Reisetagebücher

Bernd Runde

Stürmische Nordatlantik-Kreuzfahrt 'Von Hamburg nach Montreal'

Eine dreiwöchige Kreuzfahrt mit der kleinen MS Hamburg auf der Nordatlantik-Route über die Färöer, Island und Grönland nach Kanada. Den St.-Lorenz-Strom flussaufwärts, vorbei an Neufundland über Quebec bis Montreal.


 Route und Stationen der Kreuzfahrt Route und Stationen der Kreuzfahrt © 2019 Bernd Runde

Nordatlantik-Kreuzfahrt

Eine Überraschung

Im Oktober 2018 erscheint eine Anzeige in der ADAC-Motorwelt, die mich besonders anspricht. Eigentlich ist das keine Überraschung, denn da erscheint allenthalben Werbung für Reisen und Ausflüge. Für uns hat sie jedoch eine besondere Bewandtnis und das gleich in mehrfacher Hinsicht.

Seit unserer großen Kanada-Tour im Jahr 1996 träumen wir davon, dieses Land noch einmal intensiv zu bereisen. Eine besondere Gelegenheit dazu bot sich schon einige Jahre später. Der ADAC bot eine Kreuzfahrt bis nach Montreal an. Meine Frau war sofort begeistert, zumal es über Quebec gehen sollte, die Stadt von der sie seit unserem ersten Besuch träumte. Also melden wir uns an. Leider haben wir wohl zu lange überlegt, alles ausgebucht – wir landen auf der Warteliste. Als dann, zwei (2) Wochen vor der geplanten Abreise, ein Platz frei wurde, hatten wir längst andere Pläne realisiert und mussten diese Reise sausen lasse. Also weiter träumen.

Im Laufe der Jahre hatten sich dann neue Aspekte für unsere Reiselust ergeben. Dieses kleine Schiff, die MS Hamburg, mit nur 390 Passagieren, übte einen besonderen Reiz auf uns aus, die wir unsere besondere Begeisterung für Kreuzfahrten entdeckt hatten. Im Jahr 2015 ergab sich die Gelegenheit eine andere spezielle Route mit der MS Hamburg zu befahren. Wir buchen eine Nordlandreise bis Spitzbergen. Als es dann endlich losgehen sollte, wurden wir mit der Information überrascht, dass die Reise nicht mit der MS Hamburg durchgeführt wird. Wegen eines in England zugezogenen Schraubenschadens musste diese kurzfristig in die Werft. Wir fuhren mit der MS Deutschland, dem ehemaligen ‘Traumschiff’.

Jetzt also der dritte Anlauf. Kanada und MS Hamburg – wir können nicht widerstehen und lassen uns eine gute Kabine reservieren. Danach läuft alles in gewohnter Routine ab.


 Auf große Tour elbabwärts Auf große Tour elbabwärts © 2019 Bernd Runde

MS Hamburg Termine/Reiseroute

1) Das Schiff liegt auf Reede; Tenderboote oder Zodiacs bringen Sie an Land. Der Tenderservice ist immer wind- und wetterabhängig - bei schlechten Wetterverhältnissen kann daher der Landgang ggf. entfallen.

2) Bei Eisgang im Prins-Christian-Sund wird alternativ um das Kap Farvel gekreuzt.

3) Geplante Anlaufstationen. Die Anlandungen in Grönland sind wind-, wetter- und eisabhängig. Der genaue Fahrplan wird vom Kapitän vor Ort festgelegt.


Tagebuch

(1 sm= 1,852 km)

Der Anreisetag (27.August)
Wenn schon stressfrei Urlaub machen, dann auch konsequent. Gepäck ist weg – per Abholdienst, eine Nacht werden wir sicherheitshalber noch in Hamburg verbringen, im ‘Best Western Plus St. Raphael’ in Bahnhofsnähe. Pünktlich machen wir uns um 14:15 auf den Weg zum Bahnhof. Man muss sich nur auf alle negativen Vorkommnisse einstellen, dann treten sie nicht ein. Der Zubringer um 15:06 Uhr nach Göttingen ist genauso pünktlich, wie der ICE 788 um 15:56 Uhr nach Hamburg. Man sollte es nicht glauben, selbst um diese Zeit ist die erste Klasse total überfüllt – wie gut, dass wir Sitzplätze reserviert haben. Bei immer noch tropischen 30°C beginnt es allerdings bei unserer Ankunft in Hamburg (18:29 Uhr) heftig an zu regnen. Natürlich umrunden wir den Bahnhof zunächst in der verkehrten Richtung. Erst die Kontrolle per Handy zeigt uns, dass wir den Bahnhof in Richtung Mönckebergstraße umrundet haben. Also retour und den Weg zur Adenauerallee suchen. Es sind wirklich nur ca. 500 Meter, bis wir unser Hotel erreichen. Etwas verschnaufen und trocken legen, dann gehen wir für eine Kleinigkeit ins hoteleigene Restaurant für ein Abendessen.

Der erste Tag auf See (Sonne 06:21-20:20)
Frühstück im Hotel? Neeeee, für das Geld gibt es heute ja schon ein Flugticket nach Rom. Die € 34 verprassen wir lieber an anderer Stelle. Noch vor dem auschecken bummeln wir in die Mönckebergstraße und suchen uns ein Café für ein Frühstück unserer Wahl. Die altbekannte Umgebung finden wir zwar nicht wieder, aber in der Schanzenbäckerei am Ida-Ehre-Platz kann man sein Frühstück selbst zusammenstellen und im Freien sitzen.

Erst um 12:00 muss das Zimmer geräumt werden. Das nutzen wir konsequent aus. Ganz gemütlich kehren wir ins Hotel zurück. Kurz vor 12:00 Uhr lassen wir uns im Restaurant noch eine kleine Suppe servieren, gammeln bis 01:00 Uhr in der Hotellounge herum und brechen dann in Richtung Kirchenallee auf. Hier soll ab 14:00 Uhr ein Shuttlebus-Service zum Hafen eingerichtet sein. Weit und breit nichts zu sehen von irgendwelchen ADAC-Aktivitäten. Etwas verunsichert begebe ich mich auf die Suche. Laut allen Unterlagen soll sich der Gepäck- und Abhol-Service rund um den Bereich Hbf-Südausgang abspielen. Nach intensiver Suche finde ich dann den ADAC vor dem Nord-Ausgang. Von hier startet dann ab 14:00 Uhr auch der Shuttle-Service zum Hafen. Lange zieht sich dann auch die Prozedur des Eincheckens hin. Leider ist auch dieses mal wieder der Koffer ramponiert, der vor der Kabinentür auf uns wartet. Überrascht sind wir, dass sich wirklich alle Sachen in Schränken und Regalen unterbringen lassen, ohne dass die Übersichtlichkeit verloren geht. Die Außentemperatur beträgt immer noch 32°C.

Dann folgt auch schon das offizielle Programm. 16:30 Uhr ‚Leinen los‘ - wir verlassen den Hamburger Hafen, bei einem Glas Sekt auf dem Pooldeck. 18:00 Uhr Seenot-Rettungsübung, 19:00 Uhr Abendessen, wohlgesittet am reservierten Tisch Nr. 51 auf Deck 3. Zurück in der Kabine finden wir die erste Änderungsmitteilung vor. Der Besuch der Shetland-Inseln ist abgesagt, wegen schlechtem Wetter, wie um 21:00 Uhr die Kreuzfahrt-Direktion auf einer Instruktionsstunde erläutert. Dafür werden wir die Färöer ansteuern. Ausflüge müssen dafür müssen dann kurzfristig gebucht werden. Zu dieser Zeit haben wir die Elbe verlassen und Cuxhaven liegt schon hinter uns. So gegen 22:00 Uhr sind wir in der Koje.

 Hamburg Hafen-City mit Elb-Philharmonie Hamburg Hafen-City mit Elb-Philharmonie © 2019 Bernd Runde

Auf See, 29.08.2019 (-1 Std.) (Sonne 05:41-19:46)
Noch am Vorabend haben wir die Uhren um eine Stunde vorgestellt (-1). Nach sehr ruhiger Nachtfahrt sind wir schon um 06:30 Uhr auf den Beinen. Wir shippern irgendwo in der Nordsee. Die Borddaten zeigen +18°C Außentemperatur. Die Windstärke mit 8 scheint allerdings total daneben zu liegen, es ist kaum Seegang. Das Wellenbild lässt eher auf Windstärke 2 schließen. Es sind nur leichte Wolken am Himmel. Pünktlich zur offiziellen Öffnungszeit sind wir 08:00 Uhr im ‚Palmengarten‘ zum Frühstück. Mit der ADAC-Reiseleitung klären wir Einzelheiten zum beschädigten Koffer. Bei Plantours hole ich mir das noch fehlende Ausflugs-Ticket #28 (Flug). Die Präsentation der ersten Landausflüge durch die Plantours-Ausflugsleiterin Sarah Pingel um 10:00 Uhr nehmen wir mit, ehe es auch schon zum Mittagsessen geht. Ziemlich unvermittelt wird es am frühen Nachmittag unruhig, die Wellenkämme bekommen die ersten Schaumkronen. Locker und entspannt schlendern wir über die einzelnen Decks und landen schließlich auf dem Pooldeck. Hier schwappt der Swimmingpool ganz schön über.

Die offizielle Vorstellung der Mannschaften mit Foto-Session beginnt um 18:15 Uhr in der Lounge auf Deck 4. Der Gang mit dem gefüllten Sektglas in den Saal gestaltet sich für alle, die schon Platz genommen haben, zu einem recht amüsanten Schauspiel, nach dem Motto des Films ‚The same procedure as every year‘. Christa schluckt ihre erste Spezial-Pille, ich verzichte ‘drauf und bereue es später sehr. Von meinem Abendessen bekomme ich nur die Vorspeise ‘runter, dann ist der Abend gelaufen. Ich begebe mich um 19:30 Uhr in die Horizontale. Die Nacht verläuft sehr ruhig, obwohl die See weiterhin sehr rauh bleibt.

Schottland

Kirkwall/ Orkney-Inseln, Schottland (Pier), 30.08.2019 (Sonne 06:04-20:20)
Erst gegen Morgen wird die See etwas ruhiger. Um 06:00 Uhr sind wir wieder auf den Beinen. Kurz darauf tauchen die Orkney-Inseln am Horizont auf. Die Ankunft in Kirkwall verzögert sich etwas. Erst kurz nach 09:00 Uhr wird die MS Hamburg an der Pier vertäut. Es regnet heftig bei 14°C. Wir verzichten auf den angedachten Stadtspaziergang und bleiben an Bord. Mit einem Espresso verschönern wir den Blick auf das regenverhangene Kirkwall.

 Felsige Küste der Orkney-Inseln Felsige Küste der Orkney-Inseln © 2019 Bernd Runde

Um 14:30 Uhr legt die MS Hamburg wieder ab und steuert die Färöer an. Der für 15:00 Uhr angesagte Vortrag über „Vögel der arktischen Meere“ interessiert uns, besonders wegen der zu erwartenden Bilder. Leider sind gerade die gezeigten Bilder eine arge Enttäuschung – eine wissenschaftliche PowerPoint-Präsentation.

Färöer

 Die MS Hamburg im Hafen von Thórshavn Die MS Hamburg im Hafen von Thórshavn © 2019 Bernd Runde

Thórshavn/ Färöer (Pier), 31.08.2019 (Sonne 06:12-20:40)
Erst als das Schiff von Osten her in den Windschatten der Färöer kommt, wird die See etwas ruhiger. Die Wasseroberfläche kräuselt nur leicht, als wir um 08:00 Uhr in den Hafen von Thórshavn einlaufen. Frühstück gab es heute schon um 06:30 Uhr. So brechen wir bereits um 09:00 Uhr zur nachgebuchten Panoramafahrt durch Nord-Eysturoy auf (GPS-Aufzeichnung).

Eine interessante Fahrt, auch dank einer sehr kompetenten Reiseleiterin. Bei diversen Fotostopps erleben wir Wasserfälle, Fjorde, kleine Dörfer und teilweise recht imposante Berg- und Küstenformationen. Einen ersten Stopp gibt es bei einem wunderbaren Wasserfall auf der anderen Seite des die Inseln trennenden Kanals. Tief hängen die Wolken als wir am Nordzipfel der Insel in Gjógv ankommen. Vogelwelt? Leider auch hier Fehlanzeige. Die Rückfahrt führt schlussendlich zu einem Aussichtspunkt hoch über Thórhavn mit Blick auf Stadt und Hafen. Rückkehr nach über vier (4) Stunden.

 Fischerdorf Gjógv am Nordzipfel der Insel Eysturoy Fischerdorf Gjógv am Nordzipfel der Insel Eysturoy © 2019 Bernd Runde

Mittagessen, Ruhepause, Nachmittagskaffee. Der Versuch, eine vernünftige Internet-Verbindung herzustellen, scheitert erneut. Nur Textnachrichten gehen flott raus, wenn nach 20 Minuten endlich eine Verbindung steht. Um 18:00 Uhr gehen wir noch die Bilder vom Gala-Abend begutachten.

Abfahrt ca. 18:30 Uhr. Abendessen ist gegen 19:00 Uhr. Als wir gegen 20:30 Uhr vom Abendessen aufbrechen, hat die MS Hamburg den Bug gerade in Richtung Atlantik gedreht und es beginnt heftig zu schaukeln. Gerade noch die Kabine erreicht, als man sich kaum noch auf den Beinen halten kann. Prompt kommt auch die Durchsage „Sichern Sie alle losen Gegenstände in Ihrer Kabine, es kann stürmisch werden.“ Es wird stürmisch, bei Windstärke neun (9) kullern plötzlich alle Wasserflaschen durch die Kabine, auch meine Kamera hüpft aus dem sicher geglaubten Regal, wobei sich die Uhrzeit wieder in den Einstellungsmodus zurücksetzt. Nur in kleinen Häppchen kommen wir zum Schlaf.

Auf See, 01.09.2019, Sonntag (-1 Std.) (Sonne 05:30-19:49)
Gegen Morgen hat sich der Sturm etwas gelegt. Es sollen die Ausläufer des Karibik-Hurrikans ‘Dorian’ sein. Im Laufe des Morgens schwächt er sich dann bis auf Windstärke drei (3) ab. Man kann sich wieder auf den Beinen halten. Frühstück ist wieder für 08:00 Uhr angesetzt. Vorsichtshalber schlucken wir doch noch eine Reisetablette. Als dann die Sonne durchkommt, genießen wir ein Weilchen den Morgen auf dem Pooldeck, allerdings bei 10°C gut in Decken eingewickelt. Die MS Hamburg hat etwas den Kurs geändert und steuert im großen Bogen die Vulkaninsel Heimaey im Süden Islands an. Als dann die Durchsage kommt, dass sich die Ausflugszeiten für morgen geändert haben und sich dadurch nicht mehr alle Ausflüge überschneiden, buchen wir für den Vormittag noch die Inselrundfahrt #7 dazu. Nach dem Mittagessen ist dann noch einmal Entspannung angesagt.

Island

 Enge gut geschützte Hafeneinfahrt nach Vestmanaeyjar Enge gut geschützte Hafeneinfahrt nach Vestmanaeyjar © 2019 Bernd Runde

Heimaey/ Westmänner-Inseln/Island (Pier), 02.09.20198 (Sonne 06:08-20:32)
Wegen des geänderten Programms gibt es heute schon ab 06:30 Uhr Frühstück. Bei +13°C verbringen wir einen wunderbaren Tag auf der Vulkaninsel Heimaey. Den ganzen Tag strahlt eine einzigartige Sonne vom strahlend blauen Himmel. Auf dem Programm steht ein Bus- Ausflug und eine Bootstour rund um die Insel. Die wildromantische Insel erstrahlt im satten Grün ihre Wiesen. Fast von allen Stellen hat man einen herrlichen Blick auf die steile Küste und die gegen die Felsen donnernde Brandung. Von einem Ausssichtspunkt im Süden der Insel hat man einen wunderbaren Blick auf den Gletscher des inzwischen weltbekannten Vulkans “Eyjafjallajökull”. Zum Mittag sind wir wieder an Bord. Um 15:20 Uhr startet direkt im Hafen, in dem auch die MS Hamburg liegt, ein Motorboot zur Inselumrundung. Bei dieser Tour erleben wir dann die felsige Küste der Insel hautnah. Erst gegen 17:30 Uhr kehren wir voller Eindrücke über diese Vulkaninsel, die erst 1973 ihren letzten verheerenden Vulkanausbruch erlebte, zum Schiff zurück.

 'Unschuldige' Schönheit, der Eyjafjallajökull Gletscher ‘Unschuldige’ Schönheit, der Eyjafjallajökull Gletscher © 2019 Bernd Runde

Um 18:30 Uhr heißt es ‚Leinen los‘ für die Kurzetappe von 129 sm (239 km) nach Reykjavik. Endlich steht für den Abend ein uns genehmer Programmpunkt im Tagesprogramm ‚Wiener Lieder und Operette‘. Also sind wir um 21:00 Uhr in der Lounge, wo wir dem Espresso mit Grappa noch einen Prosecco folgen lassen. Programm ist nett, aber nicht gerade berauschend.

 Die Silhouette von Reykjavik in der Morgensonne Die Silhouette von Reykjavik in der Morgensonne © 2019 Bernd Runde

Reykjavik (Pier), 03.09.2019 (Sonne 06:15-20:37)
Das artet ja aus. Heute ist hektische Betriebsamkeit angesagt. 05:00 Uhr aufstehen, 06:00 Uhr Frühstück, 07:20 Uhr Aufruf zum Landausflug. Wir haben uns für den Ausflug #11 „Der Goldene Ring“ entschieden. Die Außentemperatur ist auf 4°C gesunken. Um 08:45 Uhr erreichen wir die historische Stätte ‚Thingvellir‘.

 Islands historische Gedenkstätte Thingvellir Islands historische Gedenkstätte Thingvellir © 2019 Bernd Runde

Leider müssen wir an diesem Stopp feststellen, das wir eine ziemlich ungeeignete Reiseleiterin erwischt haben. Obwohl die Weiterfahrt für 09:15 Uhr angesagt ist, wird es 09:45 Uhr ehe sich der Bus in Bewegung setzt. Eine vergeudete halbe Stunde, weil sich einige Reiseteilnehmer völlig undiszipliniert verhalten und sich Sonderrechte erbeten haben. Der Rest sitzt im Bus und wartet auf die Abfahrt. Als nächste Station steuern wir ein Geysirgebiet an, dort gibt es zunächst einen kleinen Imbiss. Im Eiltempo müssen wir das Thermalgebiet durcheilen. Der Geysir spukt alle 6-7 Minuten eine riesige Heißwasserfontäne in die klare kühle Luft.

 Der Strokkur spukt regelmäßig Der Strokkur spukt regelmäßig © 2019 Bernd Runde

Von hier geht es zum Höhepunkt der Tour, den ‚Gulfoss-Wasserfällen‘. Leider fehlt uns hier die vergeudete halbe Stunde. 30 Minuten reichen nicht, um die Treppen zum Wasserfall komplett hinab zu steigen und pünktlich zur vereinbarten Abfahrtzeit wieder am Bus zu sein. Der Weg hinunter über die eiserne Treppe braucht seine Zeit, schließlich muss man für ein paar Fotos auch einige Male den Schritt verhalten – schade.

 Donnernd stürzt der Gullfoss-Wasserfall in die Tiefe Donnernd stürzt der Gullfoss-Wasserfall in die Tiefe © 2019 Bernd Runde

Pünktlich um 14:30 Uhr stehen wir vor der MS Hamburg. Das Thermometer ist inzwischen auf 13°C gestiegen. Um 15:00 Uhr setzt sich das Schiff in Bewegung und verlässt den Hafen von Reykjavik in Richtung Grönland.

 Vom Lotsen begleitet verlassen wir die Bucht von Reykjavik Vom Lotsen begleitet verlassen wir die Bucht von Reykjavik © 2019 Bernd Runde

Seetag, 04.09.2019 (-1 Std.) (Sonne 05:54-20:03)
Wir sind auf hoher See. Die Nacht war sehr ruhig. Der Himmel ist bedeckt. Windstärke liegt so um 4-5. Es ist gerade 07:00 Uhr, Zeit also noch die Tagebuchnotizen zu ergänzen. Heute ist ein ‚Seetag‘ angekündigt. Wir werden um 10:00 Uhr nur zum Vortrag über die bevorstehenden Landausflüge in Kanada gehen. Später gammeln wir den ganzen Tag auf dem Pooldeck herum. Herrlich diese Entspannung bei sehr gutem Wetter (~11°C).

Grönland

 Dann tauchen die Gletscher und Eisfelder Grönlands auf Dann tauchen die Gletscher und Eisfelder Grönlands auf © 2019 Bernd Runde

Seetag, Passage Prins-Christioan-Sund/ Grönland, 05.09.2019 (Sonne 05:46-19:46)
Eine fürchterliche Nacht liegt hinter uns. Es hat wieder heftig gestürmt. Nachmittags tauchen vor uns die ersten Gletscher und Eisfelder Grönlands auf. Die für 14:00 Uhr angekündigte Einfahrt in den Prins-Christian-Sund verzögert sich bis 17:00 Uhr. Gletscher und kleinere Wasserfälle begleiten uns auf dem Weg ins Landesinnere. Leider geht schon bald die Sonne unter und das Licht reicht kaum für kontrastreiche Fotos. Langsam sucht sich die MS Hamburg ihren Weg durch das Labyrinth der Fjorde an der wild zerklüfteten grönländischen Südküste.

 Gletscher säumen den Weg durch den Prins-Christian-Sund Gletscher säumen den Weg durch den Prins-Christian-Sund © 2019 Bernd Runde

Hier, inmitten der Fjorde und engen Schluchten, kann die MS Hamburg ruhig ihre Bahnen ziehen. So landen wir heute das erste Mal in der Weinstube zum Espresso – hmmm lecker, mit Calvados.

Qassiarssuk (Reede), Narsarsuaq (Pier)/ Grönland, 06.09.2019 (-1 Std.) (Sonne 06:06-19:54)

 MS Hamburg auf Reede vor Qassiarssuk im Tunulliarfik (Eriksfjord) MS Hamburg auf Reede vor Qassiarssuk im Tunulliarfik (Eriksfjord) © 2019 Bernd Runde

Wir liegen auf Reede vor Qassiarssuk. Es sind keine offiziellen Ausflugsprogramme für den Vormittag angesetzt. So lassen wir uns mit dem Tender übersetzen und vertreten uns etwas die Beine bei einem Spaziergang durch den kleinen überschaubaren Ort. Eine kleine Kirche und restaurierte Reste der ersten Wikinger-Siedlung sind die Höhepunkte, ehe es zurück geht an Bord. Während der Mittagszeit überquert das Schiff den schmalen Fjord und wird an der Pier von Narsarsuaq vertäut. Leider endet der Höhepunkt des Grönlandaufenthaltes allerdings mit einem Fiasko. Die Reiseleitung gibt bekannt, dass wegen aufkommendem Sturm die Fjordsafari zum Qoorq-Eisfjord gestrichen werden muss – also noch einmal Pooldeck-Nachmittag.

 Im Tunulliarfik (Eriksfjord) Im Tunulliarfik (Eriksfjord) © 2019 Bernd Runde

Abends landen wir wieder zu Espresso mit Calvados und Prosecco in der Weinstube. Hoffentlich wird die als stürmisch angekündigte Nacht nicht all zu turbulent.

 Da braut sich was zusammen Da braut sich was zusammen © 2019 Bernd Runde

Qaqortoq/ Grönland, 07.09.2019 (-1 Std.) (Sonne 06:11-19:52)
Gut geschlafen. Der Tag beginnt also um 07:00 Uhr ganz sinnig mit einem reichhaltigen Frühstück, wie immer im Palmengarten auf Deck 6. Kurze Unterbrechung als die MS Hamburg ihre Fahrt reduziert bei der Vorbeifahrt an der Ruine der Kirche von Hvalsey. Um 08:30 Uhr erreichen wir Qaqortoq. Das Schiff ankert auf Reede. Wir beschließen, an Bord zu bleiben, da wir keinen Ausflug gebucht haben.

 Qaqortoq - Postkartenidylle Qaqortoq - Postkartenidylle © 2019 Bernd Runde

Es ist sonnig und auf dem Pooldeck gut auszuhalten. Es ist 13:00 Uhr, wir haben gerade das Mittagessen beendet, als die Durchsage kommt „Alle Tenderboote sind eingeholt, wir können unsere Reise fortsetzen!“ Die Fortsetzung dieser Durchsage ist allerdings wieder recht unerfreulich: „Die derzeitigen Wetterbedingungen lassen es angebracht erscheinen, dass wir zunächst einen sicheren Ankerplatz auf Grönland suchen und die Reise erst um 23:00 Uhr fortsetzen. Es wird dann zwar auch noch rauhes Wetter sein, aber nicht mehr so extrem. Allerdings müssen wir dann den Aufenthalt in Corner Brook ausfallen lassen.“

 Grönland adée Grönland adée © 2019 Bernd Runde

Es sind immer noch die Ausläufer des Bahama-Hurrikans ‚Dorian‘, die bis hier in den hohen Norden vordringen und mit Windgeschwindigkeiten bis 150 km pro Stunde das Wetter bestimmen. Der Kapitän steuert die MS Hamburg zurück in den ruhigen Igaliko-Fjord. Dort liegen wir bis 20:00 Uhr. Während des Aufenthalts werden Interessierte mit dem Tenderboot zu dem in der Bucht liegenden Dorf Igaliko übergesetzt. Wir bleiben an Bord und genießen die wilde rauhe grönländische Landschaft. Für die Weiterfahrt werden vier (4) Stunden angekündigt, bis wir die offene See erreichen.

Auf See, 08.09.2019 „Labrador Bay“ (Sonne 06:57-19:52)
Es ist ruhige See als wir gut ausgeschlafen aufwachen. Irgendwann in der Nacht haben wir noch einmal die, diesmal allerdings hell erleuchtete, Stadt Qaqortoq passiert. Kurz nach dem Frühstück (08:00 Uhr) tauchen dann die letzten Felsformationen der süd-west-grönländischen Küste auf. Wir sind auf Kurs Südwest mit Rückenwind und sind gespannt, was der Tag bringen wird. Kurz nach 17:00 Uhr erhalten wir eine merkwürdige Durchsage über ‚wo wir endgültig ankommen werden – Einzelheiten morgen‘. Den Abend verbringen wir ab 21:30 Uhr in der Lounge, wo Mitglieder der Crew ihre künstlerischen Fähigkeiten und Leidenschaften präsentieren. Es ist ein ansprechendes Programm mit Engagement und Hingabe vorgetragen. Gegen 23:00 Uhr landen wir dann in der Koje. Von dem angekündigten Sturm ist noch nichts zu spüren.

 Die See hat sich beruhigt Die See hat sich beruhigt © 2019 Bernd Runde

Auf See, 09.09.2019 (- 1 Std.) (Sonne 06:23-19:30)
Noch ist von der kanadischen Küste nichts auszumachen. Wir haben leichten Schiebewind aus nördlicher Richtung, aber eine heftige (geschätzt 2-3 Meter hohe) langgestreckte Dünung. Während der 10-Uhr-Durchsage werden keine Neuigkeiten verkündet. Wir genießen abends noch unseren geliebten Espresso und spülen ihn später mit Prosecco nach.

Kanada, St.Lorenz-Strom

 Ziel erreicht, wir passieren Neufundland Ziel erreicht, wir passieren Neufundland © 2019 Bernd Runde

Fahrt auf dem Sankt-Lorenz-Strom, 10.09.2019 (Sonne 06:14-19:14)
Ruhige Nacht. Als wir aufwachen, hat das Schiff gerade die Mündung des St. Lorenz-Stroms erreicht. Schon nach kurzer Zeit wird die See ruhiger. Wir passieren abwechselnd schmale und weitere Flusspassagen. Leider klettert das Thermometer nicht über die 10°C-Marke. Vormittags ist der Himmel wolkenlos, nur am Nachmittag ziehen vereinzelte Schönwetterwolken auf. Mittags ab ‚Fonteau‘ weitet der Fluss sich zu einer großen Bucht. Wir passieren Neufundland. Ein herrlicher Sonnenuntergang hindert uns daran, pünktlich um 19:00 Uhr zum Abendbrot zu erscheinen. Nach dem Essen sitzen wir wieder in der Weinstube. Bevor wir um Mitternacht prüfen können, ob Aussicht auf Nordlicht besteht, übermannt uns dann aber doch die Müdigkeit.

 Bilderbuch-Sonnenuntergang auf dem Sankt-Lorenz-Strom Bilderbuch-Sonnenuntergang auf dem Sankt-Lorenz-Strom © 2019 Bernd Runde

Havre-St.-Pierre, 11.09.2019 (-1 Std.) (Sonne 05:42-18:40)
Um 05:30 Uhr sind wir putzmunter und starten in den neuen Tag. Es sind zunächst die letzten Stunden unserer 65-stündigen Seereise von Grönland nach Kanada, die wir genießen. Die wilden See-Etappen im Nordatlantik müssten ja nun hinter uns liegen. Für 13:00 Uhr ist die offizielle Ankunft in Kanada angesagt. MS Hamburg legt schon um 12:00 Uhr in Havre-St.-Pierre an. Beim Einlaufen in den Hafen werden wir von einer tanzenden Jugendgruppe an der Pier begrüßt. Es regnet, und zwar nicht zu knapp. Tatsächlich, jetzt brauchen wir auch noch die Regen-Klamotten. Pünktlich nach Erledigung der Einreiseformalitäten können wir um 13:25 Uhr unseren Ausflug starten. Geschützt mit Regenhosen und -jacken starten wir per Boot auf die Nahe Insel Niapiskau im Nationalpark ‘Mingan Archipelago’. Bei einen vom Nationalpark-Ranger geführten Rundgang wird uns die geologische Besonderheit dieser Insel mit ihren von der Natur geschaffenen Kalkstein-Monumenten nahegebracht. Pünktlich zum Abendessen um 19:00 Uhr legen wir ab zur nächsten Etappe, begleitet von der tanzenden Jugendgruppe auf der Pier und unzähligen blinkenden Autoscheinwerfern – ein Kreuzfahrer im Hafen ist anscheinend noch ein feiernswertes Novum in der Abgeschiedenheit dieser Region. Der Regen klatscht immer noch heftig gegen das Kabinenfenster. Die Hoffnung stirbt zuletzt. Morgen kann es ja schon wieder ganz anders aussehen.

 Auf der Insel Niapiskau im Nationalpark 'Mingan Archipelago' Auf der Insel Niapiskau im Nationalpark ‘Mingan Archipelago’ © 2019 Bernd Runde

Baie-Comeau, 12.09.2019 (Sonne 05:56-18:53)
Vormittags sind wir immer noch auf dem gewaltigen St.Lorenz-Strom unterwegs. Um 13:00 Uhr machen wir an der Pier von Baie-Comeau fest. Erst nach dem Mittagessen startet das Ausflugsprogramm. Am interessantesten erschien uns bei der Auswahl das ‚Tal der Seemuscheln‘. Ein für Touristentransporte angeheuerter Schulbus bringt uns um 15:00 Uhr in die Kanadische Wildnis. Unterwegs steigt ein junges Mädchen in den Bus und wird als die ‚Rangerin‘ vorgestellt – sie stottert ihre Erklärungen in ausgesprochenem Anfänger-Englisch daher. Am Ziel dieses Ausflugs erleben wir den „Höhepunkt“ dieser Kreuzfahrt. Ein kreisrundes mehrere Meter tiefes Loch dessen Böschungen mit Unkraut bewachsenen sind, wird uns als der sensationelle Fund in diesem Landstrich offeriert und als Sensation tituliert, weil er 40 Kilometer landeinwärts liegt. Die einzigartige Ansammlung von zum Teil prähistorischen Muschel mag ja manchen Biologen oder Paläontologen in Verzückung versetzen, aber eine touristische Sehenswürdigkeit? Enttäuscht, sehr enttäuscht kehren wir aufs Schiff zurück. Zu einem Bummel durch die Stadt – ein ‚shuttle‘-Service pendelt regelmäßig hin und her – ist uns nicht mehr zumute.

 Ein Seitenarm des Sankt-Lorenz-Stroms, der Saguenay-Fluss aus der Luft Ein Seitenarm des Sankt-Lorenz-Stroms, der Saguenay-Fluss aus der Luft © 2019 Bernd Runde

La Baie (Port-Alfred), 13.09.2019 (Sonne 06:17-19:01)
Weit sind wir nachts in einen Seitenarm des St.Lorenz, den Saguenay-Fluss, eingefahren. Die aufgehende Sonne beleuchtet malerisch die teilweise sehr nahen Felswände. Frühstück liegt hinter uns, als die MS Hamburg in eine große Bucht des Flusses einfährt. Einmal in dieser wilden Landschaft in die Luft gehen und das gewaltige Panorama bewundern, dafür habe ich mir nur ein Einzelticket für einen Rundflug per Wasserflugzeug gebucht. Als Gruppe ‚C‘ ist mein Aufruf noch vor dem Mittagsessen (11:15 Uhr). Da hatte ich aber ganz andere Vorstellungen vom wilden unberührten Kanada. Die kleine Propellermaschine dreht eine große Schleife über den Saguenay und das umliegende Land, über kleine Siedlungen, prachtvolle einsame Landsitze, Farmen mit bewirtschafteten großen Feldern und Wiesen. Nachmittags brechen wir noch zu einem kurzen Spaziergang in die hafennahe Stadt auf. Wir bummeln an der ansprechend angelegten Uferpromenade lang, besuchen eine nahe Kirche und genießen den herrlichen Sonnentag.

 Mit dem Wasserflugzeug in die Lüfte Mit dem Wasserflugzeug in die Lüfte © 2019 Bernd Runde

Noch einmal müssen am Abend die Festtags-Klamotten aktiviert werden. Der Kapitän lädt um 18:45 Uhr zum Abschieds-Cocktail mit anschließendem Gala-Abendessen. An dieser Stelle ein Hinweis auf das Bord-Essen – es war exzellent, vielseitig, abwechslungsreich und immer geschmackvoll. Jeden Abend am gleichen Tisch zu sitzen und nicht um Sitzplätze zu kämpfen, wenn man mit vollen Tellern vom Büffet zurückkehrt.

 Die imposante Anlage des ‚Chateau Fontenac‘ beherrscht das Stadtbild von Quebec Die imposante Anlage des ‚Chateau Fontenac‘ beherrscht das Stadtbild von Quebec © 2019 Bernd Runde

Quebec, 14.09.2019 (Sonne 06:20-19:01)
Regenverhangen begrüßt uns der vorletzte Tag unserer Reise. Quebec hüllt seine Silhouette in Dunst, als wir uns gegen 08:00 Uhr der Stadt nähern – schade. Unsere große Tagestour beginnt mit einer Stadtrundfahrt. Natürlich muss jeder Quebec-Besucher hoch auf den ‘Place d’Armes’. Bei zum Teil strömendem Regen wandern wir im Eiltempo um das Denkmal ‘Monument Samuel-De Champlain’ und bestaunen die imposante Anlage des ‚Chateau Fontenac‘, die das gesamte Stadtbild von Quebec beherrscht. Unsere Fahrt geht danach weiter durch die historischen Viertel der Stadt und die riesigen Parkanlagen rund um die ehemalige Festung.

Nach Nord-Osten verlassen wir danach die Stadt zu der als Tagesausflug ausgeschriebenen eigentlichen Rundfahrt in die Region Charlevoix. Es ist das wenig besiedelte Gebiet im Zentrum eines Meteoriten-Kraters von ca. 60 Kilometer Durchmesser. Nach kurzer Fahrt erreichen wir die Einmündung des Flusses Montmorency in den St.-Lorenz-Strom. Steil ragt hier das Ufer auf. Aus einem ehemals privaten Parkgelände hoch oben auf einem Plateau der Steilküste, in 75 Metern Höhe, stürzt der Fluss hier als imposanter Montmorency-Wasserfall in die Tiefe. Wir haben ausreichend Zeit, uns die Beine zu vertreten und die Einmaligkeit dieser Landschaft aufzusaugen.

 Am Montmorency-Wasserfall Am Montmorency-Wasserfall © 2019 Bernd Runde

Weiter geht dann die Fahrt ins katholische Zentrum des Landes. Zum Mittagessen kehren wir in dem in der Region bekannte Ausflugslokal “Baker”, kurz vor dem Ort Sainte Anna de Beaupré, ein. Wir besuchen nach dem Mittag die Basilika und Wallfahrtskirche Sainte Anna de Beaupré.

 Basilika und Wallfahrtskirche 'Sainte-Anne-de-Beaupré' Basilika und Wallfahrtskirche ‘Sainte-Anne-de-Beaupré’ © 2019 Bernd Runde

Das Nachmittagsprogramm führt uns dann noch etwas weiter nördlich in das kleine Künstler-Städtchen Baie-Saint-Paul, dessen enge Gassen mit kleinen Boutiquen, Galerien und Straßencafés geprägt sind. Hier bummeln wir durch die zahlreichen Galerien und Boutiquen.

Abendprogramm fällt heute aus. Es heißt ‚Koffer packen‘, denn die müssen bis 02:00 Uhr in der Nacht reisefertig vor der Kabinentür stehen.

 Langsam gleitet die Silhouette von Montreal an uns vorüber Langsam gleitet die Silhouette von Montreal an uns vorüber © 2019 Bernd Runde

Montreal, 15.09.2019 (Sonne 06:32-19:06)
Strammes Programm heute am letzten Tag. Ab 06:30 Uhr gibt‘s Frühstück. Bis 09:00 Uhr müssen die Kabinen geräumt sein. Danach heißt es dann ‚rumgammeln‘ auf dem Pooldeck und der Verladung des Gepäcks zuschauen. Endlich um 09:40 Uhr dürfen wir von Bord. Der Weg zum Flughafen, den wir erst am Abend erreichen müssen, ist noch als Stadtrundfahrt ausgeschrieben. Wir haben sogar noch einen einheimischen Stadtführer bekommen. Wir besuchen die ‚Unterirdische Stadt‘ von Montreal.

 Willkommen in der ‚Unterirdische Stadt‘ von Montreal Willkommen in der ‚Unterirdische Stadt‘ von Montreal © 2019 Bernd Runde

Mehrere Stunden, hetzen wir mehr oder weniger im Dauerlauf durch das unterirdische für uns recht unübersichtliche Gewirr von Gängen, Treppen und Sälen, dieser angeblich 32 Kilometer langen Unterstadt. Eine sehr interessante Einlage, die U-Bahn als Geschäfts- und Unterhaltungs-Viertel zu gestalten. Gegen 16:00 Uhr sind wir wieder am Tageslicht.

 Modern gibt sich Montreal unter der Erde Modern gibt sich Montreal unter der Erde © 2019 Bernd Runde

Der Bus quält sich eine Stunde lang durch den nachmittäglichen Sonntagsverkehr. Gegen 17:00 Uhr, es sind noch über zwei Stunden Zeit bis zum Abflug, sind wir am Flughafen ‚Trudeau‘. Es gelingt unserem örtlichen Reiseleiter, uns als Gruppe anzumelden, so dass ein Schalter nur für die ADAC-Heimflieger reserviert ist. Die Abfertigung wird dadurch allerdings nicht schneller. Macht ja auch nichts, wir müssen ja viel Zeit vertrödeln. ‚Gut gepackt‘, sagt die Wage der Gepäckkontrolle (Gepäck wiegt 24,9 + 24,4 kg). ‚Am besten wir gehen gleich in die Abfertigungshalle‘, beschließen wir, nachdem die Koffer abgefertigt sind.

‚Packen sie keine Wertgegenstände ins aufgegebene Gepäck‘. Natürlich sind wir diesem Rat gefolgt – alles Wichtige tragen wir bei uns im Handgepäck. Ergebnis: Bei der Handgepäck-Kontrolle muss ich alles wegen des Laptop und der Kamera auspacken und einzeln zur Prüfung geben.

Pünktlich um 19:05 Uhr startet AC 874 der Air Canada in den nächtlichen Himmel gen Osten. Im Laufe der Nacht müssen wir dann die auf der Herreise gewonnenen 6 Stunden wieder hergeben und die Uhren um 6 Stunden vorstellen.

 Es ist Nacht geworden, als die Air Canada startet Es ist Nacht geworden, als die Air Canada startet © 2019 Bernd Runde

Die Untergrundstadt Montreal (französisch Montréal souterrain oder Ville intérieure, englisch Underground City, offiziell auch RÉSO genannt) ist ein weit verzweigtes Netzwerk von Fußgängertunneln und unterirdischen Ladenpassagen in der Innenstadt von Montreal in Kanada. Der Name RÉSO ist vom phonetisch ähnlichen französischen Wort réseau (Netzwerk) abgeleitet. Das über 32 Kilometer lange Tunnelsystem gilt als größte Untergrundstadt der Welt und erstreckt sich über eine Fläche von zwölf Quadratkilometern im zentralen Stadtbezirk Ville-Marie. Auf diese Weise werden unter anderem zehn U-Bahn-Stationen, zwei Busbahnhöfe, die beiden Hauptbahnhöfe, Hunderte von Läden, Restaurants und Kinos, Hotels, drei Veranstaltungshallen, ein Eishockeystadion, diverse Büro- und Wohngebäude sowie zwei Universitäten miteinander verbunden. Etwa 80 % aller Büro- und 35 % aller Ladenflächen in der Innenstadt sind an die Untergrundstadt angeschlossen. Fußgänger können sich auf diese Weise vor allem im strengen Winter vor klimatischen Einflüssen geschützt in der Innenstadt bewegen.

Hann. Münden, 16.09.2019
Ankunft Frankfurt pünktlich um 08:10 Uhr. Vorgesehen haben wir, mit dem ICE 770 direkt vom Flughafen aus nach Kassel zu fahren. Auf den Anzeigetafeln finden wir aber einen ICE 772, der mit Verspätung aus Stuttgart kommt. Wir nehmen die Beine in die Hand und machen uns auf den Weg zum Flughafen-Bahnhof. Treppauf-treppab, Förderbänder, Fahrstühle – ein schier unmögliches Unterfangen. Aber da steht er tatsächlich auf Gleis 5, der ICE, der direkt vom Flughafen nach Kassel-Wilhelmshöhe fährt. Ab-und-zu ist uns das Glück doch hold. Platz gibt es auch, mehrere Sitze sind ohne Platzreservierungs-Schilder. Geschafft, wir sind auf dem Weg in die Heimat. Was die Deutsche Bahn sonst noch zu bieten hat, wie zum Beispiel unsere Begegnung mit einer hysterischen Bediensteten, ist nachzulesen in meinem Blog unter www.senioren-freuden.de/blog. Wegen dieser Vorkommnisse gönnen wir uns dann für den Rest des Weges von Kassel in die Heimat eine Taxe.