ankunft bestellen wir uns für das abendliche Geburtstags-Dinner einen Tisch. Der Abend wird dann auch der Höhepunkt des Tages.

 Das sind 300 Meter Aufstieg zum Schäfler Das sind 300 Meter Aufstieg zum Schäfler © 2018 Bernd Runde

Zur Eingewöhnung und als Test haben wir uns für den ersten Tag den schönsten Höhenwanderweg ausgesucht. Die ‘Appenzeller’ bringt uns ans Talende nach Wasserauen (868m) und von dort geht’s mit der Luftseilbahn hinauf auf die Ebenalp (1.640 m). Von hier wandern wir fast durchgehend bergauf bis zum Berggasthaus Schäfler (1.923 m). Anders, als wir es von unseren Herbstwanderungen kennen, verhalten wir oft den Schritt, um Fotos von den blühenden Kleinoden am Wegesrand zu schießen. Am Gasthaus machen wir dann Mittagsrast bei herrlicher Weitsicht über die Berge des Alpstein bis hinüber zum Säntis. Auf der Rückfahrt gibt es noch eine Überraschung - der Zug rollt ohne Halt in Schwende durch, wir haben den Knopf ‘Halt auf Verlangen’ übersehen und die Durchsage überhört. In Weissbad müssen wir auf den Gegenzug warten. Nach dem gelungenen Test genießen wir den Abend auf dem Balkon unseres Hotelzimmers.

 Blick von der Ebenalp auf das Alpstein-Gebiet Blick von der Ebenalp auf das Alpstein-Gebiet © 2018 Bernd Runde

Mutig durch die guten Erfahrungen am Vortag, entscheiden wir uns für die Bergroute als ‘Entspannungs’-Wanderung von Wasserauern (868m) zum Seealpsee (1.143 m). Steil bergauf geht es zunächst nach Klein-Hütten (1.179 m) und von dort dann bergab zum See. Schweißgebadet empfinden wir bei den sommerlichen Temperaturen diese Tour als wesentlich ambitionierter als den Aufstieg zum Schäfler. Muss denn immer wieder etwas Unvorhergesehenes passieren? Kurz vor unserem Tagesziel reißt mein Wanderstiefel sein Maul wie ein hungriges Krokodil auf - die vordere Hälfte der Sohle hat sich gelöst. Notdürftig mit einer Hälfte des Schnürsenkels lässt sich die Sohle befestigen. Im Gasthaus ‘Forelle’ ist man auf solche Vorkommnisse eingerichtet. Zuvorkommend hilft man mir mit Klebeband und Schere aus. Der Schuh übersteht die anschließende Seeumrundung unbeschadet - na, dann wird es wohl auch für den Rückweg reichen. Es reicht. Diesmal nehmen wir aber den befestigten Weg hinunter nach Wasserauen. Bevor wir den Zug 16:48 Uhr nehmen gönnen wir uns noch eine Kaffee-Pause in der Alpenrose in Wasserauen.

 Von Klein-Hütten bergab zum Seealpsee Von Klein-Hütten bergab zum Seealpsee © 2018 Bernd Runde

Auf die Anfrage bei der Wirtin unseres Hotels, wo ich denn in Appenzell einen Schuhmacher für die Reparatur meines Bergstiefels finde, erlebe ich ein weiteres Mal ländliche Schweizer Gastfreundschaft. Der Hausherr unseres Quartiers bietet sich an, den Schaden persönlich zu beheben. Am Abend des nächsten Tages halte ich einen fachmännisch reparierten Schuh in Händen.

Ohne Wanderstiefel müssen wir ein weniger anspruchsvolles Programm planen. Das Wetter sieht auch noch etwas unentschlossen aus. Sonne, Wolken, eine eindeutige Tendenz ist nicht auszumachen. Für einen Ausflug hinauf zum Kronberg wird es schon reichen. Wir sitzen also im Zug nach Jakobsbad (869 m), nehmen dort die Luftseilbahn hinauf zum Kronberg (1.663 m) und stehen kurz darauf in dichte Wolken gehüllt auf dem Berggipfel. Von Fernsicht keine Spur, es reicht gerade so zu einem kurzen Spaziergang rund um die Bergstation. Wir fahren wieder ‘runter und zurück nach Appenzell, wo wir zum Mittagessen einkehren.

 Silberwurz-Blüte 'Dryas octopetala' Silberwurz-Blüte ‘Dryas octopetala’ © 2018 Bernd Runde

Lass es doch regnen, wir sind gut gerüstet. Es sieht nicht gut aus am Himmel - tief hängen die Wolken bis ins Tal. Regensicher verpackt starten wir unser Vormittagsprogramm. Wanderung durch die Wiesen nach Wasserauen. Bald stellt sich der Aufwand als Fehlplanung heraus - wir sind viel zu aufwendig angezogen. Der Regen bleibt aus. Das Wetter kippt nicht. Mit dem Zug fahren wir zurück - umziehen. Danach fahren wir in die Stadt, ein paar Besorgungen stehen noch an - auch nichts, fast alle Geschäfte haben bis 13:20 geschlossen, also erst ein kleiner Imbiss im Hotel Alpenblick. Danach stellen wir fest, dass fast alle Geschäfte nicht nur mittags geschlossen haben, sondern auch am Montag (es ist Montag der 18.06.2018) ihren Ruhetag haben. Also ziehen wir weiter zum Supermarkt, der hat geöffnet. Danach geht’s wieder in unser Lieblingscafé. Um 15:31 nehmen wir den Zug zurück nach Schwende. Den Tagesausklang verbringen wir auf dem Balkon, denn es ist ein wunderbarer Sommertag geworden.

 Blick auf den Alpstein von unserem Hotel aus Blick auf den Alpstein von unserem Hotel aus © 2018 Bernd Runde

Einen Seilbahn-Gutschein haben wir noch, es ist der letzte. Mit der Bahn fahren wir die zwei Stationen bis Weissbad, und von dort mit dem Bus hoch nach Brülisau (922 m). Die Seilbahn bringt uns hoch zum Hohen Kasten auf 1.794 Meter Höhe. Hier oben gibt es einen interessanten und sehenswerten Alpengarten. Bei unserem intensiver Alpengarten-Rundgang haben wir ständig Aussicht auf die faszinierende Bergwelt ringsum. Allerdings wechselt die Sicht nicht nur wegen des jeweiligen Standpunkts. Ziehender Wolken öffnen immer wieder neue Lücken und verleihen der Aussicht zusätzliche Reize. Im 360°-Drehrestaurant kehren wir zum Espresso ein, ehe uns die Seilbahn nach Brülisau zurück bringt. Von hier aus starten wir zu Fuß den Rückweg durch ein enges bewaldetes Bachtal und über Wiesen direkt hinunter nach Schwende (850 m).

Bei längeren Aufenthalten gibt es sogar eine weitere Gästekarte mit entsprechenden Gutscheinen. Am 20.06.2018 beginnt unsere zweite Woche. So können wir, ohne Tickets kaufen zu müssen, den Aufstieg zum Kronberg tatsächlich ein zweites Mal in Angriff nehmen. Der wolkenverhangene Tag bei der ersten Auffahrt war wirklich ein einmaliger ‘Ausrutscher’ von Petrus. Also lautet das Tagesprogramm “Fahrt nach Jakobsbad und mit der Luftseilbahn auf den Kronberg (1.663 m). Diesmal ist das Wetter uns wohlgesonnen. Die Sonne strahlt vom stahlblauen Himmel. Wir wandern ein gutes Stück mit herrlichen Ausblicken auf das nahe Alpstein-Gebiet mit dem 2.502 Meter hohen Säntis.

 Alpstein-Panorama mit Säntis, 2502 m Alpstein-Panorama mit Säntis, 2502 m © 2018 Bernd Runde

Die Wettervorhersagen werden immer zweideutiger für die kommenden Tage. Den Höhepunkt unserer Appenzeller Tage hatten wir eigentlich für den letzten Tag geplant. Damit diese Tour aber nicht sprichwörtlich ins Wasser fällt, starten wir schon heute zu unserem letzten Aufstieg. Wir wandern in Ruhe nach Wasserauen und nehmen die Seilbahn hinauf zur Ebenalp. Spektakulär ist die Wanderung zum Berggasthaus Äscher-Wildkirchli (1.454 m). Steil geht es zunächst abwärts, dann durch eine recht nasse und dunkle Höhle (mit Sonnenbrille ist man quasi blind). An einer kleinen Kapelle, dem sogenannten Wildkirchli, vorbei, die genau wie das Bergrestaurant direkt an und in die Felswand gebaut wurde. Zunächst genießen wir hier oben die herrliche Aussicht bei einem kühlen Drink. Vor dem Abstieg lassen wir uns noch ein gutes Mittagessen schmecken. Retour geht es wieder mit der Seilbahn und der Appenzeller Bahn.

 An die Steilwand geklatscht, das Berggasthaus Äscher-Wildkirchli An die Steilwand geklatscht, das Berggasthaus Äscher-Wildkirchli © 2018 Bernd Runde

Auf der Herfahrt hat uns das kleine Nachbarstädtchen gefallen. Warum also zur Abwechslung ‘mal ein Städtetag ? Mit der Bahn fahren wir über Gais nach Altstätten, wo wir den ganzen Tag verbringen.

Dann ist wirklich der letzte Tag gekommen. Müssen wir denn wirklich schon weg ? Wir nehmen noch einmal diese einzigartige Landschaft in uns auf bei einem Wiesen-Fußmarsch nach Wasserauen. Im Garten des Hotel Alpenrose kehren wir ein zu unserer liebgewonnenen Genuss-Prozedur. Nachmittags heißt es dann ‘packen’, ehe wir die Gaststube unseres Hotel zum Abschieds-Abendessen aufsuchen.

 Natur hautnah erlebern Natur hautnah erlebern © 2018 Bernd Runde

Bei an allen Tagen herrlichstem Wetter, auch der angekündigte Regen blieb aus, haben wir diese zehn Tage in vollen Zügen genossen. Inklusive aller Pausen benötigten wir für die Heimfahrt (24.06.2018) sechs Stunden. Unverzüglich beginnt die Arbeit an den Fotos und diesem Bericht, ehe wieder irgendwelche Entschuldigungen für eventuelle Verzögerungen herhalten müssen.


2016 - Senioren auf Nostalgie-Tour

Der Reisetag (Tag 1)

Was machen wir denn im Herbst? Wie wäre es mit Bergwandern in Grindelwald? Au ja. Wie hieß denn unser Hotel, als wir 2009 das letzte Mal in Grindelwald waren? Das war der ‘Alpenhof’! Also schnell im Internet das Hotel bestellt.

04.09.2016 So sind wir um 09:00 Uhr unterwegs gen Süden. Im Internet habe ich die Route nach Grindelwald recherchiert. Wir nehmen nicht die von Google vorgeschlagene ‘beste’ Route - auf der sollen die anderen fahren. Wir wollen schon die Anreise zum Urlaubstag machen und wählen eine Nebenstrecke über Singen und Schaffhausen. Nach 748 Kilometern erreichen wir unser Ziel - Grindelwald um 17:50 Uhr.

Der Wetterbericht hat allerdings nichts Verheißungsvolles verkündet: ‘In den nächsten Tagen zieht ein breites Wolken- und Regenband von Westen her über Mitteleuropa.’ Hoffentlich zieht es recht schnell. Leider nicht. Bei der Anreise kommen wir schon in Deutschland in einige Regenzonen. So richtig heftig wird es dann ab Zürich. Es gießt. Bei unserer Ankunft können wir das Gepäck nur mit aufgespanntem Regenschirm ausladen. Einen kurzen Stopp hatten wir noch in Winterthur eingelegt, um uns mit den nötigen Devisen zu versorgen.

Einige Verwirrung gibt es bei der Suche unseres Hotels. Die uns bekannte Zufahrt existiert nicht mehr. Als wir uns nach dem Weg erkundigen, trifft uns der Schlag. Wir haben gar nicht in dem uns bekannten Hotel von 2009 gebucht. Durch einen nicht rekonstruierbaren geistigen Aussetzer bei der Recherche, landen wir nicht in unserem damaligen Domizil. Das jetzt gebuchte Hotel ‘Alpenblick’ liegt weit außerhalb der Stadt (N 46° 37’ 36”, E 8° 2’ 55”), allerdings mit einer Bushaltestelle für den kostenlosen Stadtbus vor der Tür. Später stellt sich dieses Missgeschick als Glücksgriff heraus, wir haben ein sehr angenehmes sauberes Familien-Hotel erwischt.

Mit Regenschirm schaffen wir auch den Weg in die Innenstadt zu einem gemütlichen Abendessen mit frischen Felchen im C&M.

Stadtbummel und zur Tourist-Info (Tag 2)

05.09.2016 Es hat die ganze Nacht gegossen und hört auch tagsüber nicht auf. In Regenkutten unternehmen wir einen Stadtbummel. In der Tourist-Info besorgen wir alle Unterlagen für die geplanten Wanderungen in den Bergen rund um Grindelwald. Beim Besuch des Supermarktes wandern einige Leckereien und der obligatorische Schweizer Rotwein in den Rucksack. Zurück sind wir gegen 12:00 Uhr für ein Mittagessen mit dem restlichen Reiseproviant.

Mit der Pfingstegg-Seilbahn zur ersten Bergwanderung (Tag 3)

06.09.2016 Der Regen ist vorbei. Uns begrüßt ein strahlender Sonnentag mit wolkenlosem blauen Himmel. Als Frühaufsteher sind wir schon um 08:50 Uhr, noch vor der ersten Bergfahrt, an der Pfingstegg-Seilbahn. Wollen mal testen, ob die alten Knochen noch einsetzbar sind.

Schnell sind wir oben auf 1.400 Meter. Der geplante Weg enthält keine extremen Passagen. Froh sind wir allerdings immer wieder, welche Hilfe beim wandern die Wanderstöcke sind. Vielleicht ist es ja auch der psychologische Effekt der Sicherheit. Langsam wandert die Sonne über sie Berggipfel hinein in den Kessel mit dem Ischmeer-Gletscher. Über eine halbe Stunde wandern wir unterhalb der Felswand immer dichter heran an den Gletscher-Abbruch. Dann drehen wir um und folgen dem Weg in Richtung zum Wetterhorn. Wir genießen die erwachende Natur und verhalten oft den Schritt, um die Blüten neben dem schmalen Wanderpfad im Foto festzuhalten.

Das Höhenprofil dieser ersten Bergwanderung Das Höhenprofil dieser ersten Bergwanderung © 2016 Bernd Runde

Dieser erste Teil der Bergwanderung endet um 11:40 Uhr, genau richtig für eine Einkehr an der Milchbach-Hütte. Nach der Stärkung beginnen wir um 13:00 Uhr den Abstieg durch die wildromantische Bergwelt unterhalb des Grindelwald-Gletschers. Es geht kontinuierlich abwärts von 1.360 Meter auf 1.100 Meter hinunter nach Grindelwald.

Das Tal der schwarzen Lütschine ist eine einzige Geröllhalde aus vom Gletscher glatt gehobelten Felsbrocken, durch die sich der milchig-trübe Bach, der nach den heftigen Regenfällen der letzten Tage noch immer reichlich Wasser führt, gurgelnd und schäumend talwärts ergießt.

Die schwarze Lütschine tobt Die schwarze Lütschine tobt © 2016 Bernd Runde

Ab Brand wandern wir dann unterhalb des Wetterhorns durchs Tal zurück nach Grindelwald, wo wir um 14:40 Uhr in unserem Hotel ankommen. Das war ein großartiger Tag, auch wenn es inzwischen tropisch heiß geworden ist. Wenn’s Wetter hält werden wir alle geplanten Bergwanderungen in Angriff nehmen können.

Abends reicht die Kondition so gar noch, um in die Stadt zu bummeln für einen Espresso.

Mit der Seilbahn hoch und dann vom Männlichen zur Kleinen Scheidegg wandern (Tag 4)

07.09.2016 Um 09:35 Uhr stehen wir voller Tatendrang an der Bushaltestelle. Letzte Station des Dorfbusses ist die Männlichen-Seilbahn. In dreißig (30) Minuten sind wir von der Talstation auf 942 Metern ü.N. auf 2.222 Meter in die Berge hoch über Grindelwald enteilt.

Blick auf die Berge oberhalb Lauterbrunnen Blick auf die Berge oberhalb Lauterbrunnen © 2016 Bernd Runde

Der Panorama-Weg durch die herrliche Bergwelt angesichts von Eiger, Mönche und Jungfrau und der Blick hinunter auf Grindelwald oder hinüber nach Lauterbrunnen bietet einen nachhaltigen Eindruck von der Schweizer Bergwelt. Von 10:45-12:30 Uhr wandern wir gemütlichen Schrittes, wie es sich für Senioren gehört, durch die Natur. Auch zu lachen gibt es viel hier oben: hastende und hetzende Zeitgenossen. Bestimmt werden Wenige davon abends eine Schilderung der Landschaft abgeben können.

Bergwanderung vom Männlichen zum Fallbodensee Bergwanderung vom Männlichen zum Fallbodensee (aus GPS-Track-Analyse.NET) © 2016 Bernd Runde

Unsere Tagesplanung erlaubt uns eine Einkehr im Bergrestaurant ‘Grindelwaldblick’. Dann wandern wir noch etwas weiter und steigen über die ‘Kleine Scheidegg’ (2.060 m) in Richtung Eiger-Gletscher hinauf zum Fallbodensee auf 2.160 Meter.

Der Eiger-Gletscher vom Fallbodensee aus Der Eiger-Gletscher vom Fallbodensee aus © 2016 Bernd Runde

Von der Kleinen Scheidegg führt die Jungfraubahn talwärts und bringt uns zurück nach Grindelwald. Um 17:00 Uhr sind wir wieder im Hotel.

Bergwanderung hoch über Grindelwald zum Bachalpsee (Tag 5)

08.09.2016 Wieder sind wir pünktlich an der Bushaltestelle, um recht früh ein Bahn für den Aufstieg zur nächsten Bergwanderung zu erwischen. Hoch geht es mit der Seilbahn hinauf über drei Stationen von Grindelwald (1050 m) zum First auf 2.168 Meter.

Erinnerungen treiben uns. Hier oben, umgeben von der einzigartigen Kulisse der Alpen, sind wir schon 2002 gewesen und haben die einzigartige Natur in uns aufgesogen. Was wir allerdings aus der Gondel blickend unter uns sehen, sieht nicht nach verheißungsvoller Natur aus. Wanderwege sind betoniert und zu GoCart-Bahnen ausgebaut. Extra-Fahrradwege für sogenannte ‘Trottibikes’ führen ins Tal. Die Tourismus-Industrie hat zugeschlagen. Wer will heute schon noch Natur erleben? ‘Action’ muss her. Als wir dann die Seilbahngondel verlassen, trifft uns fast der Schlag. Was ist denn hier los? Hunderte von Asiaten bevölkern die Bergstation und alle aufwärts führenden Wanderwege.

Selbst der Fuchs hat sich an die Touristenmassen gewöhnt Selbst der Fuchs hat sich an die Touristenmassen gewöhnt © 2016 Bernd Runde

Wir versuchen diese Umgebung auszublenden und starten unseren Weg bergauf. Die frische Bergluft und die wunderbaren Ausblicke auf die sonnenbeschienenen Berge lassen die touristischen Auswüchse etwas in den Hintergrund treten. Blüten am Wegesrand, Gemsen hoch oben im Geröll, ein mächtiger Raubvogel - ob Adler oder Bartgeier ist nicht auszumachen - sind wunderbare Rahmenbedingungen auf dem Weg zum Bachalpsee, den wir am Ende dieser Bergwanderung in 2.265 Metern Höhe erreichen.

Wanderalternativen in reicher Auswahl Wanderalternativen in reicher Auswahl © 2016 Bernd Runde

Die besondere Faszination dieses Fleckchen Erde geht von den einzigartigen Spiegelungen der eis- und schneebedeckten Berge auf der spiegelglatten Seeoberfläche aus. Sehr lange hocken wir am Rande des Sees und lassen diese Stimmung tief in unsere Seele einwirken - man möchte nicht weg hier.

Ein unvergesslicher Blick auf den Grindelwald-Gletscher und die Bergwelt Ein unvergesslicher Blick auf den Grindelwald-Gletscher und die Bergwelt © 2016 Bernd Runde

Nach dem Rückweg kehren wir im First-Restaurant zu einer echten Schweizer Spezialität ein - Rösti mit Speck, überbackenem Käse und Spiegelei. Wir sitzen irgendwo abseits vom lauten Trubel und habe Gelegenheit uns die Meinung des Kellners über das Auftreten des neuen Geldadels anzuhören.

Die technischen Errungenschaften wie ‘Cliff Walk’ und ‘First Flieger’ rund um die Bergstation reizen uns überhaupt nicht. Ein kurzer Weg auf einen Aussichtspunkt über einem Felsvorsprung zeigt ganz beeindruckend, dass sich die Aussicht nicht im Geringsten von den Aussichten auf Wegen und Wiesen in der Natur unterscheiden. Als Verdauungsspaziergang nehmen wir dann noch den Abstieg bis zur Seilbahn-Station Schreckfeld unter die Stiefel. Erst dort steigen wir für den Rest des Abstiegs ins Tal die Gondelbahn.

Kleine Bergwanderung am Vormittag (Tag 6)

09.09.2016 Das müsste am Vormittag zu schaffen sein. Mit dem Postbus in die entgegengesetzte Richtung wie die Tage zuvor bis Große Scheidegg. Die Berge hier oben auf 1.962 Metern strahlen eine majestätische Ruhe aus.

Eismeer-Gletscher mit Mönch und Eiger Eismeer-Gletscher mit Mönch und Eiger © 2016 Bernd Runde

Einen Weg ohne große Höhenunterschiede haben wir uns vorgenommen. Es dauert keine 15 Minuten, dann ist von den Personen, die den Bus verlassen haben, nichts mehr zu sehen. Schnell ein Handy-Foto, am besten ein ‘Selfie’ und schon sind sie davongeeilt. Der Tag hat doch gerade erst begonnen, warum denn hetzen? Wir wandern gemütlich bis zur Seilbahn-Station Schreckfeld. Dort kehren wir zum Mittagessen ein.

Ein Hingucker am Wegesrand Ein Hingucker am Wegesrand © 2016 Bernd Runde

Auch heute wandern wir nach dem Essen noch ein Stück talwärts. Bei diesem Abstieg von 1.955 Meter zur nächsten Seilbahn-Station ‘Bort’ auf 1.570 Meter haben wir nur Sorge, dass uns ungeübte Cart-Fahrer von hinten ‘entsorgen’, denn der Wanderweg ist zur Cartbahn umfunktioniert - wer wandert hier schon noch zu Fuß? In Bort nehmen wir dann die Firstbahn talwärts.

Die Zufriedenheit mit uns und dem stabilen Sommerwetter bringen wir abends mit einem weiteren Bummel ins Dorf zum Ausdruck. Es gibt da ein Restaurant in dem der Espresso - spezial-geröstete Bohnen, frisch gemahlen - einem Kaffee-Trinker besondere Gaumenfreuden bereitet, das C&M.

Das Jungfrau-Joch, der Höhepunkt - wandern im Schnee hoch über dem Aletsch-Gletscher (Tag 7)

10.09.2016 Den Höhepunkt eines Grindelwald-Aufenthaltes haben wir uns für heute - Sonnabend - aufgehoben. Wieder ist es der 09:35-Uhr-Bus, der uns zunächst bis Grund bringt. Am Bahnhof herrscht Chaos pur. Erst werden einige reservierte Sonderzüge mit japanischen Reisegruppen abgefertigt. Keiner weiß, welches der richtige Zug zum Jungfrau-Joch ist. Als dann pünktlich der richtige Zug einrollt, stellen wir mit Entsetzen fest, dass fast kein Platz mehr frei ist. Wir hätten eine Station vorher einsteigen sollen. Der Zug kommt nämlich direkt aus Grindelwald.

Der 22 km lange Aletsch-Gletscher vom Jungfrau-Joch aus Der 22 km lange Aletsch-Gletscher vom Jungfrau-Joch aus © 2016 Bernd Runde

Eine junge Frau neben uns, sieht sich veranlasst, unser Erstaunen über diesen Massenbetrieb aufzuklären. “Heute ist auf der Kleinen Scheidegg das Ziel für den 24. Jungfrau-Marathon, der um 09:00 Uhr in Interlaken gestartet wurde. Es werden 5.000 (!!) Läufer erwartet.”

Der 'Obere' Eismeer-Gletscher Der ‘Obere’ Eismeer-Gletscher © 2016 Bernd Runde

Die Zahnradbahn bringt uns zunächst auf die Kleine Scheidegg. Dort heißt es dann erneut ins Gewühle - umsteigen in den Zug zum Jungfrau-Joch. Leider bleiben nicht alle beim Marathon. Auch dieser Zug ist vollbesetzt. Mit zwei Zwischenstopps - Eigerwand und Eismeer - braucht der Zug für die 9,4 Kilometer durch den Berg und die 1.393 Meter Höhenunterschied knapp eine Stunde. Dann sind wir endlich oben.

Das Junfrau-Massiv 4.158 m Das Junfrau-Massiv 4.158 m © 2016 Bernd Runde

Der unterirdische Gang zieht sich mit zum Teil verwirrenden Wegweisern endlos. Wir wollen schnellstmöglich an die frische Luft und auf den Höhenwanderweg der oberhalb des Aletsch-Gletschers zur Mönchsjoch-Hütte führt. Endlich, Licht am Ende des Tunnels. Noch einige Schritte und wir stehen im Schnee auf dem - für uns - imposantesten Höhenweg in den Schweizer Alpen. Berge, Gletscher, Schnee und Eis - Herz was willst du mehr? Schon nach wenigen Schritten sind nur noch wenige Personen auf dem Weg. Uns ist nur an diesem beeindruckenden Panorama gelegen. Wir haben keine Ambitionen die Mönchsjoch-Hütte zu erreichen, die zu dieser Zeit sicher total überfüllt sein wird. Wir wandern ein gutes Stück, schwelgen in Erinnerungen, fangen alle Motive mit der Kamera ein und genießen es, noch einmal hier oben sein zu dürfen.

Einzigartiger Höhenweg auf dem Jungfrau-Joch Einzigartiger Höhenweg auf dem Jungfrau-Joch © 2016 Bernd Runde

Zurück bringen uns zunächst wieder die Jungfraubahn. Als wir die Kleine Scheidegg erreichen, ist dort der Bär los. Brodelnde Menschenmassen bevölkern das Gelände. Um 15:30 Uhr ging der Marathon zu Ende, jetzt ist Volksfest. Wissend, wo der Zug der Wengeralpbahn hält, stehen wir recht günstig am Eingang eines Waggons. Wir erreichen einen Sitzplatz vor den heranstürmenden Japanern. Plötzlich leert sich der Zug wieder - die Japaner werden aufgerufen, in einen bereitstehenden Sonderzug umzusteigen.

Auf der Kleinen Scheidegg endet der Marathon Auf der Kleinen Scheidegg endet der Marathon © 2016 Bernd Runde

Um 17:00 Uhr sind wir im Hotel. Heute fiel das Mittagessen aus, deshalb starten wir um 19:00 Uhr noch unseren Abendspaziergang zum Abendessen im C&M.

Besuch des Alpen-Vogelpark und locker bergab wandern (Tag 8)

11.09.2016 Wieder verlassen wir Grindelwald mit dem Postbus um 09:35 Uhr in Richtung Große Scheidegg. Dort oben soll es einen Alpen-Vogelpark geben, der aus vielfältigen Gründen nicht in Freiheit lebensfähige Vögel betreut. Nach dem Besuch bei Uhu, Schleiereule, Steinkauz und ihren Artgenossen, machen wir uns auf den Rückweg - ohne Verkehrsmittel versteht sich. Wir wandern den überwiegend talwärts gerichteten Wanderweg gen Grindelwald. Dort kommen wir um 12:00 Uhr an und starten nach einer kurzen Pause in die nahe Konditorei.

Ein Uhu im Alpen-Vogelpark Ein Uhu im Alpen-Vogelpark © 2016 Bernd Runde

Auf der Busalp erleben wir ‘Schweiz pur’ - auch ohne Bergwanderung (Tag 9)

12.09.2016 Da verbinden wir noch eine andere Stelle in den Schweizer Alpen mit wunderschönen Erinnerungen. Weil der Weg dorthin in keine unserer Wanderrouten passte, sind wir 2009 genüsslich mit dem Bus hinauf gefahren zur Busalp.

Das werden wir zum Abschluss dieses Grindelwald-Urlaubs wiederholen. Ein Tag noch einmal mitten in der Natur der Bergwelt und so richtig abschalten. Wir sind sicher, diese Stelle ist nichts für Japaner und Chinesen. Wir hoffen, dort die Ruhe der Berge noch einmal so richtig genießen zu können. Mit dem Bus um 10:55 Uhr geht es hinauf zur Busalp. Es ist eine atemberaubende Fahrt auf einer einspurigen Straße den Berg hoch von 1.050 m auf 1.800 Meter.

Grindelwald mit Wetterhorn, Schreckhorn und Grindelwald-Gletscher Grindelwald mit Wetterhorn, Schreckhorn und Grindelwald-Gletscher © 2016 Bernd Runde

Nach der Ankunft wandern wir zunächst zu einem nahen Aussichtspunkt. Von hier hat man das ganze Alpen-Panorama mit den Grindelwald beherrschenden Eiger, Mönch und Jungfrau sehr schön im Blick. Danach kehren wir in der Busalp-Restaurant zu einem zünftigen Abschiedsessen ein. Erst um 15:20 Uhr kehren wir zurück ins Hotel. Es folgt der unangenehmste Teil einer jeden gelungenen Urlaubsreise - packen.

13.09.2016 Heimreise über Bern, Basel, Frankfurt, ab 08:30 Uhr, an 17:30.

Stationen unserer Bergwanderungen in der Natur rund um Grindelwald Stationen unserer Bergwanderungen in der Natur rund um Grindelwald (aus GeoSetter) © 2016 Bernd Runde

Ein paar Daten: An- und Abreise je 710 km. 9 Tage im DZ für 1.450 CHF abzüglich 10% Mehrtages-Rabatt. Ein Riesenloch in die Reisekasse haben allerdings die Kosten für Bus/Bahn und Seilbahnen gerissen. Dafür sind 770 CHF draufgegangen. Anreise 8 Stunden, Heimreise 9 Stunden mit ausgiebiger Mittagspause in Sasbachwalden/Schwarzwald mit Weineinkauf.


2014 - Bergwandern rund um Schwende im Appenzeller Land

Das muss ein besonders schöner Urlaub gewesen sein. Nirgends in meinem Archiv finde ich Hinweise auf einen ausführlichen Reisebericht. Vermutlich habe ich die GEO-Daten des GPS-Trackers für ausreichend gehalten, um Erinnerungen wachzurufen. Also kein langes Gelabere, sondern Fakten und Daten mit einer gut bestückten Bilderschau.

 Rund um den Seealpsee Rund um den Seealpsee © 2014-2019 Bernd Runde
 400 Meter Höhendifferenz reichen am ersten Tag 400 Meter Höhendifferenz reichen am ersten Tag © 2014-2019 Bernd Runde

Nachdem wir uns gestern eingelaufen haben, werden wir heute eine der schönsten Touren in diesem Teil des Alpsteins unternehmen. Die Seilbahn bringt uns hinauf zur Ebenalp (1.640 m). Im großen Bogen führt der Weg um das Felsmassiv an den Fuß einer gewaltigen Steilwand. Am Gasthaus ‘Äscher’ vorbei führt der Weg durch sattgrüne Wiesen oberhalb des Seealpsees zur Altenalp. Von hier geht es in einer großen Schleife, auf zum Teil mit Seilen gesicherten Kletterpartien, hinauf zum Berggasthof ‘Schäfler’ auf 1.923 Meter.

 Die Tour zum Schaefler als Rundweg Die Tour zum Schaefler als Rundweg © 2014-2019 Bernd Runde
 Von 1.640 auf 1.920 Meter Von 1.640 auf 1.920 Meter © 2014-2019 Bernd Runde

 Entspannte Talwanderung Entspannte Talwanderung © 2014-2019 Bernd Runde

 Gern gehen wir die Tour vom Kronberg nach Schwende Gern gehen wir die Tour vom Kronberg nach Schwende © 2014-2019 Bernd Runde

 Die Abschiedstour zum Äscher Die Abschiedstour zum Äscher © 2014-2019 Bernd Runde
 Die Seilbahn bringt uns hoch Die Seilbahn bringt uns hoch © 2014-2019 Bernd Runde

Zur Foto-Galerie klick auf [Bilder]

Die Jahre davor: 1982 - 1999 und 2002 - 2010

Für Details zu 1982 - 1999 klick auf Teil 1

Für Details zu 2002 - 2010 klick auf Teil 2