Reisetagebücher

Bernd Runde

Mit Auto und Fähre unterwegs in Griechenland, der Wiege Europas mit seinen Spuren antiker Vergangenheit, und auf seinen Inseln. Dabei ist griechisches Essen und griechischer Wein in mediterraner Umgebung nicht zu kurz gekommen. (1967-1992)

Auf mehreren Reisen sind wir meist mit dem eigenen Auto unterwegs kreuz und quer durch Griechenland 'Europas Wiege' und seinen Inseln - wir bereisen Mazedonien, den Pelepones, Athen und die zwölf Inseln Kreta, Thassos, Rhodos, Santorin, Delos, Mykonos, Kalymnos, Patmos, Kos, Poros, Hydra, Ägina.


[Alle Fotos haben GEO-Daten]

Thessaloniki - Delphi - Athen (1967)

Eine Stippvisite im antiken Griechenland

Stationen der ersten Griechenland-Reise Stationen der ersten Griechenland-Reise (aus GeoSetter) © 1967-2016 Bernd Runde

Thessaloniki, die 1600 Jahre alte Industrie- und Handelsstadt am thermaischen Golf ist unser erstes Ziel. Nicht viel erinnert mehr an die fast 500-jährige Zugehörigkeit zum türkischen Herrschaftsbereich. Unverkennbar ist allerdings die Ähnlichkeit der Hagia Sophia mit der gleichnamigen Basilika in Instanbul, auch wenn nach 1918 alle Minarette entfernt wurden. Sieht man vom Meer durch eine der verhältnismäßig breiten Straßen, so erkennt man, wie die Stadt einem Amphietheater gleich ansteigt.

Der weiße Turm am Hafen in Thessaloniki Der weiße Turm am Hafen in Thessaloniki (Dia-Duplikat) © 1967-2016 Bernd Runde

Wir verlassen Thessaloniki und fahren weiter Richtung Athen. In Lamia verlassen wir die Autobahn und fahren über schmale Schotterstraßen durchs Gebirge. An Arachova vorbei kommen wir dann nach Delphi. Der eigentliche Ort Delphi liegt heute einige 100 Meter westlich vom antiken ‘Heiligen Bezirk”. Man hat das ganze Dorf umsetzen müssen, um die Ausgrabungen des Heiligtums durchführen zu können. Ein Blick auf den Ausgrabungsbezirk vermittelt eine ungefähre Vorstellung von der imposanten Lage des antiken Heiligtums am Fuße steiler Felswände.

Die Tholos von Delphi Die Tholos von Delphi (Dia-Duplikat) © 1967-2016 Bernd Runde

Über die gepflasterte ‘Heilige Straße’, die mit Schatzhäusern und Weihgeschenken bestanden war, betritt man den ‘Heiligen Bezirk’. Von den Schatzhäusern ist bisher nur das der Athener wieder aufgebaut worden. Das eigentliche Heiligtum, der Tempel des Apoll, der Sitz des antiken delphischen Orakels, besteht nur noch aus den Grundmauern und einigen Säulenresten, die die einstige Größe dieses Bauwerks nur erahnen lassen. Oberhalb des Tempels liegt das Theater, das 5.000 Zuschauern Platz bot. An der höchsten Stelle Delphis befindet sich das Stadion, dem man wahrlich nicht ansieht, das es 1800 Jahre alt ist. Vor den Toren Delphis befindet sich die Mamaria, ein Heiligtum der Göttin Athene, mit der Tholos, einem kleinen Rundtempel. Mit einem letzten Blick durch die Säulen der Tholos auf den antiken Apollon-Tempel verlassen wir Delphi und sind auch schon nach kurzer Zeit mitten im 180 Kilometer entfernten Athen.

Athen, die Stadt in der 1896 die erste Olympiade der Neuzeit stattfand. Das zu diesem Anlass restaurierte antike Stadion aus dem Jahr 330 vor unserer Zeitrechnung vermittelt einen Endruck der ursprünglichen Größe. Athen, die Stadt der Altertümer. Geht man vom Stadion am Olympeion vorbei zur Akropolis, so sieht man am Südwesthang der Akropolis die drei-stöckige Fassade des Odeon des Herodes Atticus. In der Antike hatte dieses Theater ein Dach.

Die Akropolis betritt man durch die Propyläen, eine großartige Eingangshalle. Gleich neben den Propyläen befindet sich der kleine Tempel der Athena Nike. Von hier hat man einen herrlichen Blick hinunter auf die Athener Altstadt.

Antikes Athen damals Antikes Athen damals (Dia-Duplikat) © 1967-2016 Bernd Runde

Mischen wir uns also unter die Menschenmassen und schlendern mit weit geöffnetem Sucher durch Tempel und antike Ruinenfelder. Die Propyläen, durch die man den Innenhof betritt hat, steht unmittelbar vor dem Parthenon. Dieser 70 Meter lange Tempel mit den fünfzig 10 Meter hohen Säulen mit seinen Giebelstrukturen und Friesen galt als das großartigste Bauwerk der Antike.

Am Nordabhang der Akropolis steht das Erechteon. Gehen wir durch ein Feld von Marmorblöcken und Säulenkapitellen hinüber, so ist es vor allem die Korenhalle, die den Besucher anzieht.

Ganz gleich, an welchem Bauwerk man steht, die Aussicht auf die Stadt ist überall imponierend. Zwischen Stadion und Akropolis befindet sich das Olympeion mit dem Tempel des ‘Olympischen Zeus’. Von den 104 riesigen, mehr als 17 Meter hohen korinthischen Säulen, die die Cella des Tempels in einer Doppelreihe umgaben, sind nur 17 erhalten geblieben.

Bevor wir Athen verlassen noch ein kurzer Besuch am Königspalast. Die Wachablösung der Evzoni, der königlichen Leibgardisten, ist auch hier, wie in anderen Königreichen, ein gern besuchtes Schauspiel.

Frisch gestärkt und mit dem nötigen Proviant versehen, verlassen wir Athen und fahren über Piräus Richtung Korinth, um in Xylokastro einige Badetage zu verbringen.

Wenn auch die antiken Ruinen durch den Tourismus eine der Haupteinnahmequellen des Landes sind, so besteht Griechenland doch nicht nur aus Altertümern. Mit einer Erzeugung von 140 Tausend Tonnen Rosinen ist Griechenland zweitgrößtes Produktionsland auf diesem Gebiet. Noch vor den Rosinen steht als weiteres Exportprodukt jedoch die Baumwolle. Ca. 150.000 Bauernfamilien befassen sich mit dem Baumwoll-Anbau. Als wichtigster Exportartikel darf natürlich der Tabak nicht vergessen werden. In Ostmazedonien und Trazien sind 50 % der Landbevölkerung mit dem Tabakanbau beschäftigt. Mit 40% des gesamten griechischen Exports ist der Tabak ‘die’ Einnahmequelle.

Nach den Badetagen an der Küste bei Xylokastro geht es wieder gen Norden. Das Leonidas-Denkmal an den Thermophylen erinnert an die Schlacht der Griechen gegen die Perser im Jahre 480 vor der Zeitrechnung. Noch einmal passieren wir Thessaloniki auf der Fahrt durch Wälder und Berge am Ägäischen Meer entlang über Kavalla, die alte Hafenstadt, und am Lago Bistonis vorbei neuen großen Zielen (Türkei) entgegen.


Athen - Ägäis-Kreuzfahrt) (1976)

Eine Kreuzfahrt soll es diesmal sein

Von Frankfurt fliegen wir nach Athen. Schon beim Blick aus dem Kabinenfenster sind sie auszumachen, die Inseln der Ägäis. Bevor wir jedoch zur Kreuzfahrt gen Kairo aufbrechen, haben wir einen Tag Zeit für eine Erkundung wenigstens der wichtigsten Sehenswürdigkeiten von Athen. Am frühen Nachmittag landen wir in der griechischen Hauptstadt. Um 15:30 Uhr haben wir schon unser Zimmer im Hotel Atlantic bezogen und brechen sofort zu einem kleinen Stadtbummel auf. Nach der Besprechung mit der Reiseleitung um 17:00 Uhr ziehen wir durch die PLAKA und fallen nach dem Abendessen im Hotel schachmatt ins Bett.

Am nächsten Tag, es ist der 29.09.1976, erkunden wir Athen. Zufällig erleben wir den Kirchgang der Regierung KARAMANLIS. Natürlich steht die Wachablösung vor dem ehemaligen Schloss auf dem Programm. Dann geht es in die Altstadt und auf einen Flohmarkt. Nachmittags steigen wir auf den Stadtberg Philopapos mit herrlichem Blick auf die Akropolis und zum Thesseion. Abends fahren wir mit der U-Bahn nach Piräus. Im Nino Limano (Kleiner Hafen) genießen wir die herrliche Abendstimmung bei Fisch und Demestica.

Stationen dieser Reise Stationen dieser Reise (aus GeoSetter) © 1967-2016 Bernd Runde

Am folgenden Tag werden wir erst am späten Nachmittag für den Transfer nach Piräus per Bus abgeholt, Zeit also für einen weiteren Besuch der Plaka. Die STELLA SOLARIS sticht von Piräus aus für eine 7-Tage-Kreuzfahrt ins östlichen Mittelmeer auf. Zunächst geht es nach Alexandria - mit einem Ausflug zu den Pyramiden von Gizeh.

Am fünften Tag der Reise legen wir vor Rhodos an. Imponierend die den Hafen beherrschende Festungsanlage aus der Zeit der Kreuzzüge im 5. Jahrhundert. Nach der Ausschiffung schlendern wir zunächst rund um den pitoresken Hafen, der von drei alten Windmühlen beherrscht wird. Dann geht es hinein in das bunte Treiben der faszinierenden Altstadt.

So’n Mist, muss die Kamera denn gerade jetzt spinnen? Der Fußmarsch führt uns durch die Rittertrasse bis zum Grossmeister-Palast, der heute ein interessantes Museum beherbergt. Überall sind auch die Spuren einer Jahrhunderte währenden Türkenherrschaft zu sehen. Fasziniert schauen wir einem Töpfer zu, der auf der Straße seiner Beschäftigung nachgeht. Nach einem Mittagessen an Bord brechen wir mit einem Bus ins 55 Kilometer entfernte Lindos auf. Schon von weitem grüßt der Burgberg mit der Akropolis herüber. Von der Akropolis mit ihren antiken Monumenten, wie den Propyläen und dem Athene-Tempel hat man eine wunderbare Sicht auf die Stadt Lindos und das Meer. Um 19:30 Uhr sind wir wieder im Hafen und die STELLA SOLARIS steuert das nächste Ziel an.

Am nächsten Morgen erreichen wir Kreta und sind nach einer 15 minütigen Busfahrt in Knossos. Die Besichtigung des Minos-Palastes mit dem Thronsaales, dem Palast der Königin, dem sogenannten Labyrinth, dem Doppel-Axt-Saal und anderen rekonstruierten Gemächern ist eine schweißtreibende Angelegenheit. Danach besuchen wir noch das Museum von Heraklion mit seinen unzähligen Fresken, Vasen und Schmuckstücken aus Gold und Silber. Schon am Mittag legt das Schiff wieder ab.

Wir erreichen Santorini. Hochinteressant ist die Einfahrt in die Krater-Kaldera der Insel Santorini. Das Schiff legt nicht an, sondern ankert auf Reede. Wir werden mit Motorbooten an Land gebracht. Santorini ist eine Vulkaninsel wilder und malerischer Schönheit. Der Aufstieg über …zig Treppenstufen in die Stadt Phira erfolgt mit Mauleseln. An den nächsten Tagen haben wir kleine Probleme beim Hinsetzen. Nach der Besichtigung und einer Weinprobe, wir haben uns von der Gruppe abgesetzt, erfolgt der Abstieg zum Hafen zurück zu Fuß.

Bei Sonnenaufgang erreichen wir Delos. Das Schiff legt auch hier nicht an. Ausschiffung mit Motorbooten um 08:00 Uhr und Besichtigung zu Fuß dieser kleinen geweihten Insel, die der Legende nach die Geburtsstätte Apolls und Artemis war. Wir besichtigen unter fachkundiger Anleitung die Ruinen des Griechischen Tempels, die antike Löwen-Allee, des römischen Viertels mit seinen Häusern, Statuen und Bädern.

Nur eine Stunde von Delos entfernt liegt die malerische Insel Mykonos. Wieder werden wir mit Motorbooten übergesetzt. Die Besichtigung dieser kleinen Insel erfolgt zu Fuß. Die Windmühlen und die überwiegend weiß getünchten Kapellen verleihen der Insel ihr charakteristisches Aussehen. In ausgelassener Stimmung beenden wir die Besichtigung von Mykonos.

Windmühlen von Mykonos Windmühlen von Mykonos (Dia-Duplikat) © 1967-2016 Bernd Runde

Die STELLA SOLARIS legt erst gegen Mitternacht ab und steuert den Endpunkt dieser interessanten Reise – Piräus - an, wo wir am nächsten Morgen um 09:00 Uhr eintreffen.

Die nächsten Tage verbringen wir am Saronischen Golf. Strahlender Sonnenschein, kristallklares Wasser und viel Ruhe – wir genießen diese Tage an der Küste in vollen Zügen. Aber bei einem Griechenland-Aufenthalt lockt auch immer wieder die antike Vergangenheit – und so sind wir noch einmal auf Achse. Ein Tagesausflug führt und nach Alt-Korinth – Mykene – Nauplion und Epidaurus.

Kleine Inselkreuzfahrt

Am 14.09.1976 treibt es uns noch einmal auf Meer hinaus. Mit dem Bus fahren wir nach Piräus. Von dort geht es mit der SARONIC STAR auf die Inseln Ägina (Tempel), Poros und Hydra. Ein Tag in ausgelassener Stimmung. Ein bisschen bummeln, griechisches Flair genießen, leider oft wegen der nur kurzen Aufenthalte etwas unter Zeitdruck, aber trotzdem entspannend.


Große Griechenland-Rundfahrt im eigenen Auto (1979)

ADAC Package-Tour Griechenland

Stationen der Reise Stationen der Reise (aus GeoSetter) © 1979-2016 Bernd Runde

Mazedonien (1.Etappe)

01.09.1979 ab 09:00 Uhr, an 16:00 Uhr Ancona. 23:00 Uhr kleines Lunch an Bord der Mediterranian Sea.

02.09.1979 Sonntag. 00:30 Uhr Abfahrt, 07:00 Uhr aufstehen, 08:00 Uhr Frühstück, 11:45 Uhr Lunch, 19:30 Uhr Dinner. Den ganzen Tag faul an Deck in der Sonne (mit Campari).

03.09.1978 Montag. 11:00 Uhr Ankunft in Patras. 12:00 Uhr Ausschiffen. Da die Grenzformalitäten schon an Bord durchgeführt wurden, können wir sofort weiterfahren. In Rion setzen wir mit der Fähre nach Antirion über. Unsere Fahrt geht nach Arta (byzantinische Kirche, Brücke aus dem 16. Jahrhundert). Durch das fruchtbare Louros-Tal geht es weiter in Richtung Ioanina. Kurz vo unserem Ziel machen wir noch einen Abstecher nach Dodoni. Zeus- und Diane-Kultstätte (Orakel) und großes Theater von 297 v. Chr. Um 20:00 Uhr erreichen wir unser Ziel: Xenia-Hotel in Ioanina. Abendessen mit Zuccinis und einem Fläschchen griechischem Rotwein (Hotel gut und ruhig).

04.09.1979 Dienstag. Aufenthalt in Ioanina. Vormittags Altstadtbummel, mit dem Boot auf die Insel im Pamvotis-See. Inselrundgang und Klosterbesichtigung. Zurück aufs Festland: Markt am Seeufer, Ali-Pascha-Moschee. Nach einem Stadtbummel fahren wir nachmittags nach Perama und besuchen die herrliche Tropfsteinhöhle.

05.09.1979 Mittwoch. Morgens tanken, Geld tauschen, Postkarten einstecken. Abfahrt 09:30 Uhr in Richtung Metsovon. In Metsovon, einem malerisch gelegenen Örtchen, Besichtigung einer mit kostbaren Holzschnitzereien ausgestatteten Kirche. Spaziergang. Mittagspause in einer Taverne hinter dem Kantara-Pass (1.705 m). Bei bedecktem Himmel erreichen wir nachmittags die Meteora-Klöster. Besichtigung: Meteoron und Varlaan. Kletterpartie mit herrlichen Aussichten auf Russaum, Agia Triada und Agios Stephanos. Um 19:00 Uhr erreichen wir das sehr gute, großzügige und saubere Hotel Divani im Kalambaka.

Felsen von Meteora Felsen von Meteora (Dia-Duplikat) © 1979-2016 Bernd Runde

06.09.1979 Donnerstag. Der erste Regentag. Das kann unsere Stimmung aber nicht beeinflussen. Durch wildromantische Gebirgslandschaft und über teilweise schlechte Straßen fahren wir nach Delphi (Ankunft 15:00 Uhr). Zum Mittagessen machen wir Pause an der Küste bei Aghia Marina. Hier wird bei Sonnenschein der letzte heimatliche Kuchen verspeist. In Delphi wechselt das Wetter fast stündlich von Regen zu strahlendem Sonnenschein. Den Weg der Kastillischen Quelle und zum Museum verbinden wir mit einem Bummel durch die Geschäfte. Das Hotel Amalia ist ein Touristensilo, sauber und groß, unpersönlich und hellhörig. Der Demestica schmeckt aber wie immer, obwohl er 130 Drx. kostet (sonst 84).

Delphi - Schatzhaus der Athener Delphi - Schatzhaus der Athener (Dia-Duplikat) © 1979-2016 Bernd Runde

07.09.1979 Freitag. Bei strahlendem Sonnenschein sind wir heute schon um 08:00 Uhr im Heiligen Bezirk von Delphi. Es ist immer noch so eindrucksvoll, wie bei unserem ersten Besuch vor 12 Jahren. Um 11:30 Uhr fahren wir zum Fischessen nach Itea. Essen gut, Kellner mies. Seit dem kennen wir den 1.000-Drachmen-Trick (Wechselgeld auf 500 DRX - einen 1.000er habe ich heute noch nie eingenommen!!). Nachmittags sind wir in Arachova – Einkaufsbummel. Den Abend verbringen wir bei zwei Flaschen Demestica in einer Taverne mit einem jungen Pärchen aus Esslingen.

08.09.1979 Sonnabend. Abfahrt 09:00 Uhr, Abstecher zu den Klosterkirchen von Ossios Lucas. Gleich nach unserer Ankunft in Athen (13:00 Uhr) gehen wir auf den Lykobettos und genießen den Blick auf das beeindruckende Panorama von Athen. Den Rest des Nachmittags verbringen wir im Schwimmbad auf der Dachterrasse hoch über den Dächern von Athen. Abends Plaka-Bummel. In weinseliger Stimmung. Um 23:45 Uhr noch in der Hotelbar weiter gemacht.

Haben wir auf unseren ersten Griechenlandreisen Athen nur immer für wenige Tage im Programm gehabt, soll es diesmal auf der großen Griechenland-Rundfahrt etwas intensiver erkundet werden.

09.09.1979 Sonntag. Akropolis, Olympeion, Hadrianstor, Zapio. Am Syntagma-Platz Mittagessen im Gartenrestaurant. Nationalmuseum. Schwimmbad, Hotelbar.

10.09.1979 Montag. Altstadt-Einkaufsbummel, Flohmarkt. Nachmittags an die Küste zum Kap Sunion – baden, Sonnenuntergang, Abendessen in der Taverne. Bis 23:00 Uhr. Bis 01:30 Uhr Hotelbar.

Kap Sunion - warten auf Sonnenuntergang Kap Sunion - warten auf Sonnenuntergang (Dia-Duplikat) © 1979-2016 Bernd Runde

11.09.1979 Dienstag. Den ganzen Vormittag nutzen wir noch für einen ausgedehnten Stadtbummel. Um 11:30 Uhr fahren wir nach Piräus. Von 13:30 Uhr bis 15:30 Uhr schwelgen wir am kleinen Hafen bei einem vorzüglichen Fischessen in Erinnerungen. 16:00 Uhr Einschiffung, 18:45 Uhr Abfahrt, 20:00 Uhr Abendessen. Bei Metaxa sitzen wir noch gemütlich in der Bar.

Insel Kreta (2.Etappe)

Als wir 1976 auf Kreta eine kurze Stippvisite machten, hatten wir uns vorgenommen, wiederzukommen. Jetzt war es soweit. Bei unserer dritten Griechenlandreise ist eine Woche Kreta fest eingeplant.

11.09.1979 Dienstag. Den ganzen Vormittag nutzen wir noch für einen ausgedehnten Stadtbummel in Athen. Um 11:30 Uhr brütet die Mittagshitze schon über der Stadt, als wir von Athen nach Piräus ‘rüberfahren. Es bleibt noch viel Zeit bis zur Abfahrt unserer Fähre. Die Atmosphäre rund um den Yachthafen animiert uns, in einem der zahlreichen Fischrestaurants direkt am Wasser mit einem guten Essen und einem Fläschchen ‘Demestica’ unserer Reisekasse zu zeigen, wofür wir sie dabei haben. Von 13:30 Uhr bis 15:30 Uhr schwelgen wir also am Kleinen Hafen bei einem vorzüglichen Fischessen in Erinnerungen.

16:00 Uhr Einschiffung, 18:45 Uhr macht die ‘Knossos’ die Leinen los, und vor uns liegt eine ca. 250 Kilometer lange Seereise. 20:00 Uhr Abendessen. Bei Metaxa sitzen wir danach noch gemütlich in der Bar. So haben wir haben Zeit und Muße, uns auf Kreta, das geschichtsträchtige und landschaftlich reizvolle und abwechslungsreiche Ziel unserer Reise einzustimmen.

12.09.1979 Mittwoch. 05:30 Uhr aufstehen. Früh legt die Knossos in Heraklion an. Wir verlassen um 06:40 Uhr das Schiff. Unser Ziel: ein Urlaub und keine Bildungsreise. Deshalb beginnen wir den Tag auch mit einem ausgiebigen Frühstück – Spiegeleier, Speck, Toast und Kaffee in einem Straßencafé am Elefterius-Square, im Herzen von Kretas Hauptstadt Heraklion. Dabei besprechen wir auch den Tagesablauf. Museum, Stadtbummel, anschließend ausführliche Besichtigung von Knossos. In aller Ruhe, ohne Führung.

Knossos, der größte minoische Palast, macht mit seinen Treppen, Höfen, Säulenhallen, Gängen und Vorratskammern einen verwirrenden Eindruck. Von ursprünglich 1.200 Räumen sind heute angeblich noch 800 zu erkennen.

Um 1900 begann der Engländer Evans mit seinen Ausgrabungen, die sich 25 Jahre hinzogen. Er rekonstruierte viele Teile in Beton und Gips, die ursprünglich aus Holz waren. Dieses Verfahren trug dazu bei, dass man sich heute ein recht anschauliches Bild von diesem 3.600 Jahre alten Bauwerk machen kann.

Im archäologischen Museum in Heraklion haben wir versucht, anhand der gewaltigen Sammlung minoischer Kunstgegenstände einen unmittelbaren Eindruck über eine doch noch immer im tiefen Dunkel liegende Epoche menschlicher Kultur zu gewinnen. Knossos kann man jedoch nicht im Museum kennenlernen.

Angeregt durch das Studium des Buches ‘Wohin der Stier Europa trug’, gilt unser Hauptaugenmerk den Stellen, wo Professor Wunderlich die bisherige Deutung der Archäologen durch andere Auslegung in Zweifel zieht. Schwierig ist es allerdings für einen Laien, zu deuten, ob der Königssaal nicht auch Totenhalle gewesen sein könnte oder ob in den Pitonen statt Lebensmittel auch Tote aufbewahrt worden sein könnten. Für uns liegt der Reiz dieser archäologischen Stätte ganz einfach in ihrer Schönheit, Größe und Unvergänglichkeit.

Ob Knossos ein prunkvoller Königspalast oder ein Heiligzum für einen imponierenden Totenkult war, mögen die Wissenschaftler klären – wenn sie können. Für uns bleibt es ein 3.600 Jahre altes Bauwerk menschlicher Schaffenskraft.

Um 13:30 Uhr beziehen wir Zimmer 401 im Candia Beach Hotel in Gouves. Anschließend fahren wir noch zur Hochebene von Lasithion bis Psichro.

Kreta ist aber nicht nur eine Insel auf der man den Ursprung europäischer Kultur vermutet. Kretas eigentliche Reize liegen in seiner ursprünglichen und wilden Landschaft. Versteckt hinter Bergen, die bis 2.500 Meter aufragen, anscheinend unerreichbar durch tiefe Schluchten getrennt, liegen einige Hochebenen. Hier wird, begünstigt durch das milde Klima, ertragreich Landwirtschaft betrieben.

Auf einer Fahrt durch die Orte Potamiäs und Gonia, über eine von alten verfallenen Windmühlen gesäumte Passhöhe, erreichen wir die Lasithi-Hochebene. Diese Ebene in 850 Metren Höhe ist sehr fruchtbar. Das verdankt sie dem von den Bergen heruntergespülten Schwemmland und ihrem relativ hohen Grundwasserspiegel. Über 10.000 Windmühlen fördern dieses Grundwasser zur Bewässerung der Obst- und Gemüseplantagen. Die weißen Segel der Windmühlen, die sonnendurchfluteten Dörfer mit ihren weißgetünchten Häusern, die sich wie eine Kette um den äußeren Rand der Ebene ziehen – ein malerisches Bild, von dem man sich nur schwer lösen kann. Ein herrlicher Ausflug.

Nach einem ausgedehnten ‘Stromer’-Tag ist ein Bad im Meer oder im Swimmingpool und ein Bummel durch die Hotelanlage, bestens geeignet, den Tag ausklingen zu lassen.

13.09.1979 Donnerstag. Badetag am schönen Strand von Gouves. Unser Hotel Candia Beach liegt direkt am Strand bei Gouves, einige Kilometer östlich von Heraklion. Geschafft werden muss nichts, aber auch rein gar nichts. Das ist der andere Teil unseres Urlaubs. Und so liegen wir faul am Strand, schwimmen im kristallklaren Wasser oder genießen in der Taverne unter schattigem Weinlaub einen Drink.

14.09.1979 Freitag. 08:20 Uhr ab gen Heraklion (Stadtbummel), dann über Phaestos und Agia Triada weiter an die Südküste in den Zauberhafter Badeort Matala. Tourismus und Badeleben spielen sich überwiegend im Norden der Insel ab. Im Süden ist das Leben wesentlich beschaulicher. Matala ist ein typisches Fischerdörfchen, das aber auch durch den inzwischen bis hier vorgedrungenen Tourismus nichts von seiner Idylle verloren hat. Mittags lassen wir den Schwertfisch in Rotwein schwimmen. Um 16:00 Uhr sind wir zurück und beschließen den Tag mit einem Drink auf der Terrasse, einem Einkaufsbummel und einem Bad im Meer. Nach dem Essen sitzen wir noch mit einem Ehepaar aus Göttingen zusammen und plaudern über griechische Geschichte.

15.09.1979 Sonnabend. Strand- und Badetag. Natürlich sitzen wir abends wieder bei Metaxa in der Bar.

16.09.1979 Sonntag. Um 08:00 Uhr starten wir zu einer weiteren Entdeckungstour, die uns erneut von Heraklion nach Süden führt, durch weite Täler und über grüne Berghänge. Hier wird Wein angebaut, der jedoch weniger auf Flaschen aufgezogen wird, sondern unter kretischer Sonne langsam zur Rosine verschrumpelt.

Über Dafnes, Agia Varvara und Agia Deka fahren wir nach Phaestos. Auch Phaestos soll ein minoischer Palast gewesen sein. Hier draußen, in brütender Hitze zum nimmer-enden-wollenden Konzert der Grillen, leiten seit 1900 italienische Archäologen die Ausgrabungen. Es wurde weniger rekonstruiert als in Knossos, und trotzdem kann man sich einen guten Überblick über das nachweislich seit dem Jahr 2.000 vor Christi bebauten Areal verschaffen.

Panagia Kera in Kritsa Panagia Kera in Kritsa (Dia-Duplikat) © 1979-2016 Bernd Runde

Natürlich hat Kreta auch schon Schnellstraßen, aber einen Hauch von Ursprünglichkeit erlebt man erst auf den staubigen Nebenstraßen. Wen stört es im Urlaub schon, wenn ein blökendes Hindernis in Form einer Schafherde den Weg versperrt?

Ganz gleich in welcher Richtung man Kreta durchkreuzt, überall sind es die an die Berghänge geklebten weißen Dörfer, die ins Auge fallen. Eines davon ist Kritsa, ein echt kretisches Dorf. Wir sind früh am Morgen gekommen und lasse uns von dem langsam erwachenden Dorfleben gefangennehmen. Lange halten wir uns in dem romantischen sauberen Dorf auf. Die kleine Kirche Panagia Kera ist nicht nur wegen ihrer äußeren Erscheinungsform, sondern auch wegen ihrer zum Teil gut erhaltenen Fresken einen Besuch wert.

Einen herrlichen Blick hat man auf Agios Nikolaios von der Küstenstraße am Golf von Mirabello. Wir fahren jedoch wieder ins Landesinnere. Über Kalamafka und Anatoli geht es durch wildromantische Gebirgslandschaft noch einmal zur Südküste. An der ungepflegten Küste machen wir Mittags-Station in Mirtos. Die ganze Fahrt geht durch wildromantische Gebirgslandschaft, die nach jeder Kurve zum Verweilen und Filmen einlädt.

17.09.1079 Montag (Abreisetag). Nachts hat es fürchterlich gegossen und gewittert. Wir packen unser Bündel und laden alles ein. Nach einem ausgiebigen Strandbummel und Mittagessen in der Taverne fahren wir um 14:00 Uhr zum Hafen. 16:30 Uhr Einschiffen. An Bord dürfen wir, obwohl keine Kabine für uns reserviert ist. Nach viel Palaver im Warteraum, das Schiff hat längst abgelegt, wird uns um 20:00 Uhr endlich eine Kabine zugewiesen. Unsere Buchung lag nicht vor! Beim Abendessen allgemeiner Erfahrungsaustausch mit den anderen ADAC’lern.

Eine heile Welt, sauber und idyllisch mit fröhlichen, freundlichen Menschen. Keine Hektik – als ob hier alle gerade Urlaub machen. Es fällt schwer, Abschied zu nehmen.

Peleponnes (3.Etappe)

18.09.1979 Dienstag. Um 06:30 Uhr landen wir in Piräus; 1 Stunde später sind wir im dichten morgendlichen Verkehrsgewühl auf dem Weg an die Küste nach Loutraki. Um 08:30 Uhr sitzen wir in einem gemütlichen Restaurant in Loutraki beim Frühstück. Es hat selten so geschmeckt. Griechische Orangen-Marmelade, Spiegeleier und Toast.

Nach einem kleinen Einkaufsbummel geht’s mit frischen Kräften auf die venezianische Festungsanlage auf dem Acro-Korinthos. Diese großartige, fast gar nicht besuchte, Anlage hält uns lange in Atem. Über Isthmia fahren wir am Saronischen Golf entlang. In einer Taverne (kurz hinter dem Hotel King Saron) genießen wir in übermütiger Stimmung ein herrliches Mittagessen. Mit einem Metaxa auf Kosten der Chefin des Hauses werden wir verabschiedet. Um 17:00 Uhr erreichen wir das Spitzenhotel Xenia Palce hoch über Nauplion. Vom Balkon genießen wir den Blick auf Stadt und Hafen. Den herrlichen Abend nutzen wir noch für einen ausgiebigen Film-Bummel. Die abendliche Demestica-Flasche genießen wir auf dem Balkon unseres Zimmers.

19.09.1979 Mittwoch. Da wir einen Teil des Peleponnes bereits kennen, ändern wir das vom ADAC vorgeschlagen Programm völlig. Wir starten um 09:00 Uhr nach Sparta. Durch wildromantische Gebirgslandschaft bis Tripoli und dann durch eine reizvolle Hochebene bis Sparta.

In der Nähe liegt die Ruinenstadt Mistras. Noch vor 100 Jahren war der Ort angeblich bewohnt, heute sind es nur noch wenige Klöster. Vier Stunden klettern wir durch die an den Berghang gebaute Stadt und genießen den Blick hinunter nach Sparta. Nach dem Mittag in einer Taverne geht die Fahrt durch wildes Gebirge bis Kalamata und dann durch fruchtbares Land an der Küste entlang über Pirgos nach Olympia. Ankunft 19:00 Uhr. Das Hotel Amalia liegt ruhig außerhalb des Ortes. Obwohl es sauber und ruhig ist, wird die Stimmung durch die Hektik des Massentourismus überschattet.

20.09.1979 Donnerstag. Von 09:00 Uhr bis 12:30 Uhr strolchen wir durch die Ausgrabungsstätten und besuchen das neue Museum. Es ist schon imposant, zu sehen, was Menschenhand einst erbaut hat und was davon die Jahrtausende überlebt hat. Beim Mittagessen in einer Taverne bei Pirgos freut sich ein griechischer Junge mit uns deutsch sprechen zu können. Als wir aufbrechen hat sein Papa unsere Getränke bezahlt. Als wir um 15:00 Uhr in Kyllini ankommen, geht’s nach einem kleinen Cocktail erst einmal zum Strand und ins Meer. Morgen müssen wir noch einmal umziehen. Unser Zimmer hat keinen Meerblick. Hotel: sauber, aber schon sehr verwohnt. Spar-Menüs ohne Obst und frische Salate.

21.09.1979 Freitag. Badetag an Strand und Meer. Strahlender Sonnenschein. Böttchers tauchen auf und bleiben bis zum Abend. Nachts leichtes Erdbeben.

22.09.1979 Sonnabend. Wir fahren zu einem Gegenbesuch bei Böttchers nach Miramar. Ein wilder Tag mit Wasserball und Boccia. In einer malerischen Strandtaverne gibt es frischen Fisch zum Mittag, den wir mit 2 Flaschen Demestica und einem Krug Retsina herunterspülen. Zwei weitere Flaschen Demestica werden noch am Strand geköpft. Zurück fahren muss mein Schatz. Sie schafft’s auch. Auch der Abend im Hotel verläuft noch in ausgelassener Stimmung.

23.09.1979 Sonntag. Badetag. Geheimtipp: Taverne Jorgon wird morgen erkundet.

24.09.1979 Montag. Bei bedecktem Himmel, aber tropischen Temperaturen erscheinen Böttchers wieder. Wir marschieren am Strand lang zur Erkundung der empfohlenen Taverne. Dieser Tipp war wirklich gut. Für 250 DRS. essen und trinken wir wie die Könige (Riesenfleisch-Spieße, Wein, Bier, griechischer Salat, Ouzo). Nach der Rückkehr spielen wir Minigolf. Der Abend endet erst nach Mitternacht in der Bar.

25.09.1979 Dienstag. Noch ein geruhsamer ruhiger Bade- und Gammeltag. Mittag bei Jorgon.

26.09.1979 Mittwoch. Es werden die ersten Reisevorbereitungen getroffen. Einkaufen in Gastonni. Geldtausch. Tanken. Nachmittags bei Böttchers im Miramar und der Taverne. Einpacken wird auf morgen verschoben. Lange Nacht in der Bar. Erfahrungsaustausch mit einem Pechvogel aus Ludwigshafen.

27.09.1979 Donnerstag. Vormittags wird gepackt. Mittagessen im Jorgon artet aus zur großen Sause. Um 14:00 Uhr brechen wir auf nach Patras. Langer Nachmittag.

28.09.1979 Freitag. Einschiffung erst nach Mitternacht um 01:30 Uhr. Um 03:00 Uhr legt das Schiff endlich ab.

29.09.1979 Sonnabend. 12:45 Uhr legen wir in Ancona an und starten ohne Aufenthalt Richtung Heimat. Übernachtung wieder in Steinach.

Als wir am 30.09.1979 in der Heimat eintreffen, haben wir 5.160 herrliche Kilometer und dank guter ADAC-Organisation wieder einen erlebnisreichen Griechenland-Urlaub (den 3.) hinter uns.


Mit dem eigenen Auto in kleinen Etappen rund um Kreta (1987).

Natur und Kultur wo die Wiege Europas stand.

Ruhe und Entspannung im Frühling. Die Stationen:

Hann.Münden - Patras

Am 8.Mai 1987, einem Sonnabend, brechen wir um 04:45 Uhr gen Süden auf. Nach einem kurzen Familienbesuch geht es erst um 12:00 Uhr weiter. Die erste Übernachtung ist im Wipptaler Hof in Steinach/Tirol eingeplant. Am Sonntagmorgen geht’s dann sehr früh über den Brenner weiter. Kurz hinter Trento, bei strahlendem Sonnenschein, unterbrechen wir die Fahrt an einer Raststätte für eine kurze Frühstückspause. Hier, an den italienischen Autobahnen, ist uns immer recht unbehaglich, obwohl wir noch nie persönlich schlechte Erfahrungen gemacht haben. Einer hält trotzdem immer Wache am Auto. Zu viele, in 6 Sprachen abgefasste Schilder, warnen vor Automardern. Die weitere Fahrt geht dann durch die monotone und brettglatte Poebene.

Wir liegen gut in der Zeit, und das erlaubt uns, kurz vor dem heutigen Etappenziel, noch einen kleinen Abstecher nach San Marino. Eine gute Stunde steigen und klettern wir durch den auf einem riesigen Felsen angelegten Stadtstaat. So früh im Jahr sind noch nicht all zu viele Touristen unterwegs. Wir haben genügend Muße, die Schönheiten der Paläste und Kirchen und den herrlichen Blick in die Weiten der Emilia Romagna zu genießen. Die Sonne meint es gut mit uns. Als wir wieder in’s Auto steigen, hat sich der Innenraum auf 32°C aufgeheizt.

Eine halbe Stunde nach Ankunft in Ancona wird die Fähre der griechischen Karageorgis Reederei schon zum Einschiffen freigegeben. Nicht schon bei den ersten Wartenden auf dem Parkplatz zu sein, erweist sich als sehr vorteilhaft. Wir erwischen einen guten Stellplatz, verstauen das Gepäck in Kabine 204 auf dem Oberdeck, und sind schon nach wenigen Minuten wieder an Deck, um dem bunten Treiben im Hafen zuzuschauen. Pünktlich um 21:00 Uhr legt die “Mediterranean Sea” ab. Jetzt endlich wird auch der Speisesaal geöffnet. Eine Flasche ‘Demestica’, natürlich rot, bringt die erste griechische Atmosphäre an unseren Tisch. Der anschließende Barbesuch zieht sich fast bis Mitternacht hin. Wir sind die letzten Gäste, die ihre Kabine aufsuchen. Die See ist sehr ruhig, und wir schlafen ausgezeichnet.

Unterwegs nach Griechenland Unterwegs nach Griechenland (Dia-Duplikat) © 1987-2016 Bernd Runde

Den Sonntag verbringen wir nach einem recht dürftigen Frühstück überwiegend an Deck. Es ist keine Wolke am Himmel, bei Windstärke 3 ist auch das Meer sehr ruhig, und ein den Fahrtwind abhaltendes windgeschütztes Plätzchen ist auf dem Sonnendeck schnell gefunden. Wir genießen unseren ersten Urlaubstag unter dem strahlend blauen Himmel des Mittelmeers. Es folgt eine weitere ruhige und etwas längere Nacht. Mit einer Stunde Verspätung legen wir am Montagmorgen in Patras an.

Besuchte Orte auf Kreta Besuchte Orte auf Kreta (aus GeoSetter) © 1987-2016 Bernd Runde

Patras - Heraklion

Das Ausschiffen zieht sich über eine Stunde hin. Als wir dann endlich von Bord kommen, führt der erste Weg in eine Bank zum Geldumtausch, um für das vorgesehene Frühstück gerüstet zu sein. Aber zunächst quälen wir uns durch den morgendlichen Verkehr in Patras, ehe wir die Schnellstraße in Richtung Korinth erreichen. Kurz vor Korinth, die Festung Akrokorinth erhebt sich südlich auf einem gewaltigen Felsmassiv, verlassen wir die Autobahn. Erinnerungen werden wach, als wir in Loutraki zum Frühstück einkehren. Zunächst ist aber ein Bummel durch die Stadt dran, der uns, wie schon öfter in der Vergangenheit, bis zum Hafen führt. Nach 2 Stunden sind wir wieder unterwegs. Es drängelt ja nicht; erst am späten Nachmittag geht die Fähre auf die Insel Kreta.

Wir fahren durch Athen und wollen weiter südlich in Richtung Kap Sounion. Der Verkehr hier draußen ist aber so dicht, dass wir schon in Glyfada beschließen, umzukehren. Eventuell im Athener Feierabendverkehr zu stecken und die Fähre nach Kreta zu verpassen, erscheint zu riskant. So wählen wir den Weg über Piräus hinaus bis Vougliameni und vertreiben uns dort die Zeit bis zum Einschiffen um 17:30 Uhr.

Die “Knossos” liegt bereit, und der Rest ist schon Routine. Früh geht es in die Kabine, um am nächsten Morgen ausgeruht Kreta zu erreichen. Außerdem gibt es keinen Kabinenschlüssel, und einige der herumstreunenden Typen lassen es angeraten erscheinen, lieber neben dem Gepäck zu schlafen.

Dienstag Ankunft 07:00 Uhr in Heraklion. Wir quälen uns aus dem untersten Deck über klappernde Blechrampen und durch enge Gänge wieder an’s Tageslicht. Mit Geduld und einem bisschen Frechheit ergattern wir im Zentrum der Stadt auch einen Parkplatz. Das erste Ziel heißt, in der richtigen Atmosphäre und Umgebung einen geeigneten Platz für ein gutes Frühstück zu finden. In Heraklion sollte das unbedingt mitten im Zentrum sein.

Direkt am Eleftherias-Platz hat das Treiben aber noch nicht eingesetzt, und die Straßencafés, die uns gefallen, sind noch geschlossen. Um trotzdem das Treiben der Stadt zu erleben, bietet sich eine der Tavernen rund um den Morosinibrunnen an. Wir sitzen draußen auf dem Platz und beobachten die langsam erwachende Betriebsamkeit in der Stadt. Ganz in der Nähe ist der Markt, dessen buntes Treiben uns immer wieder in seinen Bann zieht. Nach dem Besuch des Marktes und einem ausgiebigen Stadtbummel sind wir richtig eingestimmt, um hinaus auf’s Land zu fahren. Als wir die Stadt verlassen, kundschaften wir noch die Lage unseres Hotels aus, damit wir es heute Abend ohne große Suche ansteuern können.

Lasithi - Agia Nikolaios

Es geht zunächst in Richtung Kastelli und dann hinauf zur Lasithi-Hochebene. Mit vielen Stopps, denn die überaus üppig blühende Natur verleitet zum Verweilen und Genießen, geht’s über Potamies nach Krasio. Das Wetter ist ausgezeichnet. In Krasio machen wir den ersten Halt. Nach einem kleinen Bummel durch das typisch kretische Dorf mit der größten Platane der Welt, finden wir eine kleine gemütliche Taverne am Rande der Straße.

Es ist Christas Geburtstag. Auf einer Terrasse mit wunderbarer Aussicht auf die bergige Umgebung genießen wir die wärmende Frühlingssonne. Auf dem Tisch steht sogar eine rote Rose, so, als ob man schon auf den Geburtstagsgast gewartet hat. Der Anlass heiligt die Mittel, und wir sitzen schon am Vormittag beim Gläschen Wein zusammen.

Bei der Fahrt rund um die Lasithi-Hochebene ist uns, als ob wir durch einen riesigen Blumenstrauß fahren. Dazu passt auch, dass wir, auf einer Wiese kurz vor Psychro, mit herrlichen Blick auf die die Hochebene einschließenden Berge des Dikti-Gebirges, Picknick machen.

Frühling auf Kreta Frühling auf Kreta (Dia-Duplikat) © 1987-2016 Bernd Runde

In einem alten Obstgarten bauen wir unsere Campingstühle auf. Wir liegen inmitten eines Teppichs üppig wuchernder Wiesenblumen und beobachten, wie Hummeln, Bienen und Schmetterlinge sich an der Pracht genauso berauschen wie wir. Ein erstes Souvenir wechselt in Psychro den Besitzer, ein wundervoller Krug wird uns, hoffentlich ohne Schaden, auf der weiteren Reise begleiten.

Am frühen Nachmittag erreichen wir Agia Nikolaios, eine zauberhafte saubere Stadt mit einem gepflegten Hafen und einer schönen Uferpromenade. Hier kann man sich richtig treiben lassen. Rund um den Hafen und den malerischen Binnensee laden strahlend weiße Häuser mit üppig wuchernden Geranien in den Blumenkästen zum Verweilen und Betrachten ein. In einem der vielen Cafés lassen wir uns nieder und erfreuen uns an der Frühlingssonne und dem bunten Treiben in der Stadt.

Ziemlich spät erst, da uns nichts in die Stadt lockt, fahren wir auf direktem Weg zurück nach Heraklion ins Hotel “Galaxy”. Hier gestaltet sich nur die Suche nach einem geeigneten Parkplatz schwierig. Überraschend, dass ausgerechnet der Automobilclub seine Mitglieder in ein solches Haus schickt. Den Tag beschließen wir bei Espresso mit Metaxa.

Heraklion - Sitia

Der nächste Tag beginnt mit einer kleinen Überraschung, - es regnet. Schon nach einer halben Stunde ist dieser Spuk aber vorüber. Bei Neapoli verlassen wir die Hauptstraße und fahren die Gebirgsstraße direkt hinunter zur Küste nach Elounda. Wir schlendern rund um den Hafen, schauen den Fischern beim Netzeflicken zu, besichtigen die reizend ausgestattete Kirche, und bummeln durch die kleine, von Touristen noch nicht überlaufene Stadt.

Weiter geht es dann der Küstenstraße folgend gen Süden. Herrlich anzusehen ist von hier oben Agia Nikolaios mit seiner zerklüfteten Küste und den vorgelagerten kleinen Inseln. Mittags sind wir in der Taverne “Kavos” in Istro an der Mirambello-Bucht. Das Essen, oder sollte es etwa der Rotwein gewesen sein, hat uns so lethargisch gemacht, dass uns der kleine Abstecher in die Ruinen des hoch über der Küste liegenden minoischen Dorfes Gournia recht beschwerlich vorkommt. Aber der Blick hinunter auf die Bucht entschädigt für die Strapazen des Aufstiegs.

Weiter geht es dann mit Photostopps in Platamos und Lastros, ehe wir, da sich die Straße zu weit von der Küste entfernt, von der Hauptstraße abbiegen und eine zum Teil sehr staubige Serpentinenstraße hinunterfahren in das kleine Fischerdorf Mohlos. Da wir ja gut Mittag gegessen haben, sitzen wir bei einem Ouzo vor der Taverne und genießen die Ruhe und Besinnlichkeit dieses abgelegenen Fleckchens Erde. Schon am frühen Nachmittag erreichen wir das Hotel “Krystal” in Sitia. Nach einem kleinen Streifzug in der Umgebung unseres Hotels in der Innenstadt, gehen wir auch bald zum Souflaki-Essen in die Taverne.

Moni Touplo - Kato Zarkos

In den frühen Morgenstunden - die Touristenbusse kommen erst an, als wir wieder abfahren - machen wir Station am Moni Touplo, einem zur Festung umgebauten Kloster mit kleinen engen Fenstern, die wirken, als ob sie früher als Schießscharten dienten. Wir stromern ungestört durch den kleinen Garten und bewundern die herrlichen Ikone in der kleinen Kapelle.

Von hier fahren wir direkt die letzten Kilometer an die Küste bis Vai. Auch hier herrscht noch morgendliche Ruhe. Wir sind sicher, so einsam und verlassen haben noch nicht viele Touristen den Strand von Vai erlebt. Bevor man den Strand erreicht, führt die Straße mitten durch einen riesigen Dattelhain. Die Palmen haben gerade ihre riesigen Blütenrispen entfaltet.

Am Strand selbst sind es nur wenige kleine Dattelpalmen, die etwas Schatten spenden. Einmalig für Kreta sind die Dattelpalmen ebenso wie der feine Sandstrand. Wir verbringen den ganzen Vormittag hier, steigen, um die schöne Aussicht zu genießen, auf die nahen Felsklippen, liegen aber sonst die meiste Zeit faul am Strand. Wir brechen erst auf, als um die Mittagszeit Menschenmassen heranströmen und den Strand übervölkern.

Palmengesäumte Bucht von Vai Palmengesäumte Bucht von Vai (Dia-Duplikat) © 1987-2016 Bernd Runde

Über die Dörfer Azokeramos und Zakros fahren wir hinunter an die Küste zu einer der ältesten bekannten Ansiedlungen auf Kreta, nach Kato Zakros. Dieser erst 1961 entdeckte minoische Königspalast erstreckt sich über ein weites Areal oberhalb der Bucht von Kato Zakros.

Eine landschaftlich sehr abwechslungsreiche Fahrt durch die wegen ihres Ginsterbewuchses strahlend gelb in der Nachmittagssonne aufflammenden Berge, führt uns wieder zurück nach Sitia. Mit einem kleinen Strandbummel und einer Erfrischung in einer Taverne, beschließen wir den Tag. Unser Hotel ist nichts Außergewöhnliches. Es gibt einige Punkte, die es nicht gerade empfehlenswert machen, so kann man sich im Bad z. B. nur bewegen, solange man die Luft anhält. Die ganze Nacht über dringt der Straßenlärm ins Zimmer, und zum Frühstück muss man anstehen, weil gerade Busgesellschaften abgefertigt werden.

Sitia - Matala

Schon um 08:00 Uhr sind wir am nächsten Morgen unterwegs in Richtung Südküste. Heute liegt mit 210 km eine der längsten Tagesetappen vor uns. Wir durchqueren die Insel in südlicher Richtung und stoßen bei Analipsi auf die Küste. Durch reiches landwirtschaftlich genutztes Gebiet geht es bis weit hinter Ierapetra. Dann entfernt sich auch hier die Straße von der Küste, um am Südhang des Dikti-Gebirges landeinwärts zu verlaufen. Nur selten öffnet sich der Blick nach Süden auf das Meer.

Zum frühen Mittag verlassen wir hinter Ano Viannos die Hauptstraße und fahren in teilweise halsbrecherischen Serpentinen über Hondros in das kleine Fischerdorf Keratokambos. Es ist wirklich so einsam und verlassen hier, wie wir uns das vorgestellt haben. An der schmalen Straße zwischen dem kleinen Ort und dem gelben Strand locken die blauweißen Tischtücher der Taverne Dyonysos zur Mittagspause. Wir sind begeistert von unserem Entschluss, diesen Abstecher unternommen zu haben und schwelgen bei einem zünftigen Fischessen mit dem Höhepunkt, dass die Rechnung 1.200.- DRS, das sind ganze 18.-DM, für zwei Essen mit Salat und einer Flasche Wein ausmacht. Zum Abschluss wird Christa noch zur Besichtigung der Gurken-Gewächshäuser eingeladen und mit frischen Gurken beschenkt. Welch’ ein Tag!!

Essen unter freiem Himmel Essen unter freiem Himmel (Dia-Duplikat) © 1987-2016 Bernd Runde

Bei Pirgos erreichen wir die fruchtbare Ebene Messara. Obst- und Gemüseplantagen und ausgedehnte Olivenhaine begleiten uns auf der Weiterfahrt viele Kilometer. Leider erreichen wir unser nächstes Ausflugsziel zu spät. Die Tore von Gortys, einer der Ausgrabungsstätten, die wir noch nicht kennen, sind geschlossen. So sind wir recht früh in unserem geliebten Matala. Nachdem wir im Hotel “Franciscos” Quartier bezogen haben, hält uns nichts mehr zurück. Zunächst lockt das Meer. Ein erfrischendes Bad gibt dem Körper seine alte Spannkraft zurück.

Blick auf Matala Blick auf Matala (Dia-Duplikat) © 1987-2016 Bernd Runde

Ein ausgedehnter Spaziergang hinauf zu den inzwischen von Gammlern befreiten Höhlen, dann durch den Ort Matala und als letztes am Strand entlang zu den Tavernen am kleinen Hafen, lässt alte Erinnerungen wach werden. Wieder sitzen wir bei Kalamaris und Demestica auf der Terrasse der Taverne über dem Hafen und lassen das bunte Treiben am Strand und dem gegenüberliegenden Höhlenfelsen an uns vorüberziehen. Hier wirkt sogar die Betriebsamkeit noch beruhigend.

Gortys - Agia Galini

Am nächsten Morgen holen wir die Besichtigung von Gortys nach. Es ist noch früher Morgen, und wir sind wieder allein. Imposant die Reste einer frühchristlichen Basilika und des römischen Odeons.

Auf dem Weg zurück nach Matala machen wir noch einen Abstecher nach Agia Galini, d.h., es sollte nur ein Abstecher werden. Dieser schöne saubere Ort zieht sich weit die steil von der Küste aufsteigende Landschaft hinauf. Bummeln, Kaffeetrinken und Kartenschreiben füllen den ganzen Nachmittag. Wir können uns gar nicht trennen, immer wieder verlockt irgendeine kleine Gasse dazu, stehen zu bleiben und noch um die nächste Ecke zu schauen.

Im Hafen von Agia Galini Im Hafen von Agia Galini (Dia-Duplikat) © 1987-2016 Bernd Runde

Matala - Chania

Auf dem Weg nach Chania fahren wir durch eine recht abwechslungsreiche Landschaft. Eine Tagestour so recht nach unserem Geschmack. Zunächst besuchen wir das alte und das neue Kloster von Preveli. An diesem abgeschiedenen Platz wurden während der deutschen Invasion griechische Widerstandskämpfer versteckt gehalten, und vieles erinnert noch an diese antideutsche Vergangenheit.

Über Nebenstraßen, die allerdings alle in hervorragendem Zustand sind, erreichen wir bei Plakias wieder die Küste. In diesem hübschen kleinen Küstendorf legen wir in einer Taverne unter Pinien, direkt an der malerischen Bucht, eine Kaffeepause ein. Wieder sind wir nur unter Einheimischen und spüren die Ruhe und Gelassenheit, mit der man sein Leben gestaltet.

Bevor die Straße die Küste verlässt, um quer durch die ganze Insel an die Nordküste zu wechseln, besuchen wir noch die alte Festung Frankokastello. Vor dem Mittagspicknick auf einem verschwiegenen Plätzchen strolchen wir zuerst kreuz und quer durch die aus dem 14.Jahrhundert stammende trutzige venezianische Festung.

Nach einem kurzen Abstecher nach Sfakia, einem kleinen Fischerort, dessen Häuser sich wie direkt an die Felsen geklebt die Steilküste hochziehen, beginnt eine abwechslungsreiche Tour quer durch die Insel, eine zum Teil abenteuerliche Strecke durch die Berge des Lefka Ori-Gebirges.

Zunächst geht es in Serpentinen hoch in die Steilküste. Einen herrlichen Blick genießt man von hier hinunter auf Meer und Küste und das vorgelagerte Schwemmland. Am Wegesrand reizen üppig blühende Wildpflanzen zu manch’ einer Photo- und Filmpause. Durch die enge Schlucht von Imbros erreichen wir das Hochland von Askyfou mit weiten Wiesen voller Schafe. Von Ferne grüßen die schneebedeckten Gipfel des Lefka Ori. Am Nordhang des Gebirges tauchen dann wieder Olivenhaine und Obstplantagen auf. Es liegt unerträgliche Schwüle über dem Land. Bei Vrises stoßen wir auf die Schnellstraße Heraklion-Chania und erreichen spät abends in Chania das Hotel “Xenia”.

Eine malerische Bucht bildet den alten Hafen der Stadt. Viele der den Hafen einrahmenden farbenfrohen Häuser tragen die Spuren ihrer venezianischen Vergangenheit. Auf der Uferpromenade und in den von ihr abzweigenden Straßen herrscht ein buntes Treiben. Beim Abendbummel durch die Stadt, unser Hotel liegt in unmittelbarer Nähe der Altstadt und des Hafens, hören wir, dass die Samaria-Schlucht wegen Hochwasser noch gesperrt sein soll, aber keiner weiß es so ganz genau.

Malerisches Chania Malerisches Chania (Dia-Duplikat) © 1987-2016 Bernd Runde

Samariaschlucht

Am besten wird es wohl sein, wenn wir uns selbst überzeugen, was in der Schlucht los ist. Und so sind wir dann mit Wanderstiefeln und Rucksack im Gepäck unterwegs durch viele kleine Dörfer und die Orangenplantagen der Omalos-Hochebene zum Eingang der Samaria-Schlucht.

Ein typischer Bergpfad führt in engen Serpentinen mehrere 100 m hinab durch die atemberaubende Wildheit der Schlucht. Schwindelerregend sind die engen Passagen und der Blick die steilen Felswände hinauf. Unten, in der Schlucht, rauscht und gurgelt ein Wildbach und sucht sich seinen Weg zwischen riesigen Felsbrocken hindurch.

Entgegenkommende Wanderer berichten, dass die engste Stelle der Schlucht wegen zu hohen Wasserstandes nicht passierbar sei, so lassen wir es nicht darauf ankommen und drehen nach einem 3-Stunden-Marsch bei km ‘6,5’ um, zumal wir zwar wissen, was vor uns liegt, aber die Unsicherheit bleibt, ob wir überhaupt vom Ende der Schlucht wieder zurückkommen. Der Aufstieg wird zur Strapaze. Es liegt unerträgliche Hitze zwischen den Felsen. Da wir aber weniger Pausen und Photostopps einlegen als beim Abstieg, sind wir in kürzerer Zeit wieder am Einstieg, als wir zum Abstieg gebraucht hatten. Die komplette Durchquerung der Samaria-Schlucht bleibt also immer noch Ziel für eine spätere Tour.

Kastelli - Chania

Bei dieser Inselumrundung ist der westliche Zipfel von Kreta etwas zu kurz gekommen. So entschließen wir uns, wenigstens noch einen kleinen Abstecher gen Westen zu unternehmen. Die Uferstraße führt an den Badestränden und den Hotelanlagen westlich von Chania vorbei. In Kastelli, einer kleinen Küstenstadt inmitten eines Weinbaugebietes, bummeln wir durch die engen Gassen und beobachten das kleinstädtische Treiben, das noch gar nicht vom Strom der Touristen gestört wird. Auch hier reihen sich Bauwerke aus venezianischer und türkischer Zeit harmonisch aneinander. Auf dem Rückweg begegnet uns ein Bauer auf einem Esel. Er versucht, uns irgendetwas klarzumachen. Wir verstehen ihn nicht, es klang wie eine Einladung in sein Dorf.

Mittags gibt es wieder Fisch in einer kleinen Taverne am Venezianerhafen in Chania. Die Nachmittagssonne taucht die alten Häuser und Paläste in ein angenehmes Licht. Wir bewundern die teilweise ausgezeichnet restaurierten venezianischen und türkischen Bauwerke mit ihren verschnörkelten eisernen Balkongittern rund um den Venezianerhafen und in den zahlreichen kleinen Gässchen. Vom alten Fort ‘Kastelli’ genießt man einen wundervollen Blick auf das tiefblaue Meer mit seinen Fischerbooten. Ein besonderes Erlebnis ist der Besuch der Markthalle. Es ist schon spät, aber immer noch herrscht Betrieb in der riesigen Halle. Fisch, Gemüse, Früchte, Schleckereien und Gewürze, alles erstrahlt im Schein der durch die verglaste Decke hereinfallenden Abendsonne.

Buntes Marktleben Buntes Marktleben (Dia-Duplikat) © 1987-2016 Bernd Runde

Chania - Heraklion

Heute lassen wir uns noch etwas Zeit, ehe wir Richtung Rethimnon aufbrechen. Diese alte Stadt mit ihren vielen Häusern aus byzantinischer und venezianischer Zeit, nimmt uns gefangen. Es ist einerseits der schöne Hafen, der uns so fasziniert, aber auch die vielen alten türkischen Häuser mit ihren geschnitzten Holzgittern vor den Balkons der früheren Harems. Verstreut in der Altstadt ragen die Minarette der zahlreichen Moscheen auf. Vom Rundgang eines dieser Minaretts übersehen wir die ganze Stadt mit ihrem Gewirr enger Straßen und Gassen.

In der Auslage eines Goldschmieds entdecken wir dann auch noch ein Paar wunderschöne handgearbeitete Ohrringe. Sie sind so ansprechend gearbeitet, dass wir unsere Bedenken, in Griechenland Goldschmuck zu kaufen, vergessen. Direkt an der Uferpromenade reihen sich Tavernen und Cafés aneinander. Mit einem riesigen Eisbecher beenden wir den Besuch in Rethimnon.

Etwas abseits der großen Straßen, auf einer Hochebene in den Ausläufern des Ida-Gebirges, liegt die Klosteranlage Arkadia. Besonders sehenswert ist die Fassade der Klosterkirche in venezianischer Renaissance. Einmalig ist die Lage des Klosters. Von hier hat man einen schönen Blick auf die Küste bei Rethimnon. Das ist wieder eine Stelle für ein ungestörtes Picknick. Bei der Weiterfahrt bieten sich immer wieder schöne Aussichten auf die kretische Nordküste.

Am frühen Abend geht’s an Bord der ‘Knossos’, die uns wieder nach Piräus bringen wird.

Piräus - Peleponnes - Hann.Münden

Morgens um 06:30 Uhr kommen wir in Piräus an und sitzen 1,5 Std. später schon beim Frühstück in Loutraki.

Beeindruckend, das antike Stadion von Epidaurus Beeindruckend, das antike Stadion von Epidaurus (Dia-Duplikat) © 1987-2016 Bernd Runde

Von hier fahren wir über Korinth direkt nach Epidaurus. Das große und wunderbar erhaltene, bzw. restaurierte Amphietheater aus dem 4.Jahrhundert v. Chr., bietet 15.000 Besuchern Platz. Heutemorgen sind nur 15 da. Diese Leere betont noch die einmaligen Dimensionen. Wir sitzen in der obersten Reihe, 22 m über der Bühne, und genießen die phantastische Akustik. Alle Geräusche der 60 m entfernten Personen auf der Bühne dringen bis zu uns herauf. Diesmal nehmen wir uns auch Zeit, das kleine Museum zu besuchen, ehe wir nach Nauplia weiterfahren.

Insel Burdzi vor Nauplia Insel Burdzi vor Nauplia (Dia-Duplikat) © 1987-2016 Bernd Runde

Hoch über der Stadt die alte Festung und in der Bucht vor der Stadt die kleine Insel Burdzi mit einem venezianischen Kastell, bilden eine imposante Kulisse für einen Tag der Entspannung. Spät am Nachmittag verlassen wir dann Nauplia. In Patras gehen wir auf Suche nach einem unserer Urlaubsstimmung entsprechenden Restaurant, um neben dem Essen auch die Zeit bis zum Einschiffen in gemütlicher Atmosphäre verbringen zu können. Hier sitzen wir dann auch recht lange bei einer Flasche Demestica.

Erst kurz nach Mitternacht gehen wir bei Sturm und Regen an Bord der ‘Mediterranean Sea’. Auf See verbringen wir wieder einen herrlichen Sonnentag und lassen den Urlaub an der Bordbar ausklingen.

Nach unserer Ankunft in Ancona am frühen Morgen benötigen wir eine ganze Stunde, bis es uns gelingt, das richtige Postamt zu finden, von dem wir telefonieren können. Wir beschließen, direkt und ohne Aufenthalt die Heimfahrt anzutreten. Auf der Brenner-Autobahn kommt es dann allerdings noch zu einem unfreiwilligen Aufenthalt. Ein lautes Rumpelgeräusch hinter uns entpuppt sich als ein völlig zerfetzter Hinterreifen. In 10 Minuten ist der Schaden behoben, und es geht weiter, zwar mit dem unguten Gefühl, keinen Ersatzreifen mehr zu haben, aber letztendlich doch reibungslos. Mit nur einer kurzen Rast in Geisenhausen/Obb. geht’s zügig voran. Nach insgesamt 5.022 km sitzen wir am 24.5.1987 mittags um 13:30 Uhr wieder zu Hause auf unserer eigenen Terrasse.


Erholung unter griechischer Sonne auf der Ägäisinsel Thassos bei Schwimmen, Sonnen und Müßiggang (1989)

Nach vielen Griechenlandaufenthalten lockt es uns einmal mehr auf eine der vielen Ägäis-Inseln, um dort, abseits der großen Touristenströme, auszuspannen und um Kräfte zu sammeln für einige anschließend geplante voraussichtlich anstrengende Bergwanderungen. Unsere Wahl fiel auf das kleine Eiland Thassos in der nördlichen Ägäis, nur einen Steinwurf von Kavalla entfernt.

München soll der Ausgangspunkt für den zweiten Teil dieser Reise in die östlichen Alpen sein, und so liegt es nahe, auch von dort Richtung Griechenland zu starten. Nach der abendlichen Anreise mit dem Pkw am 23.Mai 1989 (Dienstag) übernachten wir vor den Toren von München beim ‘Fuchswirt’ in Allershausen, einem Hotel-Restaurant mit angeschlossener Metzgerei. Am nächsten Morgen wird das Auto in Ismaning in der Tiefgarage abgestellt, und ein Taxi bringt uns zum Flughafen Riem. Der um 1 Stunde auf 13 20 Uhr verspätete Abflug gibt die erste Gelegenheit, urlaubsgerechte Gelassenheit zu üben. Bei wolkenverhangenem Himmel landen wir in Agiasma, von dort geht es mit dem Bus in den Hafen von Keramoti. Mit der regulären Fähre fahren wir dann hinüber auf die nur 380 km² große ‘Smaragd-Insel’. Unsere Bleibe für die nächsten 2 Wochen ist die kleine, ruhig gelegene Hotel-Pension ‘Vournelis’ 1 km südlich von Limenas, direkt am Strand. Von unserem Zimmer mit Balkon, und von der großen Terrasse vor der zum Hotel gehörenden Taverne, hat man einen wunderschönen Blick über das Meer.

Rund um die Insel - Wo wir warenRund um die Insel - Wo wir waren (aus GeoSetter) © 1989-2016 Bernd Runde

Schon am nächsten Morgen machen wir bei strahlendem Sonnenschein den ersten Bummel auf einem Feldweg entlang der Küste, an dessen Rändern es in allen Farben blüht, nach Limenas, der Hauptstadt der erst seit 1944 wieder zu Griechenland gehörenden Insel.

Im Hafen von LimenasIm Hafen von Limenas (Dia-Duplikat) © 1989-2016 Bernd Runde

Wie anderswo in Griechenland auch, ist es die besondere Atmosphäre rund um den Fischerhafen mit seinen bunten Booten und den Menschen in den Tavernen ringsum, die uns gefangen nimmt. Viele Boote sind von ihrer Nachtfahrt zurückgekehrt. Der Fang wird entladen, die Netze geflickt und getrocknet, und natürlich wird überall auch direkt vom Boot frischer Fisch verkauft. Es herrscht lebhaftes und aktives Treiben rund um die Hafenbucht.

Um 12:30 Uhr ist Informationsstunde vom Reiseveranstalter ‘Jahnreisen’. Das ist die beste Gelegenheit, Tipps und Hinweise zur Gestaltung der nächsten 13 Tage zu erhalten, auch wenn deren Hauptanliegen natürlich der Verkauf von Pauschalveranstaltungen ist.

Auf der Küstenstraße um die Insel

Die Uferstraße rund um die Insel ist nur knapp 100 km lang, genau die richtige Länge für einen Tagesausflug, um die schönsten Stellen und Strände zu erkunden. Pünktlich am nächsten Morgen steht der vorgestern, gleich bei der Ankunft, bestellte offene Geländewagen vor der Tür. Es ist zwar nicht der bestellte Suzuki, sondern ein Mini-Moke, aber was soll’s, Hauptsache ‘oben ohne’, denken wir noch, als uns der Überbringer klar macht, dass wir die Limousine nehmen sollen, die auch auf dem Hof steht, damit er mit dem Minimoke ins Büro zurück fahren kann. Erst, als wir mit Stornierung des Auftrags drohen, bequemt er sich, uns den Geländewagen zu überlassen. So starten wir erst um 09:30 Uhr zu unserer Inselumrundung.

Die Straße windet sich in zahlreichen Kurven hinauf in die Berge. Von hier oben eröffnen sich die schönsten Blicke hinunter auf die Küste und die zahlreichen kleinen Buchten mit zum Teil recht schmalen goldgelben Sandstränden. Die strahlend weißen Häuser von Panagia, mit einem unbeschreiblichen Blumenschmuck vor den Türen und auf Treppenabsätzen und Balkons, veranlassen uns, schon recht bald hinter Limenas die erste Pause einzulegen. Wir bummeln durch den kleinen Ort abseits der Durchgangsstraße und genießen die Idylle des kleinen Städtchens.

Hinter Potamia führt die Straße wieder hinunter ans Meer. Die Bucht von Scala Potamia wird von einem großen Sandstrand gesäumt und ist dementsprechend auch überlaufen. Nach einem kurzen Stopp am Hafen setzen wir unsere Fahrt fort.

Bei einem der vielen Photostopps, bei denen wir die wunderbaren Ausblicke auf die Küste genießen, entdecken wir eine kleine Taverne an einer einladenden Bucht unterhalb der Straße. Das ist die Gelegenheit, um die fällige Mittagsrast einzulegen. Die Bucht von Alyki ist das Paradies, von dem wir geträumt haben: klares warmes Wasser, der Duft des Harzes aus dem nahen Kiefern- und Zypressenwald, eine himmlische Ruhe und eine kleine privat bewirtschaftete Taverne mit vorzüglich zubereitetem Fisch, den der Hausherr in der letzten Nacht selbst gefangen hat.

Diesen Ort erwählen wir dann auch als Ziel für die nächsten Tage, wenn wir ‘mal nichts anderes vorhaben, als den Tag zu genießen. Vor der Weiterfahrt schwimmen wir noch einmal hinaus ins angenehm warme Wasser, um uns zu erfrischen. Es fällt schwer, Abschied zu nehmen, aber noch sind wir ja nicht halb um die Insel ‘rum.

Nur wenige Kilometer weiter erhebt sich die Anlage des Klosters Archagelou auf einer Felsklippe direkt über dem Meer. Obwohl ‘züchtig gekleidet’, wie es sich für den Besuch eines orthodoxen Klosters gehört, haben wir Schwierigkeiten, eingelassen zu werden. Als ‘unzüchtig’ gelten hier auch Frauen in langen Hosen. Dem Problem ist aber beizukommen, denn die cleveren Nönnchen betreiben gleich neben der Kasse einen Rockverleih. Nachdem das züchtige Kleidungsstück gemietet und übergezogen ist, öffnen sich uns auch die Klosterpforten. Gepflegte Gärten mit ruhigen Wandelgängen und eine kleine Kapelle mit wunderschönen Ikonen laden zu einem beschaulichen Bummel ein. Die große Klosterkirche selbst ist wegen Renovierungsarbeiten nicht zu besichtigen.

Ein Blick von der Steilküste bei PefkariEin Blick von der Steilküste bei Pefkari (Dia-Duplikat) © 1989-2016 Bernd Runde

Auch bei Pefkari gibt es einen herrlichen breiten Sandstrand in einer weit geschwungenen Bucht. Bevor wir zum griechischen Kaffee einkehren, wandern wir ein Stück am Rande der die Bucht begrenzenden bewaldeten Steilküste entlang, um den Blick auf das hellblaue Meer und den goldgelben Strand zu genießen.

Bei Limenaria biegen wir auf eine Straße ab, die ins Landesinnere führt. Unser Ziel ist das kleine Bergdorf Maries. Gleich am Ortseingang lassen wir den Wagen stehen und stromern durch kleine Gassen, hoch und runter über steile Treppen und können uns nicht sattsehen an den wunderbaren Gärten und gepflegten Häusern.

Malerisches Bergdorf Maries im Herzen der InselMalerisches Bergdorf Maries im Herzen der Insel (Dia-Duplikat) © 1989-2016 Bernd Runde

Bei Skala Marion erreichen wir wieder die Küstenstraße und setzen die Inselrundfahrt fort. Die Landschaft hier an der Westküste hat längst nicht mehr die Faszination der felsigen Ostküste. Auf dem ebenen Uferstreifen sind viele Campingplätze angelegt, und es herrscht auch der entsprechende Betrieb. Bei Neos Prinos machen wir entlang dem steinigen Ufer noch einen schönen Spaziergang unter blühenden Akazienbäumen und genießen die Blütenpracht ringsum. Nach insgesamt 145 km sind wir dann wieder am Ausgangspunkt der Rundfahrt angelangt. Das war ein schöner und abwechslungsreicher Tag, so recht dazu angetan, dieses Eiland ins Herz zu schließen.

Für eine solche Erkundungstour hat es sich gelohnt, im eigenen Wagen unabhängig überall hinzukommen und wo immer es gefiel, anhalten zu können. Ein besonderes Erlebnis war es natürlich, bei strahlendem Sonnenschein ‘oben ohne’ zu fahren. Sonne, Wind und die allzeit freie Sicht auf die Idylle dieser kleinen Insel, lassen diesen Tag in unserer Erinnerung besonders lebhaft bestehen. Auch Sinn und Zweck des Unternehmens sind erfüllt, wissen wir doch jetzt, wo die besonders schönen Fleckchen dieses Eilands zu finden sind, die wir bestimmt in den nächsten Tagen erneut aufsuchen werden. Wir sehen aber für die folgenden Tage wenig Verwendungsmöglichkeit für ein Auto, denn überall hin kann man mit dem regelmäßig verkehrenden Linienbus. So bringen wir unseren fahrbaren Untersatz gleich zurück.

Die Insel vom Boot aus

Um die Insel auch von der Seite kennenzulernen, die mit dem Auto nicht zu erreichen ist, entschließen wir uns am folgenden Tag zu einer Bootstour. Bei strahlendem Sonnenschein legt das Ausflugsboot frühmorgens im Hafen von Limenas ab.

Mit ständig wechselndem Abstand zur Uferlinie schippern wir gemütlich westwärts. Von hier sind die Sandstrände an den vollbesetzten Campingplätzen wesentlich besser einzusehen, als dies’ gestern vom Auto aus möglich war. Interessant erscheint uns jedoch nur eine gar nicht so weit von unserem Hotel gelegene Bucht bei Glyfada mit einem einsamen Hotel. Wir umrunden eine Landzunge und passieren Hafen und Stadt Neos Prinos. Auf dem Sonnendeck weht eine leichte Brise, und der Fahrtwind tut ein übriges, um es in der brennenden Sonne erträglich zu machen. Dann wird zunächst auf hoher See geankert, und die Taucher kommen zu ihrem Recht. Ein zweitesmal gehen die Anker in Küstennähe nieder, und schwimmend erreichen wir das Festland für ein Picknick.

Vorsichtshalber hat die Schiffsbesatzung genügend Fisch dafür eingekauft; auf die Erfolge der Taucher wollte man sich wohl doch nicht verlassen. Am späten Nachmittag dreht das Schiff seinen Bug dann wieder nach Norden, und in flotter Fahrt steuern wir Limenas an.

Einfach so - planlos unterwegs

Heute ist schon Sonnabend, der 5. Tag unseres Aufenthaltes, und wir beschließen, den Tag für eine ausführliche Erkundung der näheren Umgebung der Hauptstadt zu nutzen. Zunächst bummeln wir jedoch kreuz und quer durch die schmalen Gassen des kleinen Städtchens auf der Suche nach einem geeigneten Souvenir. Eine Keramikvase wird dann auch für gut befunden, unsere Sammlung aus aller Herren Länder zu ergänzen. Dann steigen wir den bei der Hitze recht beschwerlichen Weg hinauf in die Berge oberhalb der Stadt.

Orthodoxe Kirchen haben einen ganz besonderen CharmeOrthodoxe Kirchen haben einen ganz besonderen Charme (Dia-Duplikat) © 1989-2016 Bernd Runde

Im Schatten großer Zypressen öffnet sich das Rund eines antiken Amphietheaters. Es ist ein lauschiges und wegen des anstrengenden Aufstiegs recht einsames Plätzchen hoch über der Stadt und so recht geeignet, sich die Atmosphäre einer abendlichen Aufführung antiker Dramen vorzustellen. Durch die Bäume wandert der Blick hinunter auf die sonnendurchflutete Stadt und den Hafen.

Jäh unterbrochen wird die Idylle allerdings, als ein Fernsehteam von NUR auftaucht, um einen Werbefilm zu drehen. Als Staffage und um die richtige Stimmung dieses Platzes zu unterstreichen, werden wir gleich in die Szenerie mit eingebaut. Wir steigen dann, dem Verlauf der zum Teil noch gut erhaltenen antiken Stadtmauer folgend, weiter hinauf bis zur Burg. Durch die Bäume flutet das Licht der Sonne auf den Waldboden, überall recken kleine und große Pflanzen ihre Blüten dem Licht entgegen, und bunte Falter flattern wie orientierungslos umher. Weit geht von hier oben der Blick über Stadt und Insel bis zum Festland im Norden hinüber und auf der östlichen Seite in die Bucht vor Makryamos.

Für den Abstieg versuchen wir eine Route quer durchs Gelände zu wählen. Es dauert lange, bis wir im unwegsamen und wild überwucherten Steilhang endlich wieder einen Trampelpfad entdecken, der uns zum Eingang des Bungalowdorfes von Makryamos führt. Die Bungalows sind terrassenförmig in den Hang gebaut und locker und verstreut in die Landschaft integriert.

Hier könnte man eigentlich auch einmal her, sinnieren wir gerade, als wir das Ufer erreichen. Und schon ist der Traum ausgeträumt; wenig Sandstrand, viele Felsen und organisierte Spiel- und Sportplätze, hier würde uns einfach der Auslauf fehlen. Diese kritischen Gedanken muss uns Zeus verübelt haben. Kaum sind wir am Eingangstor angelangt, fängt es fürchterlich an zu gießen. Fast eine Stunde stehen wir unter dem Vordach des Empfangsgebäudes und können keinen Schritt hinaus wagen. Dann kommt plötzlich die Sonne wieder durch, die Pfützen auf der Straße, die nach Limenas zurückführt, dampfen, und wir machen uns auf den Rückweg in die Stadt, inzwischen verlangt der Magen sein Recht.

Am Ortsende, auf halbem Weg zu unserem Hotel, liegt das Restaurant ‘Acrogiali’. Die einladend gedeckten Tische unter einem Sonnendach am Strand und das Versprechen des Wirtes, ‘natürlich habe er Fisch’, locken uns an. Bald stehen die Köstlichkeiten vor uns, frischer Fisch (das Kilo zu DRS 5.000,–), heute in der Ägäis keine Selbstverständlichkeit mehr, Scampis, Bauernsalat und natürlich ein Fläschchen Rotwein. Freundliche Bedienung, saubere Tische und das vorzügliche Essen, lassen uns wieder ins Schwärmen kommen. Ganz sicher waren wir auch hier nicht das letzte Mal!

Wo wir nun schon einen richtigen ‘Aktiv-Tag’ angefangen haben, sind wir nicht mehr zu bremsen. Im Hotel schlüpfen wir in die Badesachen und starten dann zu einer Strand- und Küstenwanderung in Richtung der gestern vom Boot aus entdeckten Bucht von Glyfada. Schon wenige Meter vom Hotel entfernt sind wir ganz allein. Leise plätschert das Meer gegen die Steine und Felsbrocken, die das Ufer säumen. Auf einzelnen Steinen, die aus dem Wasser ragen, sonnen sich Krebse. Die Idylle und Einsamkeit verleiten uns, immer noch um die nächste Ecke zu schauen, und so landen wir dann plötzlich am Hotel Nisteria auf der Terrasse, gerade rechtzeitig zum Nachmittagskaffee, bzw. -tee.

Am siebten Tag der Woche soll der Mensch ruhen, und so beschließen wir, den Sonntag am Hotelstrand mit Baden und Faulenzen zu verbringen, was uns auch hervorragend gelingt. Zum Mittag gehen wir kurz hinüber ins Acrogialli, und die Nachmittags-Kaffeepause findet auf unserem Hotelbalkon statt. Hier sitzen wir dann bei einer guten Flasche Rotwein auch noch nach dem Abendessen bis spät in die Nacht.

Sonnen, Schwimmen, Lesen und Plaudern an der Küste bei Scala Potamia

Am Hafen in Limenas ist die Endhaltestelle der Inselbusse, Linie 1 fährt linksherum um die Insel und Linie 2 rechtsherum. Unser heutiges Ziel ist die Bucht von Scala Potamia. Als wir dort ankommen, stehen uns einige hundert Meter Strand zur freien Auswahl für einen Liegeplatz zur Verfügung. Es ist noch kein Mensch unterwegs, ganz nach unserem Geschmack. Windgeschützt durch hohe Strandhaferbüschel finden wir ein Plätzchen im weißen Sand der Dünen.

Es sind nur wenige Meter bis zum Meer und etwas abseits der Parkplätze, wo wir die später eintreffenden Besucher erwarten. Es ist eine richtige Urlaubsidylle. Aber zunächst ‘mal ab ins Wasser. So verbringen wir den ganzen Vormittag, immer abwechselnd Sonnen, Schwimmen, Lesen, Plaudern. Wir beratschlagen gerade, wo wir zum Mittag hingehen werden, als uns durch äußere Umstände die Entscheidung darüber abgenommen wird.

Ein Blick hinüber nach Potamia, das mit seinen weißen Häusern an den Berghang, der die Bucht umschließt, geklebt zu sein scheint, verkündet nahendes Unheil. Von dort ziehen pechschwarze Gewitterwolken heran, und zwar mit einer Geschwindigkeit, die uns veranlasst, unverzüglich mit dem Zusammenpacken unserer Habe zu beginnen. Zu spät für einen geordneten Rückzug, nur mit Mühe und schon kräftig eingeweicht, erreichen wir eine Taverne am Hafen.

Volltreffer! Mit Scampi und Octopus finden sich die für einen solchen Tag einzig geeigneten Gerichte auf der Karte. Nach dem Essen hat der Regen zwar aufgehört, aber die dunklen Wolken hängen noch über der Bucht. Wir beschließen den Rückzug, aber selbst das Warten auf den Bus ist noch Bestandteil dieses Ausflugstages, kann man dabei doch die herrliche Aussicht auf die Bucht und den Hafen genießen.^

Um 14:25 Uhr sind wir wieder in der Stadt, und unser Erstaunen ist groß, denn hier scheint die Sonne und von den Wolken an der Ostküste keine Spur. Wir schlendern noch etwas durch den Ort, bevor wir den Weg zurück ins Hotel antreten. Das war ein Tag mit ‘Erholung pur’.

Die Bucht von Alyki - ein Paradies

“Warum nicht das Gleiche noch einmal?”, fragen wir uns am nächsten Morgen und fahren mit dem Linienbus noch etwas weiter als gestern. Die Bucht von Alyki ruft! Wenige Schritte vom Wasser entfernt breiten wir unsere Bambusmatten aus und fühlen uns, als ob wir soeben ein englisches Schloss bezogen haben. Diesmal überrascht uns kein Unwetter und so haben wir Zeit, auch die nähere Umgebung zu durchstreifen. Ein Uferweg führt um die zypressenbestandene felsige Halbinsel, die die Alyki-Bucht vom Meer trennt. Ringsum blüht es, und der Duft des Harzes aus dem nahen Wald ist überall. Riesige, über 1 m hohe Aronstabgewächse recken ihre purpurnen Stäbe aus felsigem Untergrund gen Himmel.

Unser Geheimtipp - die Bucht von AlykiUnser Geheimtipp - die Bucht von Alyki (Dia-Duplikat) © 1989-2016 Bernd Runde

Auf der dem offenen Meer zugewandten Seite der Halbinsel sind im kristallklaren Wasser die Reste des antiken Marmorhafens auszumachen. Über den Bergrücken der Halbinsel mit einigen antiken Säulen- und Ruinenresten kehren wir an die Badebucht zurück. Nach einem erfrischenden Bad lockt es dann erst einmal in die Taverne. Unter uns liegt die Bucht mit ihrem türkisfarbenen Wasser und dem strahlend weißen Strand, und auf dem Tisch stehen, wie könnte es anders sein, Fisch, Wein und knackig frisches Weißbrot. So ein Tag kann gar nicht lang genug sein. Spät abends, es ist der letzte Bus den wir gewählt haben, kehren wir zurück, allerdings mit der Gewissheit, dass diese romantische Stelle uns noch wiedersehen wird.

Dass dieses Wiedersehen sich allerdings noch etwas hinauszögern wird, war nicht vorherzusehen. Die beiden folgenden Tage sind so verregnet, dass es nur zu kleinen Spaziergängen in die Stadt und zu unserem Lieblingslokal reicht.

Tagesausflug mit Schiff und Bus nach Xanthi

Der Blick ist zum Himmel gerichtet, als wir am Sonnabend zu einem Tagesausflug auf’s Festland aufbrechen. Die morgendliche Fähre bringt uns nach Keramoti, wo im Hafen schon ein Reisebus wartet, mit dem wir nach Xanthi fahren wollen. Der größte Teil der Strecke führt durch die fruchtbaren Niederungen des Flusses Nestos. Erst vor Xanthi wird es etwas bergiger. Zunächst geht es zu einem hoch über der Stadt gelegenen Kloster, und dann stürzen wir uns in das Getümmel des Wochenmarktes.

Buntes Treiben auf dem Wochenmarkt von XanthiBuntes Treiben auf dem Wochenmarkt von Xanthi (Dia-Duplikat) © 1989-2016 Bernd Runde

Ein riesiger Platz scheint überzukochen vom brodelnden Treiben. Unter bunten Sonnenschirmen gegen die stechende Sonne wird vom Radieschen bis zum selbst geschmiedeten Hackebeilchen alles feilgeboten, was die aus nah und fern angereiste Kundschaft gebrauchen kann, bzw. die aus nah und fern angereisten Bauern und Händler glauben, absetzen zu können. Männer und farbenfroh gekleidete Frauen drängen sich durch die schmalen Gänge, feilschen an den Ständen um die Preise, schleppen Unmengen von Gemüse, Bekleidung und Gerätschaften zu den Parkplätzen oder stehen einfach in großen und kleinen Gruppen beieinander und tauschen die neuesten Nachrichten aus. Das ist ganz sicher auch ein großer Markt für Informationen, wenn man sich, aus den verschiedensten Gegenden des Landes angereist, nach langer Zeit einmal wiedersieht.

Auffallend hoch ist der Anteil der Besucher, die durch ihre Aufmachung den jahrhundertelangen türkischen Einfluss in dieser Region erkennen lassen. Mehrmals werden wir, die an allem interessierten Touristen, nach unserer Herkunft gefragt und als Deutsche sehr freundlich willkommen geheißen, hat man doch einen Sohn oder eine Tochter, die irgendwo in Köln, Nürnberg oder Sindelfingen in Arbeit und Lohn stehen.

Auf der Suche nach einem möglichst typischen Restaurant bummeln wir noch durch die Stadt, in der durch häufige Erdbeben nicht viel alte Bausubstanz erhalten ist, als sich plötzlich der Himmel verfinstert und Wassermassen vom Himmel stürzen, wie wir es selten erlebt haben. Es gibt keine andere Möglichkeit, als schnell unter einer Markise Schutz zu suchen, denn innerhalb weniger Minuten verwandeln sich die Straßen in wahre Flüsse.

Der Wochenmarkt von Xanthi nach dem WolkenbruchDer Wochenmarkt von Xanthi nach dem Wolkenbruch (Dia-Duplikat) © 1989-2016 Bernd Runde

Hier sind wir zum Warten verdammt. Nach der ersten Überraschung stellen wir fest, dass die uns Schutz bietende Markise zu einem Restaurant gehört. Es ist zwar nicht die Atmosphäre, die wir suchen, aber wenigstens eine Gelegenheit, etwas zu essen. Als es dann aufgehört hat zu regnen und das Wasser von den Straßen abgelaufen ist, wandern wir noch einmal zurück zum Markt. ‘Wie mag es da wohl aussehen?’ Es offenbart sich uns ein trostloser Anblick. Man kann nur ahnen, in welcher Panik hier der Aufbruch erfolgte. Kisten, Kartons, Plastikbahnen und zerbrochene Sonnenschirme, alles liegt auf dem Platz verstreut herum, und keine Menschenseele ist mehr zu sehen.

Bevor uns der Bus bei strahlendem Sonnenschein zum Hafen zurückbringt, machen wir noch einen Abstecher in den Fischerort Avdira, der verträumt und verlassen am östlichen Rand der Nestos-Tiefebene liegt. Vom einstigen pulsierenden Leben der antiken Hafenstadt zeugen nur noch einige wenige Mauerreste der Akropolis und der Hafeneinfahrt.

Wie im Fluge sind die Tage vergangen, und die Abreise rückt immer näher. Den letzten Sonntag unseres Aufenthaltes fahren wir noch einmal an die Bucht von Alyki. Es ist ein Tropentag, und immer wieder treibt es uns in den Schatten des nahen Waldes oder unter das Dach der Taverne. Das ist auch der richtige Ort, um schon ‘mal mit dem Abschiednehmen anzufangen.

Ein ‘schmerzlicher’ Abschied

Am Montag klappern wir noch einmal all’ die Plätze ab, die dazu beigetragen haben, dass wir hier auf diesem Kleinod von Insel solch herrliche Stunden verleben konnten. Beim Stadtbummel klären wir im Reisebüro die Rückflug-Modalitäten, um dort zu erfahren, dass der Rückflug nach München erst 7 (!) Stunden später als geplant von Kavalla weggeht. Dann werden wir nicht mehr am gleichen Tag unsere Reise fortsetzen können, wie ursprünglich beabsichtigt. Die Buchung eines Hotelzimmers in Ismaning klappt auf Anhieb, und die Rechnung für diese zusätzliche Übernachtung in München kündige ich dem Vertreter von Jahnreisen gleich vor Ort an. Mittags nehmen wir Abschied von der Taverne Acrogiali, und zum Kaffee marschieren wir noch einmal hinüber ins Nisteria.

Am Dienstag geht es dann trotz des verspäteten Abflugs schon morgens mit der ersten Fähre hinüber zum Festland. Ein richtiger Gammeltag. Ein Glück, dass wir so gut erholt sind. Um 21:00 Uhr kommen wir glücklich im Hotel zur Mühle in Ismaning an, gerade noch rechtzeitig, bevor die Küche schließt.

Dies war der ertse Teil unseres Frühjahrs-Urlaubs die Fortsetzung gibt es unter Schweiz


Insel-Hopping Kalymnos - Patmos - Kos (1992)

09.09.1992, Mittwoch, LT 48 ab München 15:40, an Kos 19:20, Transfer nach Kalymnos: Bus/Schiff/Taxe (3 Std.), evtl. 1 Übernachtung.

Ein Start mit Hindernissen vom neuen Weltflughafen ‘Franz-Josef-Strauß’

Am 09.09.1992 starten wir um 07:24 Uhr ab Hann.Münden. Der Himmel strahlt schon bei der Abfahrt ‘griechisch-blau’ und dementsprechend sind auch wir schon bei der Abfahrt in fröhlicher und ausgelassener Stimmung. Welch erhebendes Gefühl, sich dem neuen Weltflughafen ‘Franz-Josef-Strauß’ in München zu nähern. Der Taxifahrer beschließt, uns am Terminal A abzusetzen. Das ist leider das verkehrte Ende der weitläufigen Anlage. Wir ziehen mit Sack und Pack los über Förderbänder und Rolltreppen. Die Beschilderung ist so miserabel, dass es schon einer gewissen Intuition bedarf, um wirklich dorthin zu gelangen, wo man hin möchte. Wir sind sicher 15 Minuten unterwegs im ‘bayerischen Labyrinth’. Endlich, wir sind da, Gepäckabfertigungshalle D. Auskunft am LTU-Schalter: ‘Abfertigung ist da wo Kos dransteht’, sagts und verschwindet wieder zu ihrer Tasse Kaffee, die freundliche Dame der Gesellschaft, die weiß was ihre Kunden so lieben.

Es muss wohl Föhn herrschen. Heute morgen wimmelt es nur so von ‘Giftschlangen’. ‘Wieviel kg haben wir denn eingepackt, können wir den Handkoffer eventuell noch mit aufgeben?’ ‘Der wiegt ja 9 kg, das ist für Handgepäck nicht erlaubt, das Maximum sind 5 kg.’ ‘Dann tun wir einfach mal so, als ob sie nichts gesehen haben’, flaxe ich so dahin. Donnerwetter, damit habe ich vielleicht eine Tretmine losgetreten. ‘Für wen halten Sie uns denn hier? Die Dummheit steht uns wohl schon auf der Stirn geschrieben? Wollen Sie Raucher oder Nichtraucher? Oder darf ich das auch nicht wissen?’ geifert die frustierte Emanze los, der ihr Chef Kundendienst und Freundlichkeit anscheinend verboten hat.

Mit nur 10 Min. Verspätung startet die Maschine (Flug LT 48) vom neuen Münchener Flughafen im Erdinger Moos. Schon nach kurzer Flugzeit befinden wir uns über der ausgedörrten gebirgig-zerklüfteten Landschaft Serbiens. Ab Thessaloniki taucht im Blau der Ägäis eine Insel nach der anderen auf. Braun und tot wirkt von hier oben die Insel Thassos, unser Ziel von 1989.

09.09.92 bis 16.09.92 Schwammtaucherinsel Kalymnos

Touristen stören den Alltag gestresster Reisebüro-Mitarbeiter

09. Sept. 1992 Im großen Bogen umfliegt die Maschine die Insel Kos im Westen, um sich von Süden her dem Flugplatz zu nähern. Die Insel wirkt in ihrem westlichen Teil sehr flach. Tiefe Einschnitte mit cañonartigem Charakter prägen die Oberfläche. Als wir zur Landung ansetzen, versinkt die Sonne gerade am Horizont.

Nur sehr zögernd und kleckerweise kommt das Gepäck am Flughafen an, man hat das Gefühl, dass ein einzelner Grieche die Koffer einzeln vom Flugzeug herüberträgt. Dann senkt sich tiefe Dunkelheit über die Insel und das Flughafengebäude - auf Kos finden stundenweise Warnstreiks der Elektrizitätswerks-Mitarbeiter statt. Es herrscht allgemeines Chaos, weil niemand seinen Koffer erkennt. Erst nach einer Stunde löst sich das Knäuel langsam auf. Die vor dem Flughafengebäude wartende Reiseleiterin empfängt uns mit der ‘frohen’ Botschaft: ‘Wegen der fortgeschrittenen Zeit ist für einen Transfer zu unserem eigentlichen Ziel, der Insel Kalymnos, heute keine Gelegenheit mehr.’

In stockdunkler Nacht machen wir dann eine Inselrundfahrt, um alle Neu-Ankömmlinge zu ihren jeweiligen Quartieren zu befördern. Während der Tour gibt’s dann die obligatorischen Verhaltensregeln für Touristen, Hinweise über mögliche Ausflüge - natürlich nur mit Jahnreisen - und es werden alle Voucher konfiziert, von uns auch die für die anderen Inseln (hier wird alles von der Zentrale aus geregelt!!).

Wir landen im Hotel Karis in Kos-Stadt, d.h. der Bus hält auf einer Kreuzung vor einer gesperrten Straßeneinfahrt (Einbahnstraße) und uns wird bekundet: ‘Ihr Hotel ist dort hinten!’. Sprach’s und lässt uns mit dem Gepäck auf der Straße stehen, die Frau Chef-Hostess. Gastfreundschaft und Kundenbetreuung à la Jahnreisen. Bei den anderen Hotels wurden die Gäste direkt am Hotel abgesetzt und zur Rezeption begleitet, vermutlich weil es sich um Gäste handelte, die in die direkte Zuständigkeit des hiesigen Büros fallen.

Wir setzen unser Gepäck in dem Mini-Zimmer ab und ziehen zunächst los, um uns etwas die Beine zu vertreten. Der Weg zum Hafen ist nicht weit und bald umgibt uns die turbulente Atmosphäre der Altstadt. Die Luft ist geschwängert von wahren ‘Disco-Orgien’, aus jeder Taverne ertönt etwas anderes, man kann sich beim vorbeigehen kaum unterhalten. Es dauert ein Weilchen, bis wir in einer Seitenstraße, schon auf dem Weg zurück ins Hotel, eine ansprechende kleine Taverne entdecken. Hier unter Platanen, bei dezenter Musik und mit Kalamaris, Gyros und griechischem Salat, kommen wir allmählich in Urlaubsstimmung.

Blick über den Hafen von KosBlick über den Hafen von Kos (Dia-Duplikat) © 1992-2016 Bernd Runde

10. Sept. 1992 Wir haben wunderbar geschlafen und sitzen um 09:00 Uhr bei einem recht schlichten Frühstück. Die Zeit bis zu unserer Weiterfahrt - um 12:00 Uhr muss das Zimmer geräumt sein und um 15:15 Uhr soll uns ein Taxi abholen - nutzen wir für einen Stadtbummel. Es geht rund um den von Cafés und Restaurants gesäumten Hafen hinauf zur Festung. Von den riesigen Mauern genießt man einen wundervollen Blick auf die Stadt und den alles beherrschenden Hafen. Beim anschließenden Rundgang durch die Altstadt erwischen wir unter riesigen Oleanderbäumen ein schattiges Plätzchen, um bei einem Irish Coffee neue Kräfte zu sammeln.

Auf der Festung in Kos-StadtAuf der Festung in Kos-Stadt (Dia-Duplikat) © 1992-2016 Bernd Runde

Wir kommen doch noch auf die Insel Kalymnos

Es ist so gemütlich, dass wir erst mit 30 Minuten Verspätung ins Hotel zurückkehren. Dafür handeln wir uns einen kräftigen Anpfiff ein. Im Restaurant ‘Christina’ gleich nebenan überbrücken wir dann bei einem kleinen Imbiss weitere 2 Stunden. Pünktlich ist das Taxi zur Stelle und wenige Minuten später sind wir am Hafen. Um 16:00 Uhr soll MS Karinos nach Kalymnos ablegen, aber 16:20 Uhr liegt noch immer die MS Patmos am Pier. Dann endlich taucht ein Fährschiff am Horizont auf, das Warten hat ein Ende. Chaos setzt erst wieder ein, als feststeht, an welcher Stelle des Piers das Schiff anlegen wird. Als ob nur 2 Plätze zur Verlosung freigegeben werden, stürzen die Wartenden auf der Mole wild durcheinander, versperren alle Gangways und Treppen und suchen anschließend ihre Freunde und Bekannten.

Wir erwischen einen guten Platz im Heck des Sonnendecks. Es stört uns wenig, dass die Überfahrt nicht 30 Min., wie es der Fahrplan sagt, sondern eine ganze Stunde dauert. Langsam gleitet das Schiff in den von der malerischen Kulisse der Stadt Pothia umrahmten Hafen. Auch hier erwartet uns wieder ein Taxi. Gegen 17:00 Uhr erreichen wir das kleine Hotel ‘Plati Yalos’, mehr eine Privatpension wie sich bei näherem Hinsehen herausstellt, wo uns die Inhaber Jorgo und Anna begrüßen. Es dauert noch ein Stündchen, ehe wir unser Zimmer beziehen können, weil noch nichts geputzt ist.

Mit einem anderen heute angereisten Paar brechen wir in eine in der Nähe gelegene Taverne auf. Bei ‘Gianni’ sitzen wir auf der Terrasse in der lauen Frühlingsnacht und werden exzellent beraten und bedient. Bei einem typisch griechischen Abendessen mit einer Flasche Rotwein und einem griechischen Kaffee fängt unser Urlaub jetzt erst so richtig an. Um 22:00 Uhr bummeln wir durch die warme Nachtluft zurück in unser Quartier.

Kantouni mit Heilig-Kreuz-KlosterKantouni mit Heilig-Kreuz-Kloster (Dia-Duplikat) © 1992-2016 Bernd Runde

11. Sept. 1992 Nichts hält uns im Bett. Um 08:15 Uhr sitzen wir als erste auf der Terrasse beim Frühstück. Ein erster morgendlicher Bummel führt uns durch die kleinen Orte Linaria und Kantouni. Der Strand von Plati Gialos liegt nur wenige Minuten entfernt und wird wegen seiner ruhigen und abgeschiedenen Lage bald unser Lieblingsplatz zum Baden und Sonnen. Ein anderer Lieblingsplatz wird die Taverne unterhalb unserer Pension am Strand von Linaria. Das Essen ist gut, der Bauernsalat frisch und der Retsina kühl.

Um 17:00 Uhr brechen wir in Richtung Masouri auf, die Felsen und Inseln vor der Küste versprechen das richtige Panorama für schöne Sonnenuntergangs-Photos. Um 18:30 Uhr haben wir immer noch nicht die ‘richtige’ Stelle gefunden, und die Sonne nähert sich schon bedenklich dem Horizont - und taucht auch kurz darauf ins Meer. Dieser Misserfolg raubt uns die ganze Kraft, um auch die 1,5 Stunden Rückweg noch zu Fuß zu bestreiten. In Myrties bleiben wir einfach sitzen und warten auf den letzten Bus, aber auch das ist noch spannend genug, weil zur vorgesehenen Zeit kein Bus erscheint.

Den Abend verbringen wir wieder bei ‘Gianni’. In die nahe Stadt zu fahren, fehlt uns heute einfach der Schwung.

12.Sept. 1992 Beim Frühstück gibt’s den ersten Rüffel ‘für zu frühes Aufstehen’. Wir stören den verschlafenen Tagesablauf unserer Wirtsleute ganz erheblich mit dem Wunsch schon vor 08:00 Uhr frühstücken zu wollen. Um aber vor der großen Mittagshitze in der Stadt zu sein, wollen wir schon mit dem 08:50 Uhr-Bus in die Stadt. Am Elies Square haben wir dann Glück ein Taxi zu erwischen, dass zum Bustarif (150 DRS) in die Stadt fährt und dabei, solange nach Platz ist, alle am Straßenrand winkenden Personen einlädt. Als wir im Zentrum von Pothia ankommen, passt auch wirklich keine Einkaufstasche mehr ins Auto.

Im Hafen von PothiaIm Hafen von Pothia (Dia-Duplikat) © 1992-2016 Bernd Runde

Zunächst bummeln wir Richtung Hafen und lassen uns durch das bunte Treiben der erwachenden Stadt gefangen nehmen. Ein wunderbar am Wasser gelegenes Fischrestaurant, abseits des allgemeinen Trubels, erscheint es wert, für später vorgemerkt zu werden. Unser Bummel führt uns dann rund um den Hafen, hinauf zur oberen Stadt und dann kreuz und quer durch die Altstadt. Die typisch griechische Atmosphäre mit den engen Gassen, weiß getünchten Häusern und farbenprächtigen Blumen auf Treppen und Fenstersimsen fasziniert uns immer wieder aufs neue. Um die Mittagszeit wird der Betrieb und der damit verbundene Abgasgestank in den engen Gassen allerdings unerträglich und es treibt uns in das ausgewählte Restaurant.

Blick auf PothiaBlick auf Pothia (Dia-Duplikat) © 1992-2016 Bernd Runde

Endlich gibt’s den heißersehnten frischen Fisch (5.000 DRS/Kilo) und eine Flasche Retsina, damit der Fisch auch gut schwimmen kann. Nach dem ersten 500 g-Exemplar kann ich nicht widerstehen und gehe mir noch einen zweiten aussuchen. Wir schwelgen, zumal der Platz auch so richtig dazu angetan ist, die von uns so geliebte griechische Atmosphäre zu vermitteln.

Gute Erfahrungen sollte man so oft wie möglich wiederholen und so treten wir den Rückweg auch wieder mit dem Taxi an. Ein Bad in der Bucht von Linaria bringt Frische und Tatendrang zurück. Um 19:00 Uhr sitzen wir, freundlich beraten und bedient, im Garten des Restaurants ‘Marinos’ am Elies-Platz bei Souflaki und einer Flasche Loutari.

Wir wollen zum Abschluss gerade einen griechischen Kaffee bestellen, als eine größere Gruppe erscheint und wir gebeten werden, den Tisch zu wechseln. Unser Einverständnis veranlasst den Wirt, auf Kosten des Hauses, eine Flasche weißen Demestica zu spendieren.

Kaffee, Metaxa und auch diese Flasche Wein - ein schottisches Paar hat dabei geholfen - gehen auch noch den Weg allen Essbaren. Als wir endlich aufbrechen ist niemand mehr im Lokal, der weiß, was wir verzehrt haben. ‘Was hatten Sie denn?’ Wir wissen es noch, und so kann der Wirt uns auch die Rechnung schreiben. Wir wissen auch noch, wie der Weg durch die Gärten und Weinberge den Steilhang hinauf zu unserem Quartier verläuft, kommen oben aber nur mit Mühen an. Ein gelungener Tag, so recht nach unserem Geschmack.

13. Sept.1992 Den ganzen Vormittag verbringen wir mit intensivem Nichtstun. Wir ziehen uns in die Bucht von Plati Gialos zurück und vertreiben uns die Zeit mit Schwimmen, Sonnen und Boccia. Mittags sitzen wir dann wieder in der Taverne unter unserem Hotel und genießen den herrlichen Blick auf die Bucht von Kantouni. Es ist starker Wind aufgekommen und meterhoch spritzt die Gischt, wenn das Meer unterhalb der Taverne gegen die die Bucht begrenzenden Felsen donnert. Über den feinen schwarzen Sand des Strandes rollen die Wellen mit ohrenbetäubendem Donner.

Pilgerscharen auf dem Anstieg zum Heilig-Kreuz-KlosterPilgerscharen auf dem Anstieg zum Heilig-Kreuz-Kloster (Dia-Duplikat) © 1992-2016 Bernd Runde

Als wir bei Kaffee und Tee am Nachmittag auf der Terrasse sitzen, beobachten wir die endlose Schlange der zum Heilig-Kreuz-Kloster hinaufziehenden Pilger. Abends sind wir dann wieder im ‘Marinos’. Auch heute heißt es später an der Kasse: ‘Was darf ich Ihnen auf die Rechnung setzen? Nein, Kaffee kostet nichts.’

Wieder geht ein schöner Tag zu EndeWieder geht ein schöner Tag zu Ende (Dia-Duplikat) © 1992-2016 Bernd Runde

14. Sept. 1992 An der Straße zwischen Linaria und Kantouni mieten wir uns einen Roller (2.000 DRS) und starten, zwar etwas untermotorisiert für zwei Personen, zu einer Inselrundfahrt. Über Pothia geht’s südlich an der zerklüfteten Küste entlang, bis tief unter uns, malerisch an einer engen Felsbucht gelegen, das Städtchen Rina (Vathis) mit seinen weißen Häusern und den bunten Booten im Hafen zu uns herauf grüßt. Natürlich lädt eine solche Atmosphäre zum verweilen ein. Bei Fisch und Retsina sitzen wir unter einem Laubendach und schauen dem bunten Treiben im Hafen zu.

Durch seine Lage hat Vathis einen besonderen ReizDurch seine Lage hat Vathis einen besonderen Reiz (Dia-Duplikat) © 1992-2016 Bernd Runde

Von hier aus wollen wir eigentlich quer durch die Insel bis zur Westküste vorstoßen. Leider mündet die Straße in einen staubigen Schotterweg, der sich dann hinter Stymenia irgendwo zwischen den Feldern verliert. Wir müssen zurück. Bei Vroulidia steigen wir einen steilen Pfad hinunter zur Küste an eine wunderbare Bucht mit kristallklarem Wasser. Im Gegensatz zu der dem Wind zugewandten Westküste plätschert das Meer hier nur ganz sacht auf den sauberen Schotterstrand. Wir legen eine kleine Pause ein und kühlen uns bei einem Bad etwas ab.

Nach dieser Vormittagstour fühlen wir uns recht sicher auf unseren 50 ccm. Also geht’s den ganzen Weg wieder zurück - in Pothia wird nachgetankt (2 l !!!) - bis zur Westküste. Leider sind in Myrties die Restaurants nicht auf Kaffeegäste eingestellt, und wir müssen ganz schön suchen, bis wir ein angenehmes Plätzchen, allerdings direkt an der Durchgangsstraße, finden. Weiter geht die Fahrt dann auf der hoch über dem Meer angelegten Küstenstraße über Argynonda bis im Norden bei Emporios die Straße endet. Dieser kleine verschwiegene Ort liegt an einer einsamen Bucht mit einem sauberen Kieselstrand. Von einem Hügel über der kleinen Kirche genießen wir die herrliche Aussicht über das Meer, die Inseln und Berge. Diese verträumte Idylle lässt uns ganz vergessen, dass wir noch einige Kilometer zurück rollern müssen.

In Emporios hört die Straße aufIn Emporios hört die Straße auf (Dia-Duplikat) © 1992-2016 Bernd Runde

Als wir um 18:30 Uhr den Roller wieder abgeben, merken wir allerdings in allen Knochen und speziell an einer gewissen Sitzfläche, dass uns dieser Tag etwas Besonderes und Ungewohntes geboten hat. Damit aber nicht genug der Besonderheiten, mitten beim Abendessen in der Taverne ‘Zistaria’ fällt für eine Stunde der Strom aus. Beim Schein alter Schiffsgaslaternen wird die Stimmung aber dann erst so recht anheimelig. Wieder einmal verlassen wir als letzte diese gastliche Stätte. Es will uns so gar nicht einleuchten, dass ein solcher Tag überhaupt zu Ende gehen muss.

15. Sept. 1992 Es wird etwas später mit dem Frühstück, da wir heute Vormittag kein besonderes Programm haben. Um 10:00 Uhr sind wir dann wieder an ‘unserem’ Strand. Der Wind hat etwas nachgelassen, und es liegt brütende Hitze über der Insel. Das ist der bisher heißeste Tag. Wir vertreiben uns die Zeit mit Boccia, Schwimmen und Strandspaziergängen. Mittags vermeldet Anna, dass wir Morgen um 16:00 Uhr abgeholt werden und der Taxifahrer unsere Tickets für die Fähre mitbringt.

Um 18:00 Uhr brechen wir zum Abendessen in die Stadt auf. Zum Abschied von Kalymnos steht noch einmal Fisch auf dem Wunschzettel. Am Elias Square wartet schon ein Taxi mit einem Passagier auf weitere Fahrgäste. Zu dritt geht’s los. Bei unserer Ankunft in Pothia sitzen 5 Erwachsene und ein Kind im Auto, das nennt man hier ‘Bus-Taxi’.

Welche Enttäuschung, das Fischrestaurant ist geschlossen. Ob es sich lohnt zu warten? Immerhin sind die Tische eingedeckt. Wir warten, und werden vom kurz darauf eintreffenden Wirt und seiner Frau freudig begrüßt. Als wir uns zur Auswahl eines Fisches in die Küche begeben, gibt es auf Kosten des Hauses einen Ouzo zur Begrüßung. Auswahl eines Fisches, das ist einfach gesagt, aber nur schwer zu realisieren. Die Kühlvitrine ist prall gefüllt mit allen Köstlichkeiten des Meeres: Fisch, Shrimps, Lobster und Kalamares. Wir suchen uns 2 500-Gramm-Fische aus. Als Beigaben wählen wir Zaziki und griechischen Bauernsalat. Gespült wird das Ganze mit Retsina. Als Vorspeise empfiehlt uns der Wirt eine Spezialität der Insel: Kalamares-Bällchen.

Es schmeckt wie gewohnt, und als um 20:00 Uhr wieder der Strom abgeschaltet wird, beginnen wir den gemütlichen Teil des Abendessens. Über das dunkle Wasser tuckern einige Fischerboote aus dem Hafen. Am Horizont ist die Silhouette von Kos mit den blinkenden Lichtern der Küstenorte auszumachen. Beim matten Schein einer Schiffsgaslaterne - es sind nur wenige Gäste anwesend - genießen wir einen griechischen Kaffee mit Metaxa.

Unser Bus wartet wie bestellt am Anfang der Hafenpromenade und startet auch kurz nachdem wir eingestiegen sind. Zum Ausklang sitzen wir dann noch ein Weilchen auf unserer Terrasse, ehe wir mit dem Gefühl, dass es einen schöneren Tag nicht geben kann, ins Bett gehen.

16. Sept. 1992 Nach dem Frühstück bleiben wir noch etwas auf der Terrasse und genießen den herrlichen Blick auf die Bucht unter uns und die weiche, warme Luft des beginnenden Tages. Nachdem dann die Tagebucheintragungen aktualisiert sind, brechen wir zu einem kleinen Dorfspaziergang auf, den wir dann bis zur Taverne und den steinigen Weg zum Strand verlängern. Es sind die letzten Stunden auf Kalymnos, und es heißt Abschied nehmen. Nach einem kurzen Mittagsschlaf warten wir dann auf das angekündigte Taxi. Ungeduldig, unruhig, aber am meisten wohl unsicher, lauschen wir auf jedes Autogeräusch. So ganz abhängig zu sein, ohne Ticket in der Tasche, das behagt uns nicht, zumal wir die griechische Mentalität glauben einigermaßen einschätzen zu können. Aus 16:00 Uhr ist inzwischen 16:45 Uhr geworden, in 45 Min. soll die Fähre ablegen, wir schwitzen Blut und Wasser. Der Taxifahrer ermahnt uns jedoch zu griechischer Gelassenheit, die Fähre habe sowieso Verspätung. Na ja, 25 Min. sind es dann tatsächlich, ehe es endlich heißt ‘Leinen los’.

16.09.92 bis 23.09.92 Die ‘Heilige’ Kloster-Insel Patmos

16. Sept. 1992 Im weiten Bogen umrundet das Schiff die Insel im Westen. Von unserem Platz im Heck beobachten wir die vorbeiziehende Küste. So erleben wir auch den Anblick der Bucht von Kantouni mit dem hoch im Steilhang klebenden Kloster zum Heiligen Kreuz von der Seeseite aus. Auf Levos legt die Fähre noch einmal an und nimmt weitere Reisende an Bord. Auf dem ganzen Schiff herrscht beengende Fülle. In den Gängen auf dem Sonnendeck gammeln Rucksackreisende und machen das Herumwandern zum Hindernislauf. Als wir wieder ablegen, versinkt die Sonne langsam im Meer. Es wird dunkel und etwas ruhiger an Bord.

Gegen 20:30 Uhr tauchen die Lichter von Patmos vor uns auf. Über eine halbe Stunde dauert die Einfahrt in den Hafen und das Anlegemanöver. Wir haben unser Gepäck rechtzeitig an die Heckluke geschleppt und stehen hinter der noch immer geschlossenen Rampe. Endlich um 21:00 Uhr senkt sich die Klappe und die frische Nachtluft strömt ins Schiff.

Im Hafen von SkalaIm Hafen von Skala (Dia-Duplikat) © 1992-2016 Bernd Runde

Langsam leert sich der Hafenplatz, aber ein Abholer für Jahn oder das Hotel Sunset ist immer noch nicht in Sicht. Von verschiedenen Leuten werden wir angesprochen, ob man uns helfen könne. Sehr spät geht dann einem Taxifahrer, der auch schon für Jahn gefahren ist, ein Licht auf: “Ihr müsst einen Bus mit der Aufschrift »Astoria« suchen.” Tatsächlich, den gibt’s und der Fahrer flucht: “Drei Schiffe auf einmal und keine Informationen wen ich abholen und wohin bringen muss.” In wenigen Minuten sind wir im Hotel.

Ganz in der Nähe soll eine Taverne sein. Also auf zum ‘Dinner’. Im Garten unter Platanen, von denen die bunten Lampen der elektrischen Lichterketten intimes Licht verbreiten, sitzen wir bei griechischem Salat, gegrilltem Octopus, so heißt hier der ‘calamari’ und reichlich Zatziki und plaudern noch bis kurz vor Mitternacht.

Kirche am Hafen in SkalaKirche am Hafen in Skala (Dia-Duplikat) © 1992-2016 Bernd Runde

17.Sept. 1992 Mit einem ‘frühen’ Frühstück, vor 08:00 Uhr läuft hier gar nichts, auf der von blühenden Pflanzen eingerahmten Terrasse, beginnen wir den neuen Tag. Dann locken uns die weißen Häuser von Chora, die hoch über dem Hafen von Skala einen Berg zieren. Neben der Autostraße führt ein direkter steiniger Eselspfad hinauf zur Hauptstadt der Insel. Mit jedem Schritt verändert sich der Blick hinunter auf die Stadt, den Hafen und die Berge und Buchten der Insel. Vorbei am Kloster der heiligen Anna, das über der sogenannten Johannesgrotte errichtet wurde, erreichen wir nach 1 Stunde unser Ziel.

Blick vom Kloster der Heiligen AnnaBlick vom Kloster der Heiligen Anna (Dia-Duplikat) © 1992-2016 Bernd Runde

Kreuz und quer schlendern wir durch die engen, verwinkelten und dadurch immer Schatten spendenden Straßen des Ortes, hinauf zur Festung. Auch hier residiert heute ein Kloster. Betreten ist nur in keuscher Kleidung erlaubt, d. h. Christa muss über ihre langen Jeans noch einen Rock streifen und ich bekomme lange Hosen verpasst. Die intime stimmungsvolle und kostbare Ausstattung des Kloster lohnt aber jeden Aufwand.

Im Kloster von ChoraIm Kloster von Chora (Dia-Duplikat) © 1992-2016 Bernd Runde

Vor dem Abstieg kehren wir noch in einer überfüllten Taverne ein. Die Terrasse mit der wunderbaren Aussicht müssen wir aber schnell wieder verlassen, vor lauter Wespen kommt man nicht zum Essen. Nach unserer Rückkehr schließen wir noch einen Bummel durch den Hafen an, um dann schon um 19:00 Uhr bei ‘Gregoris’ einzukehren. Bei einem Gespräch auf Kalymnos hatten wir den Tipp erhalten »Und zum Essen müsst ihr zu Gregoris gehen«. Wahrscheinlich geben diesen Tipp viele Leute, denn schon 10 Minuten nach unser Ankunft ist kein Tisch mehr frei. Wieder gibt es köstlichen Fisch. Auf dem Bummel zurück ins Hotels, durch die inzwischen ruhige Altstadt, kehren wir noch im »Adonis« zum nächtlichen griechischen Kaffee ein.

Blick auf Skala beim AbstiegBlick auf Skala beim Abstieg (Dia-Duplikat) © 1992-2016 Bernd Runde

18.Sept. 1992 Den neuen Tag wollen wir zur Inselerkundung nutzen. Alle schönen Strände sind nur mit Verkehrsmitteln zu erreichen. Der Strand von Skala, so dicht am Hafen und der belebten Uferstraße hat keine besondere Ausstrahlung. So klemmen wir uns um 08:45 Uhr wieder eine Yamaha Mate 50 unter den Hintern und brausen los.

Über Kampos erreichen wir die Bucht von Lampi. Wir sind ganz allein, noch hat kein Mensch den Weg hierher gefunden, und verträumen die Zeit auf dem Kieselstrand. Es weht ein angenehmer Wind, nur in der Sonne ist es brütend heiß. Westwinde treiben das Meer gegen die Küste, aber am Ostufer ist die See verhältnismäßig ruhig. ‘Verhältnismäßig’ ist aber doch noch recht aufgewühlt und so muss ich meine Runde allein schwimmen.

Weiter geht die Fahrt die Ostküste entlang, dort sollen noch eine Unzahl kleiner intimer Buchten liegen. Je abgelegener die Küste, um so miserabler wird der Weg und an einer Abzweigung, die ich zu spät erkenne, rutscht mir unser Gefährt auf dem losen Schotter seitlich weg und wir landen auf der Straße. Mein linkes Knie ist ganz schön lädiert. Ein junges Pärchen versorgt uns mit Jod und Papiertaschentüchern. In der offenen Fleischwunde sitzen aber so viele kleine Steinchen, dass wir beschließen, zunächst einen Arzt aufzusuchen.

Die Klinik liegt an der Straße nach Chora. Dort werde ich fachmännisch versorgt und mit dem Rat, die nächsten 7 Tage nicht ins Wasser zu gehen, entlassen. Das war’s dann wohl. Wir fahren den gleichen Weg wieder zurück und finden kurz hinter unserer Unfallstelle ein lauschiges Plätzchen, die herrliche Bucht von Vagia. Hoch über dem Strand liegt eine gemütliche Taverne, in der wir uns bald zum Imbiss einfinden. Den Rest des Tages verbringen wir dann mit sonnen und faulenzen. Hier ist auch die richtige Stelle, um mein Weibchen ins Wasser zu locken. Über die Felsen einer kleinen Landzunge kriechen wir noch in eine andere lauschige Bucht, wo wir ganz allein die Romantik der Insel genießen.

Um 18:30 Uhr geben wir unser Gefährt wieder ab. Zum Abendessen gehen wir in eine Taverne in der Nähe und sitzen auf der Straße unter großen Platanen.

19.Sept. 1992 » Chora mit dem Jonannes-Kloster in der Morgensonne « heißt unser erster Fototermin. So steigen wir erneut auf den Klosterberg und haben eine herrliche Aussicht auf den imposanten Komplex des den Ort überragenden Klosters im weichen Licht der morgendlichen Sonne. Am Rande der Besiedlung umrunden wir den Berg und stoßen dabei auch auf den eigentlichen Dorfkern der Altstadt. Ein kleiner Platz, umgeben von vier Kaffeneions bzw. Tavernen und einer kleinen Kirche bildet das Zentrum von Chora. Es ist erst 10:30 Uhr, noch ist keine Taverne geöffnet und somit auch keine Möglichkeit, die Ruhe dieses Platzes bei einem griechischen Kaffee voll auszukosten.

Klosterfestung Chora in der MorgensonneKlosterfestung Chora in der Morgensonne (Dia-Duplikat) © 1992-2016 Bernd Runde

Wir treten den Rückweg an, und besorgen uns in Skala etwas Essbares. Dann sitzen wir, umgeben vom Grün des Hotelgartens und den Ranken einer üppig blühenden Bougainvillea, bei Weißbrot, Schafskäse und einer Flasche Rotwein auf der Terrasse unseres Hotelzimmers. Erst nach einer Stunde Mittagsschlaf drängt es uns zu neuen Taten. Vorbei an der Bucht von Skala schlendern wir bis zum Strand von Méloi. Auf dem Rückweg lassen wir uns, inmitten des bunten Treibens im Hafen, noch zu einem köstlichen Eisbecher hinreißen. Spät nach Sonnenuntergang schlendern wir noch einmal durch das geschäftige Treiben rund um den Hafen und beschließen den Abend mit griechischem Kaffee und Metaxa. Welch ein Tag, einmal so ganz ohne festes Programm einfach in den Tag hineinleben. Unter der Sonne Griechenlands ist das kein Problem.

Blick auf Skala, das Kloster der Heiligen Anna und den FestungsbergBlick auf Skala, das Kloster der Heiligen Anna und den Festungsberg (Dia-Duplikat) © 1992-2016 Bernd Runde

20.Sept. 1992 Wir haben viel Zeit, der Bus nach Kampos geht erst um 10:30 Uhr. Zunächst wird also ganz gemütlich gefrühstückt. Kampos ist ein unansehnliches kleines Nest ohne Ausstrahlung. Über den unsauberen, mit alten Bootswracks verunstalteten Strand weht ein unangenehmer Wind. Wir marschieren zu Fuß noch einen Kilometer weiter und landen wieder in der Bucht von Vagia. Wir sind noch ganz allein und belegen das schönste Plätzchen unter einer dicken knorrigen Zeder mit Beschlag. Im Sand und auf dem Meer ist von dem heftigen Wind, der am Baum über uns zaust, nichts zu spüren. Wir verbringen den ganzen Tag hier, nur unterbrochen von einer kurzen Mittagspause auf der Terrasse der Taverne, mit Sonnen und Faulenzen. Um 15:30 Uhr brechen wir auf, um die Wartezeit auf den Bus bei einer gemütlichen Tasse Kaffee in Kampos zu verbringen. Aber mit diesem Unterfangen runden wir nur den Eindruck von Kampos ab, Kaffee und Tee sind ungenießbar. Wir treten den Rückweg zu Fuß an. Zwei Stunden später runden wir den Tag mit einer Melone mit Eis in Skala ab. Abendessen gibt’s wieder am Dorfplatz und den Schlummertrunk » Griechischer Kaffee mit Metaxa « natürlich im Adonis. Um 22:30 Uhr liegen wir in den Federn.

Kirchendächer in ChoraKirchendächer in Chora (Dia-Duplikat) © 1992-2016 Bernd Runde

21.Sept. 1992 Heute wollen wir ‘mal einen anderen Strand erkunden. Nach der Nachuntersuchung meines lädierten Knies im Krankenhaus, wandern wir über Chora hinaus weiter bis Grikos. Ich darf immer noch nicht ins Wasser. Den ganzen Vormittag verbringen wir am Strand, von wo uns dann aber der doch recht heftige Wind vertreibt. Auf einer kleinen Anhöhe, mit Blick über die ganze Bucht und die Küste, liegt eine kleine, sehr gemütliche und typisch griechisch aufgemachte Taverne. Nach einem leckeren Mittagessen brechen wir zum Rückmarsch auf. Diesmal folgen wir allerdings der Küstenstraße nach Skala.

Auf dem Weg zur ArbeitAuf dem Weg zur Arbeit (Dia-Duplikat) © 1992-2016 Bernd Runde

Im Reisebüro erfahren wir, dass sich die Abfahrtzeit der Fähre für unsere Weiterfahrt am 23. September auf 20:30 Uhr geändert hat. Den Abend verbringen wir, wie die anderen Tage auch, wieder im Gregoris und Adonis.

22.Sept. 1992 Um 10:00 Uhr legt ein kleines Fischerboot im Hafen ab, um uns nach Psili Amos, einer kleinen versteckten Bucht am anderen Ende der Insel zu bringen. Als wir den Hafen verlassen, bläst uns ein kräftiger Wind entgegen und lässt das kleine Fischerboot auf den Wellenkämmen tanzen. Wir umschiffen die schroffen Felsen der Südküste. Das Anlegemanöver an den steilen Klippen von Psili Amos ist ein waghalsiges Manöver. Die herrliche einsame Bucht mit ihrem gelben Sandstrand ist diesen Ausflug aber wert. Unangenehm und kalt weht allerdings ein kräftiger Wind von See her und treibt den feinen Sand über den Strand. Hinter dem kleinen Steinwall einer alten Strandburg richten wir uns für den Nachmittag ein. Nach 4 12 Stunden legt um 15:30 Uhr unser Boot wieder ab.

Einsame Bucht von Psili AmosEinsame Bucht von Psili Amos (Dia-Duplikat) © 1992-2016 Bernd Runde

Nach der Rückkehr versuchen wir uns mit einem Eisbecher im Adonis wieder aufzuwärmen. Zum Abendessen sind wir im ‘Old Harbour’, einem exquisiten, im englischen Stil eingerichteten Restaurant mit Blick über den Hafen. Auf dem Heimweg können wir nicht widerstehen und kehren noch einmal im Adonis ein, um unseren nächtlichen Espresso zu genießen.

23.Sept. 1992 Um 06:10 Uhr klingelt uns das Telefon aus dem Tiefschlaf. Das Reisebüro erinnert daran, dass das Gepäck vor die Zimmertür gestellt werden muss. Eine Verwechslung des Reisebüros, diese Armleuchter schlafen Tag und Nacht. Unsere Fähre geht erst heute Abend um 20:30 Uhr. Nach dem gemütlichen Frühstück machen wir unser Gepäck fertig. Oh Wunder, es geht noch alles ‘rein in die Koffer. Kurz vor 11:00 Uhr starten wir, diesmal ohne Fotogepäck, zu einem letzten Aufstieg nach Chora. Obwohl wir nur schlendern, sind wir schon nach 50 Min. am Restaurant Valgia. Wir sitzen auf einer Mauer und genießen den Blick auf das Kloster und hinunter auf die Küste von Grikos. Noch einmal wird typisch griechisch gegessen. Der Retsina schmeckt uns immer besser.

23.09.92 bis 30.09.92 die geschichtsträchtige Insel Kos direkt vor der türkischen Küste

23.Sept. 1992 Es liegt eine lange Nacht vor uns, auf die wir uns mit einem 2-stündigen Nachmittagsschlaf vorbereiten. Um 18:00 Uhr sind wir am Hafen, schlürfen noch einen griechischen Kaffee in einer Taverne und erwarten mit Sehnsucht die Fähre. Mit 12-stündiger Verspätung verlässt die ‘Kalymnos’ den Hafen. An schlafen ist auf den harten Bänken des Bootsdecks nicht zu denken. Es reicht nur zu einem leichten Halbschlaf im Sitzen, der auch noch von ein- und aussteigenden Passagieren unterbrochen wird, wenn die Fähre wieder in einem Hafen anlegt. Über Lipsos, Leros und Kalymnos - wir wären fast ausgestiegen - nähern wir uns dann endlich unserem Ziel.

24.Sept. 1992 Nicht 3, sondern 5 Stunden waren wir bis Kos unterwegs, als endlich um 02:30 Uhr die Leinen im Hafen von Kos festgemacht werden. Diese Verzögerung war sogar unserem Reiseveranstalter zu lang. Am Hafen ist kein Abholer von Jahn-Reisen auszumachen.

Der nächste Taxistand ist unter einer Platane am Haupteingang zur Zitadelle, d.h. 1 km Fußmarsch bis ins nächtliche Kos-Stadt. Nach lautstarkem Gezanke mit einigen Nachtbummlern habe auch ich dann ein Taxi ergattert. ‘Bedaure, ich mach’ gerade Feierabend’,sagt der Fahrer, als er hört wo wir noch hin wollen. Er hat keine Lust, die nächtliche Fahrt ins Abseits anzutreten. Endlich klappt’s, um 03:30 Uhr erreichen wir endlich unser Ziel. Ein zuvorkommender Nachtportier weist uns daraufhin, dass um diese Zeit mit dem bestellten Abendessen nicht mehr gedient werden kann, man aber ein Lunchpaket aufs Zimmer gelegt habe. Als er mir aber auch ein Bier dazu beschaffen soll, ist schon etwas Überredungskunst notwendig, ehe es klappt.

Das riesige, saubere Zimmer mit Meeresblick versöhnt mit den Unannehmlichkeiten der nächtlichen Odyssée. Um 09:00 Uhr sind wir wieder hoch und genießen das Frühstück, ehe wir zum ersten Strandbummel aufbrechen. Mit Windstärke 7 tobt ein kräftiger Sturm über das Meer.

In Mamari kehren wir um 12:30 Uhr zum Mittagessen ein und schlemmen uns durch die Speisekarte: Gyros, Zatziki, Salat, Retsina, Kaffee und Metaxa lassen uns die Welt da draußen vergessen. Wir sind so ausgelassen, dass wir heftig gegen die Scheibe klopfen, als ein italienisches Pärchen, dass wir von Patmos her kennen, an der Taverne vorbeigeht. Wir laden sie zu einem Bier ein und sitzen dann noch eine ganze Zeit zusammen und diskutieren über Gott und die Welt. Nach 4 12 Stunden beschließen wir, aufzubrechen, und schon gibt es neue Probleme. Ich habe gar nicht genügend Geld, um die ganze Zeche bezahlen zu können. Wir bekommen vom Inhaber Kredit - wo gibt es denn noch so was in unserer Zeit - und können Nachschub aus dem nahen Hotel holen.

Um 16:00 Uhr ist ‘Jahn-Stunde’. Unsere Schwierigkeiten der letzten Nacht werden kommentarlos zur Kenntnis genommen. Die 1.800 DRS für die Taxifahrt bekommen wir anstandslos ersetzt. Für morgen bestellen wir uns einen Jeep - nicht schon wieder Moped - und verbringen den Rest des Nachmittags am Swimmingpool. Zum Abendessen ist ein phantastisches griechisches Büffet aufgebaut, und wir haben schon wieder richtigen Appetit.

25.Sept. 1992 Um 09:00 Uhr werden wir vom Autovermieter abgeholt, erhalten einen Suzuki-Jeep und starten unsere Inselrundfahrt. Schon im ersten ‘typisch griechischen’ Dorf, in Pily, stellen wir fest, dass typisch griechisch nichts anderes heißt, als ‘Touristen kommt’. Verkaufsstände mit allem möglichen Klimbim, Autos und Busse mit laufendem Motor beherrschen das Bild.

In den Bergen bei PylionIn den Bergen bei Pylion (Dia-Duplikat) © 1992-2016 Bernd Runde

Das schönste an der Insel ist die zauberhafte Landschaft zwischen den Orten. Immer wieder öffnen sich Blicke auf die Küste und die benachbarten Inseln. Über Mastihari fahren wir durch eine cañonartig zerfurchte Kalkmergellandschaft und erreichen den schönen Sandstrand von Kefalos im Westen der Insel. Hoch über der Bucht liegt das alte Dorf. Von hier oben genießen wir die wunderbare Aussicht auf Berge, Küsten und Meer. Natürlich haben sich auch bis hierher schon Touristen verirrt, aber es ist noch ausgesprochen ruhig.

Taverne am Strand von KefalosTaverne am Strand von Kefalos (Dia-Duplikat) © 1992-2016 Bernd Runde

Einen Schock fürs ganze Leben bekommen wir allerdings, als wir auf der Rückfahrt noch einen Abstecher nach Kardamena machen. Hier herrscht der absolute Tourismusrummel. Eine in die Tausende zählende militärisch ausgerichtete Liegestuhlbatterie beherrscht den Strand, in den Cafés, Bars, Souvenirläden und Einkaufsstraßen wird ausschließlich englisch und holländisch gesprochen.

'Deutsche' Ordnung am 'englischen' Strand‘Deutsche’ Ordnung am ‘englischen’ Strand (Dia-Duplikat) © 1992-2016 Bernd Runde

Nach einer kurzen Kaffeepause verlassen wir fluchtartig diese gastliche Stätte. Wir beschließen, die Inselerkundung zu beenden, ohne noch in den äußersten Osten zu fahren. 120 km sind wir unterwegs gewesen, als wir abends unseren Wagen zurückbringen.

26.Sept. 1992 Heute werden wir einen ‘aktionslosen’ Tag einlegen. Wir gammeln den ganzen Vormittag am und im Swimmingpool herum. Zum Mittag machen einen kleinen Strandbummel nach Mamari, wo wir auch noch einen Rundgang durch die Geschäfte anschließen und kämpfen uns gegen den heftigen Wind - die Wellen rollen mit Gischtkronen auf den Strand - durch Sand und Dünen wieder zurück. Kaffeepause an der Poolbar, Abendessen und ein Plausch an der Hausbar beenden diesen Tag.

27.Sept. 1992 Um 07:30 Uhr wollen wir zum Frühstück, aber noch ist alles geschlossen. Die werden doch wohl nicht am Sonntag erst später anfangen? Nein, Irrtum, heute Nacht begann die Winterzeit, es ist erst 06:30 Uhr. Es ist ein wunderbarer Tag. Wir beschließen, mit unserem Frühstück (vom Büffet) auf die Terrasse zu ziehen. Damit haben wir eine Tretmine losgetreten. Frühstücken auf der Terrasse ist nicht erwünscht, das macht dem Personal zu viel Mühe. Xenia, die Wandlung eines Begriffes, hieß früher Fremder/Gast. Heute ist Gast nur, wer dem Personal keine zusätzliche Arbeit beschert.

Schwimmen, sonnen und zur Abwechslung ein paar Runden Boccia auf dem Rasen der weitläufigen Gartenanlage und ein einstündiger Strandbummel, diesmal nach Osten, bestimmen unseren Tagesablauf. In Mamari wechseln wir die Taverne, weil wir mal wieder im Freien sitzen wollen. Von einem freundlichen Wirt und einer Schweizerin als Bedienung werden wir gut versorgt. Am Abend läuft eine große Modenschau im Hotel, die wir uns aus der Ferne ansehen. Trotzdem fällt für Christa noch eine schöne Handarbeitsjacke dabei ab.

Kos-Stadt von der Festung ausKos-Stadt von der Festung aus (Dia-Duplikat) © 1992-2016 Bernd Runde

28.Sept. 1992 Jetzt kribbelt es aber wieder unter den Sohlen. Zwei Gammeltage sind genug. Um 10:00 Uhr sitzen wir im Bus nach Kos-Stadt. Kreuz und quer schlendern wir durch die Stadt, genießen unter dicken Oleanderbäumen in der Altstadt unseren griechischen Kaffee und umrunden den Hafen auf der Suche nach einer guten Taverne. Im Hotel Caravelle genießen wir ein vorzügliches Fischessen, nicht ohne vorher den Preis von 8.00 Drs per Kilo, auf 7.00 Drs für zwei große Fische mit zusammen 1,2 kg, ‘runtergehandelt zu haben. Um 16:00 Uhr sitzen wir wieder im Bus. Am Swimmingpool lassen wir dann den Tag ausklingen und gehen früh schlafen.

Moschée und Minarett in KosMoschée und Minarett in Kos (Dia-Duplikat) © 1992-2016 Bernd Runde

29.Sept. 1992 Den Abschiedstag genießen wir noch einmal in der sehr angenehmen Atmosphäre der großen Hotelanlage und im Meer. Kalamaris erscheint uns gerade angebracht, um noch einmal die rechte Tavernen-Stimmung aufkommen zu lassen. Mit griechischem Kaffee und Metaxa beschließen wir einen weiteren beschaulichen Urlaubstag.

Eine schöne Reise geht zu EndeEine schöne Reise geht zu Ende (Dia-Duplikat) © 1992-2016 Bernd Runde

30.Sept. 1992 Abreisetag. Das Gepäck ist klar zum Heimflug. Wir fahren noch einmal in die Stadt und verbringen den Vormittag damit, die letzten Fotos zu schießen. Schleppend vergehen die Stunden, ehe endlich um 17:25 Uhr unser Bus ankommt. Abflug (LT 49) ist 20:35 Uhr und durch die einstündige Zeitverschiebung sind wir um 22:20 Uhr schon in München.

Groß ist allerdings die Überraschung, als wir mit dem Taxi aufs Firmengelände fahren und mein Auto nirgends zu finden ist. Also ab ins Hotel, in dem wir noch ein Notbett in einer Dachkammer erwischen.

01.Okt. 1992 Nichts wie nach Hause. Nach 4 Stunden sind wir glücklich um 11:30 Uhr wieder in Hann.Münden.