Reisetagebücher

Bernd Runde

Schnee und Eis beim Winterwandern in Südtirol und der Schweiz

Seit 1976 verbringen wir jedes Jahr einige Wochen im Winter im Hochgebirge, früher zum Abfahrts-Skilaufen und seit einigen Jahren zum Winterwandern. Unsere Stationen sind dabei Obereggen in Südtirol, Vals in Graubünden und seit kurzem Scuol im Unter-Engadin.


Winterwandern in Schnee und Eis


Geht doch noch (2018)

Wir sind noch einmal in den geliebten Südtiroler Bergen (Obereggen)

Na, ob wir es noch einmal schaffen die winterlichen Berge zu erobern? Als wir am 25.Februar 2018 in Obereggen/Südtirol ankommen, sind wir beim Anblick des schneebedeckten und sonnenbeschienenen Latemars nicht zu halten. Schnell die passenden Klamotten aus dem Koffer, die Wanderstöcke auf die richtige Länge eingestellt, und ab die Post. Problemlos, wie in früheren Zeiten, gestaltet sich die Wanderung von 1.593 Metern hinauf zur Epircher Laner auf 1.830 Meter. Nach dem obligatorischen Willkommens-Drink auf der Hütte, nehmen wir für den Rückweg allerdings die Gondel. Die Punktekarte für die angepeilte Anzahl von Seilbahnfahrten, haben wir gleich bei der Ankunft beschafft.

Unsere ausgelassene Stimmung wegen der gelungenen Generalprobe wird durch das Wetter am nächsten Tag weiter stimuliert. Strahlend blauer Himmel und Sonnenschein locken uns gleich nach dem Frühstück hinaus. Hoppla, das ist aber frisch geworden, -17°C zeigt das Thermometer an der Hoteltür. Damit uns nicht kalt wird, nehmen wir den Weg zur am weitesten entfernten Alm bzw. Hütte unter die Profilsohlen unserer Winterstiefel. Die Ganischger-Hütte ist unser Ziel. Von 1.830 Metern geht es mit mäßiger Steigung hinauf auf 2.008 Meter. Wegen der eisigen Kälte und des Schneefalls der Vortage ist die Terrasse nicht nutzbar und so herrscht in der Hütte leider ungemütliches Gedränge. Am Nachmittag, auf unserem Rückweg, zieht dichte Bewölkung auf.

Unser Wanderweg Unser Wanderweg © 2018 Bernd Runde

Am nächsten Tag zeigt das Thermometer noch tiefere Temperaturen an. Bei -19°C und bedecktem Himmel wandern wir nur bis zur Weigler Schupf auf 1.945 Meter Höhe. Heute steht eine lange Nacht bevor. Am Dienstag, wenn für die in Obereggen üblichen Nachtabfahrten, alle Aufstiegshilfen in Betrieb sind, veranstaltet unser Hotel einen Hüttenabend auf der Hütte Epircher Laner. Bei einem mehrgängigen Menü sitzen wir, die Gäste des kleinen Familienhotels ‘Piccolo’, in gemütlicher Runde plaudernd beisammen. Nach der Rückkehr ins Hotel, fällt der sonst übliche Glühwein-Umtrunk am offenen Feuer im Garten diesmal wegen der Temperaturen aus, bzw. wird an die Hausbar verlegt.

Wie schon in früheren Reisetagebüchern erwähnt, gehört ein Ausflug durchs ‘Val de Fiemme’ (Fleimstal) hoch zum Karerpass am Fuß des Rosengartens, zu unserem Obereggen-Aufenthalt. Also sind wir am vierten Tag unseres Aufenthalts im Auto unterwegs über den Lavazé-Pass nach Cavalese und über Moena und Vigo di Fassa hoch nach Karersee. Im Restaurant ‘Hennenstall’ halten wir traditionsgemäß Einkehr zu einem zünftigen Mittagsessen.

Der folgende Tag zeigt sich zwar immer noch neblig-trüb, es ist aber nicht mehr so klirrend-kalt. Eine der hier oben möglichen Wandertouren fehlt noch. Auf geht’s zur Maierl-Almhütte, die wir bei einsetzendem Schneefall auf 2.038 Metern Höhe erreichen. In ausgelassener Stimmung verwöhnen wir uns mit einem deftigen Tiroler Mittagessen. Beim Abstieg wird der Schneefall immer heftiger.

Dunstig und neblig-trüb beginnt auch der neue Tag. Für den geplanten Aufenthalt auf der Oberholzer Hütte nicht das richtige Wetter. Wir machen unseren Abschiedsbesuch auf der Weigler Schupf, um den Magen mit den köstlichen Bratkartoffeln mit Speck und Spiegelei zu verwöhnen. Heftig setzt der Schneefall auch jetzt wieder um die Mittagszeit ein.

Von 1.593 Metern geht der Sessellift direkt hoch zur Berghütte Oberholz (2.096 m). Das Wetter spielt mit. Auch diesen Ausflug hatten wir uns dieses Jahr erhofft. Es gibt nämlich eine Neuerung, in diesem Jahr ist die Hütte auch zu Fuß zu erreichen. Wenigstens den Abstieg zur Laner wollen wir noch unter die Stiefel nehmen. Der Weg ist klasse präpariert. Mit den letzten Punkten unserer Liftkarte geht es dann von der Laner abwärts nach Obereggen.

 Über den Wolken Über den Wolken © 2018 Bernd Runde

Abreisetag. Am Morgen unsere Weiterreise in die Schweiz, erstrahlt über dem Latemar ein makelloser blauer Himmel. Neuerungen gibt es allerdings auch; so etwas haben wir hier noch nicht erlebt: Bei unserer Abfahrt um 09:00 Uhr sind in Obereggen schon alle der reichlich vorhandenen Parkmöglichkeiten ausgeschöpft und auf der Zufahrt über Rauth bis nach Birchabruck schieben sich die Pkw Stoßstange an Stoßstange Richtung Obereggen. Der Wochenendbetrieb hat inzwischen Formen angenommen, die uns immer wieder jubeln lassen, das wir diesem Pistenchaos ‘ade’ gesagt haben.

Stellungswechsel. Auch ins Unter-Engadin nach Scuol treibt es uns wieder

Nachdem wir die kurvenreiche enge Bergstraße aus dem Eggental heraus sind und die Ausfallstraßen Bozens hinter uns liegen, geht es zügig zunächst auf der Autobahn bis Meran. Durch den nebelverhangenen Vinschgau (oder sind es tief hängende Wolken) kommen wir zügig voran und erreichen ohne besondere Vorkommnisse hinter Taufers die Grenze zur Schweiz. Kurze Pause, tanken (Sprit ist so teuer wie in Italien), einkaufen und weiter über den Ofenpass nach Zerness. Wie alle Jahre kehren wir zum Mittag im Hotel Selva ein. Bei unserer Ankunft in Scuol um 14:00 Uhr ist unser Zimmer schon bezugsfertig. Kleiner Ortsbummel bei schönem Wetter.

Ein Grund warum wir den zweiten Teil unseres Winterurlaubs nach Scuol verlegt haben, ist das sehr ansprechende Thermalbad. Jetzt steht nach dem Frühstück immer zunächst der ausgiebige Besuch der Therme mit ihren heißen und kalten Sprudel- und Schwimmbecken an. Danach beginnt erst die ‘Bewegungs-Therapie’ in der freien Natur. Mutig durch unsere Erfahrungen in Südtirol, wollen wir gleich am nächsten Tag, bei allerdings bedecktem Himmel, den Höhenweg nach Prui unter die Stiefel nehmen. Um 10:00 Uhr bringt uns der Sportbus zum Bahnhof Scuol-Tarasp und damit zur Gondelbahn hinauf auf 2.162 Meter Höhe zur Station ‘Motta-Naluns’. Wir wandern bis Prui und nach einer kleinen Stärkung wieder zurück.

Schreck beim Frühstück am nächsten Tag. Durch die großen Fenster des Frühstückraumes sehen wir, dass die Passanten draußen mit Regenschirm herum laufen, obwohl der Wetterbericht noch Frostgrade angesagt hat. Warten kann sich lohnen. Sehr oft schlägt das Wetter gerade zur Mittagszeit um. Also modifizieren wir unser Tagesprogramm etwas und verlängern den Aufenthalt in der Therme. Das Wetter ändert sich aber nicht grundlegend. Wir verzichten auf die Höhenweg-Wanderung und nutzen unsere im Hotelpreis enthaltenen Bus-Tickets für eine Fahrt mit dem Dorfbus nach Tarasp-Fontana. Zu Fuß steigen wir hoch zum Schloss Tarasp. Leider ist alles geschlossen, Besichtigungen wären aber auch erst am späten Nachmittag möglich gewesen. Also begnügen wir uns mit einem Dorfbummel und dem herrliche Blick auf Schloss und Landschaft. Den Bus zurück nach Scuol erreichen wir gerade, als er abfahren will.

Schloss Tarasp im Inntal Schloss Tarasp im Inntal © 2018 Bernd Runde

Der Mittwoch sieht zunächst recht gut aus. Als wir dann startbereit sind, beginnt es aber heftig zu schneien und es hört den ganzen Tag auch nicht auf. Es wird ein winterlicher Spaziergang von der Bergstation La Motta-Naluns nach Prui und wieder zurück. Im Bergrestaurant an der Seilbahn kehren wir zu einem sehr späten Mittagessen ein.

Besonders beim Wetter muss man die Natur nehmen wie sie kommt. Für unsere lange Wanderung scheint am nächsten Tag die Sonne. Durch die einzigartige Winterlandschaft des Wanderwegs in den Höhen stapfen wir durch den frischen Schnee von La Motta-Naluns zunächst bis Prui und dann hinunter bis Ftan. Von dort geht es mit dem Bus zurück bis vors Hotel. Diesen einzigartigen Tag beschließen wir abends im hauseigenen Restaurant ‘Nam Thai’, wo wir vorsorgliche einen Tisch reserviert haben.

Blick auf Ftan im Unter-Engadin Blick auf Ftan im Unter-Engadin © 2018 Bernd Runde

Wir sind ja, neben der Therme, vor allem hier, um uns an der frischen Luft zu bewegen. Der bedeckte Himmel am nächsten Morgen stört uns also gar nicht. Wir nehmen wieder, wegen der herrlichen Ausblicke ins Inntal und auf die schneebedeckten Berge der gegenüber liegenden Talseite, den Höhenweg von ‘La Motta-Naluns’ nach Prui unter die Stiefel. Auf dem Rückweg von Prui, es ist inzwischen 13:00 Uhr, kommt die Sonne wieder hervor und verleiht der Bergwelt ihren besonderen Zauber.

Nichts kann uns erschüttern, auch nicht als an unserem letzten Tag das Wetter noch einmal ins Extreme umschlägt. Über 2.000 Meter beträgt die Sicht geschätzte 10 Meter, so tief hängen die Wolken. Da wir heute keine großen Sprünge mehr machen wollten, passt das so richtig zu unsrem Konzept. Ohne Sicht bleibt uns nur der Genuss der frischen Luft. Nach einer Stunde drehen wir um und machen uns auf den Rückweg, schließlich wartet im Hotel noch reichlich Arbeit - packen. Wie fast immer, fragt man sich beim verstauen der Klamotten, warum es zum Reiseende immer so viel geworden ist.

Für die Heimfahrt haben wir uns eine besondere Route ausgedacht. Nicht kurz und bündig wollen wir in die Heimat zurück. Erste Station ist die Verladestation für den Vereina-Autozug, von da geht es über Basel zügig nach Deutschland. Mittagszeit heißt auf dieser Strecke ‘Station in Sasbachwalden’ im Mittelschwarzwald. Als Flammkuchen-Fan kehren wir dort im ‘Knusperhäuschen’ ein, einem urigen Gasthof. Noch eine Nacht in Edenkoben, Saumagen- und Wein-Einkauf in Bad Dürkheim und die Heimreise wird zum reinen Vergnügen.


Im winterlichen Hochgebirge (2017)

Zum vierzigsten (40) mal in Obereggen (1978-2017) in Höhen von 1545 bis 2080 m

Unsere körperliche Verfassung gestattet es uns, auch dieses Jahr wieder einige Tage in den winterlichen Alpen zu verbringen. Unsere Vorbestellungen sehen einen Aufenthalt in Südtirol und im Engadin vor. Also, nichts wie los. Am 19. Februar starten wir mit dem vollgepacktem Pkw gen Süden. Es gießt in Strömen. Erst ab Würzburg hellt es wieder auf und die Autobahn ist trocken. Es ist immer wieder eine scheußliche Fahrerei, wenn der Scheibenwischer nie so eingestellt werden kann, dass er optimal die Frontscheibe klar hält. Es herrscht ungewöhnlich viel Betrieb auf der A7. Erst ab München auf der A95 wird es etwas ruhiger. Eine Überraschung erleben wir am Etappenziel in Maurach. Die Pensionswirtin hat angeblich unsere Anmeldung nicht verbucht, hat allerdings, welche Überraschung, schon ein Ersatzquartier beschafft. Wir landen in der ruhigen Privatpension bei Frau Reiter. Alles bestens für die eine Nacht. Unsere Lebensgeister wecken wir wieder auf, als wir den obligatorischen Abendspaziergang in den Ort ins Restaurant ‚Klingler‘ antreten.

Bei strahlendem Sonnenschein setzen wir am nächsten Morgen (20.02.2017) unsere Fahrt fort. Bei ruhigem sonntäglichen Verkehr folgen wir der # 171 und stoßen hinter Innsbruck auf die alte Brennerstraße. Auch in Italien geht es gemütlich weiter. Gegen Mittag erreichen wir unser Quartier, das Hotel Piccolo in Obereggen. In der örtlichen Touristinfo lassen wir uns über die Möglichkeiten für einen optimalen Liftpass beraten. Eine Punkte-Karte für elf (11) Fahrten mit der Ochsenweide-Gondel sollte alles bestens abdecken. Zusätzlich noch ein Ticket für eine Tagesfahrt hin+zurück auf den Oberholzer – natürlich wollen wir das neue Bergrestaurant in Augenschein nehmen.

Bei strahlendem Sonnenschein sitzen wir auf dem Balkon und machen Lunch mit den Resten unserer Wegzehrung. Es folgt der „Test- und Probemarsch“ hinauf zur ‚Epircher Laner‘-Hütte. Ohne Probleme, die Zeit haben wir allerdings nicht gestoppt, erreichen wir die Terrasse der Hütte und genießen die Rundumsicht auf die geliebten Berge, in denen wir uns nun schon 40 Jahre lang so wohl fühlen. Unsere Stimmung steigt. Wir fühlen uns bestätigt, auch dieses Jahr wieder die Winterwanderungen oberhalb von Obereggen (1545-2080 m) durchziehen zu können.

Sehr ansprechend sieht der Himmel am folgenden Morgen (21.02.2017) nicht aus – Petrus könnte uns natürlich noch die positive Stimmung verhageln. Wetter hin, Wetter her, wir starten. Mit dem Sessellift – man hat extra eine ‚Fußgängerspur‘ am Einstieg eingerichtet – geht‘s hinauf auf 2.100 Meter zum Oberholzer. Wir schlendern durch die geschmackvoll rustikal eingerichteten Innenräume des neuen Bergrestaurants, folgen hinter der Hütte einem Trampelpfad und steigen für die bessere Aussicht einige Meter höher. Herrlich der weite Blick auf den Zanggenberg, Weißhorn, Schwarzhorn und die Spitzen des Latemar. Danach lassen wir uns für einen Drink und ein kleines Mittagessen auf der Terrasse nieder. Die Sonne kommt ‘raus – Herz was willst Du mehr.

Blick nach Norden vom Oberholzer aus Blick nach Norden vom Oberholzer aus © 2017 Bernd Runde

In meinen Notizen steht: „….ansonsten Gammeltag.“ Ja, schon, aber der Tag ist ja noch in vollem Gange. Nächste Etappe: Sonne genießen auf der Terrasse des Hotels ‚Sonnalp‘ - Kaffee-Stunde. Abends folgt dann noch der im Hotel Piccolo übliche Hüttenabend auf der ‚Laner‘. Es ist Dienstag und damit Nachtski-Betriebs. Das heißt, auch die Lifte sind in Betrieb. Nach dem 18:40 Uhr-Empfang an der Hotelbar geht es dann hinauf zur Hütte. Also schnell über die Rodelbahn durch den aufgewühlten Tiefschnee zur Kabinenbahn ‚Ochsenweide‘. Um 19:15 Uhr versammelt sich die kleine Gruppe der Hotelgäste auf der Epircher-Laner-Hütte. Man macht sich bekannt, man plaudert, man tauscht Erfahrungen aus. Es ist ein gemütlicher Abend. Für den Heimweg hat sich jeder seinen Ambitionen entsprechend ausgerüstet – zu Fuß, mit dem Rodelschlitten, per Ski oder für die älteren Semester per Gondel, wird der Heimweg angetreten. Als ‚Schlummertrunk‘ hat Stefan auf der verschneiten Terrasse noch einen Glühwein-Punsch gerichtet.

Am Mittwoch (22.02.2017) starten wir unsere Wanderung wieder an der Laner-Hütte. Für den ersten Anstieg haben wir uns generell auf die Gondelbahn eingestellt. Für den ersten Einkehrschwung liegt die ‚Weigler Schupf‘ direkt an der Maierl-Abfahrt genau richtig und bei Martin schmecken Jagertee und Eierflip am besten. Hat uns letztes Jahr so gut gefallen, der Weg von der Weigler Schupf hinauf zur ‚Maierl-Hütte‘. So landen wir dann um 12:20 Uhr auf 2.020 Metern Höhe direkt am Fuß des Latemar für ein kleines Mittagessen und reichlich Sonnenbestrahlung. Leider finden wir für den Abstieg den Einstieg in den Weg # 23A nicht, deshalb heißt es dann ‚gleichen Weg zurück‘. Bei Kaffee und Kuchen sitzen wir nach dem Abstieg noch auf der Terrasse des ‚Sonnalp‘.

Es gibt Riten und Gewohnheiten, auf die wir nicht verzichten können. Eine davon ist der Ausflug ins Fleimstal (Val de Fiemme) nach Moena und von dort hoch zum Karersee. Um 09:30 Uhr starten wir (23.02.2017) mit dem Auto über den Lavazé-Pass nach Cavalese. Von hier geht es weiter bis Moena. Bevor wir unseren Stadtbummel beginnen, folgt dann die jährlich wiederkehrende Einkehr in einem kleinen Café zum Espresso (due espressi longi prego!). Beim Bummel durch die ansprechende Innenstadt mit ihrer jährlich wechselnden geschmackvollen Winterdekoration landet meist auch irgend ein Mitbringsel im Rucksack.

Lokale Dekoration in Moena Lokale Dekoration in Moena © 2017 Bernd Runde

Weiter führt unser Ausflug über Vigo di Fassa hinauf zum Karer-Pass. Bei strahlendem Sonnenschein sitzen wir bald auf der Terrasse des Restaurants ‚Hennenstall‘ in Karersee. Das ist wirklich eine Stelle, die man nicht wieder verlassen möchte – nicht nur wegen des vorzüglichen Essens. Um 14:00 Uhr sind wir zurück in Obereggen. Ein Tag wie im Rausch, so richtig nach unserem Geschmack – einfach gelungen.

Fehlt da aber nicht noch etwas? Ja, richtig, die exzellenten Röstkartoffeln mit Speck und Ei auf der ‚Weigler Schupf‘ haben wir dieses Jahr noch gar nicht gehabt. Warum haben wir diese ‚kulinarische‘ Anliegen nur so weit nach hinten geschoben? Schreck in der Morgenstunde. Dichter Nebel ist aufgezogen und hüllt die Landschaft in ein graues bleiernes Tuch. Bewegen wollen wir uns aber, auch wenn zunächst nicht viel von der Landschaft zu sehen ist. Die Gondel bringt uns nach oben (24.02.2017) und dann ziehen wir los zum Abschiedsbesuch auf der Weigler Schupf – Bombardino (Eierflip) und Jagertee sind willkommene ‚Abschieds‘-Drogen. Mittags erfreuen wir uns an den geschmackvollen Röstkartoffeln mit Speck und Spiegelei. Auf dem Rückweg ins Hotel können wir der Versuchung nicht widerstehen, auch wenn kein Terrassenwetter ist, wir sagen bei Kaffee/Tee und Krapfen (Berliner) auch im Hotel ‚Sonnalp‘ adé.

Faschingsgaudi auf Fassdauben-Ski Faschingsgaudi auf Fassdauben-Ski © 2017 Bernd Runde

Der letzte Tag (25.02.2017). Wir fahren noch einmal hoch auf die Epircher Laner. Gemütlich sitzen wir bei Bombardino und Jagertee im Sonnenschein auf der Terrasse. Danach folgt noch ein kurzer Spaziergang bis zum Waldrand. Koffer und Taschen packen, laden, Abendessen, abrechnen, 2018 vormerken.

Scuol im Engadin - Unser neues Winterwander-Ziel in der Schweiz (2017)

Stellungswechsel. Der 26.02.2017 ist Fahrtag. Über Meran und Taufers erreichen wir die Schweiz. Gleich hinter der Grenze haben wir in der Vergangenheit immer getankt. Das ist eine Episode aus der Vergangenheit – Diesel kostet in der Schweiz jetzt € 0,45 mehr als in der Heimat. Nach drei (3) Stunden sind wir in Zernez im Unterengadin. Genau die richtige Zeit für eine Mittagspause im Hotel ‚Selva‘. Das fängt ja gut an, Christa klagt über Übelkeit – der Magen rebelliert. Der letzte Eierflip in Obereggen war wohl nicht ganz astrein.

Gepäck ausladen, einchecken, einräumen sind ja schon Routineabläufe. Es ist alles bestens geregelt. Ortsbus, Therme-Eintritt, Seilbahn-Ticket sind im Hotelpreis eingeschlossen. Der Zubringerbus zur Seilbahn fährt direkt vor dem Hotel ab.

Blick auf Scuol im Winter Blick auf Scuol im Winter © 2017 Bernd Runde

Ein Tag zum Vergessen (27.02.2017). Christa fühlt sich immer noch elend (Durchfall). Nach dem Frühstück gehe ich deshalb allein für 12 Stunde ins Thermalbad. Das ist eine vorzügliche Anlage - allerdings mit sehr langem Anmarschweg durch einen überdachten Verbindungsweg. Von 10:30 Uhr bis 11:30 Uhr ziehe ich dann allein los zu einem kleinen Spaziergang durch Scuol. Um 12:00 Uhr gehen wir zur Zimmerbesichtigung ins benachbarte Hotel Belvair - schöne Zimmer.

Im Vorjahr hatte die Internet-Reservierung im Belvair nicht geklappt, und ich war immer im Hotel Belvedere gelandet. Wir reservieren für 2018 (04.-11.03.).

Da es inzwischen Mittag ist, bleiben wir im Belvair. Auf der windgeschützten Terrasse sitzen wir bei herrlichem Sonnenschein. Ich esse eine Kleinigkeit (Egli-Knusperli mit Salat), Christa traut ihrem Magen nicht. Wir schlendern dann noch etwas durch die Hotelanlage bis zum Thermalbad. Um 16:00 Uhr nehme ich das Angebot des Hauses für eine kleine Zwischenmahlzeit an. Wieder bin ich allein unterwegs. Auf Südterrasse, direkt unter unserem Zimmer lasse ich mir eine geschmackvolle Suppe schmecken.

Dichter Nebel hüllt das Land ein. Das sieht nach Wetterumschwung aus. Zum Frühstück traut sich meine Holde heute (28.02.2017) schon, auch wenn es bei etwas Zwieback-Knabberei bleibt. Dann geht es in die Therme. Das ist schließlich der Hauptgrund für unseren Aufenthalt hier im Inntal. Wir genießen es, auch wenn wir erst den richtigen Rhythmus für einen angenehmen Ablauf finden müssen. Der Nebel lichtet sich nur zeitweise. Das Wetter verspricht noch keinen erfolgreichen Tag in der Höhe. Wir bleiben im Hotel und erlauben uns einen weiteren Gammeltag. Es reicht mittags nur für einen kurzen Gang zum ‚Italiener‘ (allein), dessen Betrieb wir vom Balkon aus beobachtet haben.

Welche Überraschung am folgenden Morgen (01.03.2017, Mittwoch). Es hat über Nacht heftig geschneit. Der Ort, das Tal und natürlich alle Berge ringsum erstrahlen in der Morgensonne im leuchtenden Weiß des Neuschnees. Jetzt kann der zweite Teil des Urlaubs richtig beginnen. Standardprozedur: Frühstück und Therme. Das Bad im heißen Freiluftbecken inmitten der tiefverschneiten Landschaft ist eine Wohltat. Um 10:25 Uhr geht der kostenlose Bus zur Seilbahnstation. Kurz darauf bringt uns die Gondelbahn hinauf auf 2.162 Meter Höhe zur Station Motta-Naluns. Wir starten zur Wanderung auf dem Höhenweg nach Prui. Dort kehren wir in der leider total überfüllten Berghütte zum Mittagessen ein – Rösti mit Käse und Ei. Christa versucht es mit naschen und einer Knödelsuppe.

Auf dem Höhenweg von Motta-Naluns nach Prui Auf dem Höhenweg von Motta-Naluns nach Prui © 2017 Bernd Runde

Auch auf dem Rückweg genießen wir die malerische Landschaft mit dem Blick ins Inntal und die östlichen das Tal begrenzenden Berge. Beschluss: morgen machen wir den ganzen Weg bis hinunter nach Ftan. Wieder im Hotel lassen wir uns das Nachmittags-Süppchen schmecken. Übertrieben? Wahrscheinlich. Ich muss schleunigst zur Apotheke, Christa braucht noch einmal Imodium.

Neuschnee verzaubert die Bergwelt Neuschnee verzaubert die Bergwelt © 2017 Bernd Runde

02.03.2017, Freitag. Frühstück, Therme, Postbus, Gondelbahn. Um 11:30 Uhr starten wir zur Tour Naluns/Motta - Prui - Ftan. Der Abstieg von Prui nach Ftan fordert wieder vollen Einsatz. Dank unserer Wanderstöcke überwinden wir aber auch die steileren Abschnitte ohne Probleme. Um 14:00 Uhr erreichen wir in Ftan das Restaurant an der Talstation des Sessellifts. In Ruhe genießen wir das verspätete Mittagessen. Es ist noch einige Minuten Fußweg bis in die Dorfmitte zur Bushaltestelle. Um 15:15 Uhr erreichen wir den Bus nach Scuol, der uns direkt bis vors Hotel bringt.

Blick auf Ftan im Unter-Engadin Blick auf Ftan im Unter-Engadin © 2017 Bernd Runde

Es ist zwar immer der gleiche Weg, den wir von Naluns/Motta marschieren. Über andere Wege von hier oben ins Tal müssten wir erst Erkundigungen einholen. So fahren wir dann auch am Freitag (03.03.2017) nach Frühstück und Therme noch einmal hinauf nach Motta-Naluns. Wieder geht die Wanderung bis Prui und zurück. Allerdings legen wir auf den durch Bretterwände gegen den Wind geschützten Bänken und Liegen einige Pausen ein. Bevor wir ins Tal zurück fahren, kehren wir im Bergrestaurant ‘La motta’ an der Bergstation ein. Den Nachmittag verbringen wir mit einem Geschäftsbummel durch die Innenstadt und mit einkaufen.

Windgeschützt die Landschaft genießen Windgeschützt die Landschaft genießen © 2017 Bernd Runde

Es ist wieder recht nebelig geworden (04.03.2017). Leichter Schneefall überpudert erneut die Landschaft. Wir wollen noch einmal hinauf nach Naluns. Zu denken gibt uns allerdings ein recht stürmischer Wind. Die Seilbahn fährt allerdings. Als wir einsteigen, ruft uns ein Offizieller zu: “Falls die Witterung sich so verschlechtert, dass der Gondelbetrieb eingestellt werden muss, holen wir alle Gäste ‘runter.” Eine beruhigende Auskunft. Also fahren wir hoch. Ab und zu drehen wir uns bei unserer Wanderung um, um beruhigt festzustellen‚ “sie fährt noch!” Der Sturm pfeift allerdings ganz heftig. Wir können uns am Schauspiel der dahin rasenden Wolken nicht sattsehen.

Plötzlich überschlagen sich die Ereignisse. Die Gondeln der Seilbahn bewegen sich nicht mehr. Wir drehen um. Man kann ja nicht wissen. Dann bewegen sie sich wieder – na, dann ist der Rückweg ja angebracht – lieber zurück ins Tal. Uns kommen andere Wanderer entgegen: „Wollen Sie zur Seilbahn?“ „“Ja.“ „Die fährt nicht mehr!“ „Doch, die bewegt sich.“ „Ja, in verkehrter Richtung. Der Betrieb ist eingestellt. Wir gehen jetzt zum Ftaner Sessellift, der fährt noch.“ Das ist eindeutig. So kehren auch wir wieder um und steuern Prui an. Plötzlich stoppt ein Motorschlitten hinter uns: „Schafft Ihr ‘s?“ „Ja,ja wir schaffen das.“ So landen wir dann in Prui am Sessellift, der uns bis Ftan hinunterbefördert. Die restliche Prozedur kennen wir ja schon.

Sturm ist aufgekommen Sturm ist aufgekommen © 1996-2017 Bernd Runde

Den Nachmittag verbringen wir damit, unser Gepäck reisefertig zu machen.

Während des Frühstücks (05.03.2017, Sonntag) lassen wir das Gepäck nach unten bringen. Dann muss ich das Auto aus Tiefgarage holen. Das Verladen des Gepäcks geht zügig.

Wir werden nicht über Österreich nach Hause fahren, sondern den Weg über Basel nehmen. Auf der Route lockt ein Abstecher nach Sasbachwalden im Schwarzwald. Der Zug für die Passage unter dem Flüela-Pass hindurch geht angeblich halbstündlich. Im Hotel habe ich einen Gutschein für 30 sfr erworben – soll die Fahrt verbilligen. Ohne Stress steuern wir die Pkw-Verladestation Vereina an. Mit dem Autozug sind wir ruck-zuck in Klosters. Die Fahrt auf der Autobahn von Landquart über Zürich und Basel verläuft zügig und reibungslos bei allerdings dichtem Verkehr. Nachdem unser Handy wieder deutsche Lande signalisiert, rufe ich unser Stammhotel in Edenkoben an. „Ja, Doppelzimmer ist verfügbar.“ Na herrlich, noch ein Urlaubstag mehr. Zum Mittag sitzen wir im ‚Knusperhäuschen‘ in Sasbachwalden. Nach einem exzellenten Wildgericht mit gutem einheimischen Rotwein steht dann noch der Besuch der Winzergenossenschaft ‚Alde Gott‘ an. Nach dem Weineinkauf wird der Platz im Auto langsam knapp.

Eine geruhsame und gepflegte Angelegenheit ist immer das Frühstück im Hotel ‚Gutshof Ziegelhütte‘ in Edenkoben. Durch diese Zwischenstation stehen wir allerdings auch nicht unter Zeitdruck bei der Heimfahrt. Heute (06.03.2017) steht nur ein Zwischenstopp in Bad Dürkheim auf dem Programm. Zunächst folgt nach unserer Ankunft der Weineinkauf Teil 2 in der Genossenschaftskellerei ‚Vier Jahreszeiten‘. Viel Platz ist danach nicht mehr im Auto, aber eine freie Ecke brauchen wir noch. Denn die Pfalz bietet außer Wein noch andere Leckereien. Ohne einige ‚Saumägen‘ verlassen wir die Pfalz nie. Die Fleischerei Lenz mitten in der Stadt bietet, unserer Meinung nach, den geschmackvollsten Saumagen. Dann heißt es aber wirklich ‚Ab in die Heimat‘.


Sonne und Schnee in den Bergen in Obereggen, Scuol und Vals genießen

Obereggen/Südtirol 2016

Alle Jahre wieder, Mitte Februar, packt uns die Unruhe, nunmehr seit 53 Jahren. Aufbruch in die winterlichen Berge. Wir starten am 20.02.2016 auf der A7 gen Süden. Es ist zwar Sonnabend, aber trotz Lkw-Verkehr kommen wir zügig voran. Hiobsbotschaften über Unfälle, Staus oder andere Verkehrsbehinderungen hören wir zwar kontinuierlich über diverse Verkehrsmeldungen, sie betreffen aber wieder einmal nur andere Streckenabschnitte nach Süden.

Chaos herrscht allerdings auf der Achensee-Straße ab Lengries. Das Sauwetter über Deutschland verwandelt sich in einen heftigen Schneesturm. Es geht nur noch schleppend voran, einige Zeitgenossen haben anscheinend schon die Sommerreifen aufgezogen. Nach 7,5 Stunden erreichen wir unser Etappenziel, die ‘Pension Rofangarten’ in Maurach am Achensee. Wir benötigen tatsächlich die Winterstiefel mit den trittsicheren Profilsohlen für den Fußweg in den nahen Ortskern zum Abendessen.

Am nächsten Tag ist von dem Wintereinbruch nicht mehr viel zu sehen. Die Straßen sind teilweise sogar trocken. Zügig und geruhsam geht unsere Urlaubsfahrt auf Landstraßen über Innsbruck und die alte Brennerstraße (solange Östereicher in Deutschland keine Straßenmaut zahlen, zahle ich in Österreich auch keine Autobahngebühr!!) gen Südtirol. Um 12:00 Uhr erreichen wir unser Ziel, den kleinen Ort Obereggen am Fuße des Latemar. Seit einigen Jahren quartieren wir uns dort im kleinen Familienhotel ‘Piccolo’ bei Frühstück und Halbpension ein.

Es ist trocken und sonnig, beste Voraussetzungen also, um das Gepäck auspacken auf den Abend zu verschieben. Zum akklimatisieren steigen wir dann vom 1591 m hoch gelegenen Hotel hinauf zur Hütte “Epircher Laner” auf 1818 m. Dort genießen wir hemdsärmelig bei strahlendem Sonnenschein den ersten ‘Jagertee’ dieses Winters. Auf dem Rückweg geht’s noch schnell zum Tourist-Center. Für die längeren Ausflüge werden wir den ersten Anstieg mit der Gondelbahn machen, wofür wir uns die entsprechende Punktekarte für acht Fahrten holen.

Den gestrigen Test haben wir klaglos absolviert. 09:30 Uhr sitzen wir am nächsten Morgen in der Gondel, die uns zur ‘Lanerhütte’ bringt. Von dort folgt eine ausgedehnte Wanderung bis zum Reiterjoch. Natürlich wird diese Tour unterbrochen auf der Weigler Schupf, um bei Toni den knurrenden Magen bei Röstkartoffeln mit Speck und Spiegelei zu beruhigen. Nach dem Rückweg, diesmal ohne Gondel, kehren wir auf der sonnigen Terrasse des nahen Hotels ‘Sonnalp’ zum Nachmittags-Kaffee ein. Das waren sechs (6) herrliche Stunden an der frischen Luft.

Auf dem Frühstückstisch liegt diesmal nicht die Menükarte für das Abendessen, sondern eine Einladung zum Hüttenabend auf der ‘Epircher Laner’ mit Abendessen. Dann werden wir uns kein all zu anstrengendes Tagesprogramm vornehmen. Da passt sich sogar das Wetter unseren Plänen an. Es ist neblig und die Wolken hängen bis tief ins Tal. Mit der Gondel ‘Ochsenweide’ fahren wir hoch, kehren für einen Drink in der ‘Weigler Schupf’ ein und wandern noch bis zum Fuß der Anhöhe der ‘Ganischger Hütte’. Der Nebel ist inzwischen so dicht, dass wir Mühe haben, die seitlichen Begrenzungen des gespurten Weges zu erkennen. Für den Rückweg nehmen wir natürlich keine Gondelbahn. Es geht zu Fuß abwärts ins Tal.

Um kurz vor 19:00 Uhr gibt es in der Hausbar Secco zur Einstimmung. Auf der ‘Epircher Laner’ ist dann großes ‘Hallo’, als alle Gäste des Hauses sich zum geselligen Hüttenabend einfinden. Man isst, trinkt, plauscht und tauscht eventuell vorhandene Erfahrungen von früheren Besuchen in Obereggen aus. Zum letzten Punkt können wir bei unserem vierzigsten (40.) Jahr in Obereggen einiges beitragen. Nach der Rückkehr zum Hotel überrascht dort der Chef des Hauses noch mit Glühwein bei Eis und Schnee im Garten des Hauses.

Nebel und Wolken sind verschwunden. Die Tour am folgenden Tag sieht uns noch eine Stunde länger in der herrlichen Natur am Fuße des Latemar. Wir wandern bis zur ‘Ganischgerhütte’, wo wir von Walter, dem Eigentümer, begrüßt werden. Es ist zwar sonnig, aber der Wind, der den Nebel vertrieben hat, ist noch unangenehm. So sitzen wir nicht auf der Terrasse, sondern verziehen uns in den gemütlichen Gastraum. Gestärkt mit Gemüsesuppe und einem Jagertee brechen wir voller Tatendrang wieder auf. Unsere Energie reicht tatsächlich noch für den Aufstieg von 1.970 Metern auf 2.034 Meter zur Hütte auf der Maierl-Alm.

Wintersonne am Latemar/Südtirol Wintersonne am Latemar/Südtirol © 2016 Bernd Runde

Angesichts des herrlichen Gebirgspanoramas des ‘Latemar’ verbringen wir noch eine ganze Weile im strahlenden Sonnenschein, ehe wir den Rückweg unter die Stiefel nehmen. Um 16:00 Uhr sind wir wieder im Hotel.

Höhenprofil einer Tageswanderung Höhenprofil einer Tageswanderung © 2016 Bernd Runde

Tradition ist Tradition. Am nächsten Tag holen wir das Auto aus der Garage. Über den Lavazé-Pass erreichen wir bei Cavalese das Fleimstal. Von dort geht es in angenehmer ruhiger Fahrt nach Moena. Die Stationen beim Spaziergang durch die inzwischen ruhige Innenstadt sind Jahr für Jahr die gleichen. Dieses Jahr fallen aber einige gravierende Veränderungen auf. Seit die Stadt eine Umgehung für den Fern- bzw. Durchgangsverkehr eingerichtet hat, wirkt alles viel sauberer und anheimelnder. Die Innenstadt von Moena ist gemütlich geworden. Das merken wir auf Schritt und Tritt, nachdem wir unseren obligatorischen Espresso im ‘Caffè Moena’ genossen haben. Den Marktplatz schmückt noch immer die Winterdekoration mit Schneemännern, winterlichen Hütten und Rentierschlitten. Ein paar Besorgungen runden unseren Rundgang ab.

Auf der Weiterfahrt muss unser Gefährt seine Winter- und Bergtauglichkeit beweisen. Ich liebe die Strecke von Vigo di Fassa hinauf zum Karersee. Ganz besonders natürlich, weil oben in Karersee das Restaurant ‘Hennenstall’ lockt, ein Pflichtbesuch für ein leckeres Mittagsessen. Von hier aus erreichen wir dann auch bald wieder unseren ‘Heimathafen’ Obereggen.

Ein verheißungsvoller sonniger Morgen lockt uns noch einmal, die große Tour zur Ganischger Hütte zu unternehmen. Es ist traumhaftes Wetter und so können wir auch im Freien sitzen und unser obligatorisches Mittagssüppchen genießen.

Am Tag vor unserer Weiterreise geht’s dann noch einmal hinauf zur ‘Weigler Schupf’, ehe wir am Nachmittag die ungeliebte Packprozedur in Angriff nehmen. Nach dem Abendessen verbringen wir noch ein Stündchen in der Hausbar, um den anderen Hausgästen bei einem Glas Prosecco ‘Adieu’ zu sagen.

Scuol/Unterengadin 2016

Stellungswechsel. Um 09:00 Uhr starten wir durchs Eggental westwärts, zunächst durch Bozen, vorbei an Meran, durch den Vinschgau zur italienisch-schweizerischen Grenze in Taufers. Über den Ofenpass und durch den Schweizer Nationalpark landen wir schließlich in Zernez im Engadin. Dieser dreitägige Zwischenaufenthalt resultiert aus nicht mehr nachvollziehbaren Fehlern bei der Buchung der diesjährigen Winterreise. Um 12:00 Uhr sind wir schon vor Ort im reservierten Hotel ‘Selva’. Den Nachmittag und den ganzen nächsten Tag sind wir zu Fuß unterwegs und klappern alle begehbaren Wege rund um Zernez ab.

Da das Angebot an gespurten Winter-Wanderwegen recht dürftig ist, beschließen wir für den nächsten Tag einen Ausflug ins nahe Scuol. Das stellt sich als Glücksgriff heraus. Mit dem Zug, der stündlich verkehrt, starten wir zu einem langen Wandertag. Um 10:30 Uhr sitzen wir in der Seilbahn hinauf nach ‘Motta Naluns’. Wild sieht die Bergwelt rings um uns aus, als wir zu einer ausgedehnten Wanderung aufbrechen - die Berggipfel sind in wabernde Wolken gehüllt, nur kurzfristig schimmern strahlend weiße Schneefelder in kleinen Wolkenlücken auf und im Tal werden einzelne kleine Regionen von hellem Sonnenlicht bestrahlt. Das ist ein Winterwanderweg zum verlieben.

Wolken über dem winterlichen Unter-Engadin bei Scuol Wolken über dem winterlichen Unter-Engadin bei Scuol © 2016 Bernd Runde

Über Prui folgen wir dem Weg immer weiter, steigen hinab nach Ftan, wo wir an der Talstation der Seilbahn zum Mittagessen einkehren und nehmen dann den Rückweg nach Scuol unter die Stiefel. Um 16:30 Uhr sind wir wieder am Bahnhof, nachdem wir - falsch beraten von einem ‘lieben’ Mitmenschen - noch einen schier unendlich erscheinenden Umweg durch Scuol gemacht haben.

Vals/Graubünden 2016

Der Valser Rhein Der Valser Rhein © 2015-2016 Bernd Runde

Am 2.März ist dann auch dieses Intermezzo vorüber. Wir steuern die dritte Etappe dieser Winterwander-Reise an. Um 09:00 Uhr starten wir durchs Engadin Richtung St. Moritz. In flotter Fahrt auf trockenen Straßen überqueren wir den Julierpass und sind zur Mittagszeit in Chur. Stadtbummel und zur Bank, um die Urlaubskasse mit der geeigneten Währung zu füllen. Mit der Einkehr in einem gemütlichen Restaurant beschließen wir diesen Kurzaufenthalt.

Unser Endziel Vals erreichen wir gegen 14:00 Uhr. Für große Aktivitäten ist der Tag zu weit fortgeschritten, also werden hier das Gepäck und das Zimmer gleich ordnungsgemäß versorgt.

Obwohl es nachts geschneit hat, ist der Wanderweg nach Leis schon gespurt. Also brechen wir am nächsten Morgen gleich auf zum Begrüßungsessen auf der ‘Ganni’ bei Anke und Carlo. Natürlich gibt es ‘Flügeli’, die Spezialität des Hauses. Es schneit immer noch. Das ist für uns aber kein Grund, für den Rückweg die Straße zu nehmen. Durch Tiefschnee geht’s zurück.

Jeder Tag in Vals beginnt seit 1987, das sind also nunmehr dreißig (30) Jahre, mit einem ausgedehnten Aufenthalt in der Therme - 30°C, 42°C, 14°C, Dampfbad, Blütenbad, bevor wir in die winterliche Natur aufbrechen.

Wetter gut, Stimmung gut, also beste Voraussetzungen für den geliebten Höhenweg von Gadastatt nach Zerfreila. Schnell geprüft ‘ob’ und ‘wann’ der Shuttlebus für den Rückweg von Zerfreila nach Vals verkehrt, und schon sitzen wir in der Gondelbahn hinauf nach Gadastatt (1.865 m). Die Neuschneeauflage macht den Weg recht mühsam und so brauchen wir etwas länger als gewöhnlich, ehe wir über Frunt und die Staumauer des Zerfreilasees in der ‘Zerfreilahütte’ ankommen.

Blick aufs Zerfreila-Horn von Frunt aus Blick aufs Zerfreila-Horn von Frunt aus © 2016 Bernd Runde

Leider ist das Wetter nicht dazu angetan, um gemütlich auf der Terrasse zu sitzen. Aber in der Hütte schmecken die ‘Älplerrösti’ und der Schoppen ‘Dôle’ natürlich auch.

Verzweiflung am nächsten Tag. Über Nacht ist ein halber Meter Neuschnee gefallen. Die Wetterprognosen versprechen auch für die nächsten Tage keine Besserung. Dann können wir den Frühling auch in der Heimat erwarten - wir werden morgen abreisen. Das heißt aber zunächst das Auto ausgraben, eine mühsame Angelegenheit, denn zunächst muss ich wenigstens eine Tür frei bekommen, um ans Werkzeug zu gelangen. Vorsichtshalber stelle ich den Wagen danach an eine gut zugängliche Stelle, damit sich morgen früh das Gepäck besser verstauen lässt.

Es hat 'etwas' geschneit Es hat ‘etwas’ geschneit © 2016 Bernd Runde

Das war aber auch nicht sehr hilfreich, denn am nächsten Morgen liegt ein weiterer halber Meter Neuschnee auf dem mühsam freigeschaufelten Auto. Die ganze Prozedur also noch einmal.

Unser 30jähriges Vals-Jubiläum erhält zum Abschluss noch einen weiteren Dämpfer. Nachdem schon in diesem Jahr unser Domizil, ein Nebengebäude des Therme-Hotels, aus der Verwaltung der Therme ausgegliedert wurde, werden wir im nächsten Jahr auch nicht mehr wie Thermegäste behandelt und dürfen morgens nicht mehr ins Bad. Das wird wohl nach dreißig Jahren das endgültige Ende einer herrlichen Zeit in einem von der Natur verwöhnten Gebiet sein - schließlich war die Therme der Dreh- und Angelpunkt während unserer Aufenthalte.


Winterfreuden - 2015

Bergwinter Teil 1 (Obereggen/Südtirol)

Romantik im Tiefschnee Romantik im Tiefschnee © 2015-2016 Bernd Runde

Seit etlichen Jahren zieht es uns im Winter nach Süden. So sind wir auch am 21. Februar 2015 wieder unterwegs in die Berge. Der Verkehrsfunk verbreitet für den gesamten bayerischen Raum Schreckensmeldungen. Wir sind, wie immer, ohne Navi, nur mit den vor Reiseantritt erkundschafteten Informationen unterwegs gen Süden. Staus, Unfälle? Auf unserer Route geht es zügig voran. Nach 600 Kilometern ist, wie immer, wenn wir diese Route fahren, ein Zwischenaufenthalt fällig.

In Maurach am Achensee kehren wir in der kleinen Familien-Pension ‘Rofangarten’ ein. Balsam für die Seele ist diese Idylle hoch über dem See, auch wenn die Aussicht nicht immer so winterlich ist, wie im Februar 2006 .

Winterlicher Achensee Winterlicher Achensee © 2006-2016 Bernd Runde

Bei bedecktem Himmel erreichen wir am 22. Februar unser Ziel am Fuße des Latemar in Südtirol, das Hotel Piccolo in Obereggen. Schnell das Gepäck ausladen - der Wagen steht in der abgeschlossenen Tiefgarage des Hotels. Winterlich gekleidet und mit rutschfesten Schuhen brechen wir zu unserem ersten Akklimatisierungs-Spaziergang auf. Der Aufstieg aus 1602 Metern Höhe auf 1848 Meter zur Hütte Epircher Laner ist bestens geeignet, unsere Kondition zu testen.

Wolken am Zanggen Wolken am Zanggen © 2014-2016 Bernd Runde

23.Februar 2015. Der Montag begrüßt uns mit strahlendem Sonnenschein. Ein längerer Weg liegt vor uns. Den ersten Anstieg werden wir nicht wandern, also schnell die passenden Punktekarten holen und per Seilbahn hoch zur Epircher Laner. Von dort geht es dann 5,2 Kilometer weiter zur Ganischger Hütte in 2009 Metern Höhe. Beim Rückweg verzichten wir natürlich auf die Seilbahn und nehmen den gut gespurten Wanderweg hinunter ins Tal.

Dienstag, 24.02.2015. Bei Nebel und Neuschnee nehmen wir die nächste Tagestour unter die Stiefel. Es ist feuchter Schnee, mehr schon Schneeregen, der uns ins Gesicht peitscht. Trotz guter Skikleidung kommen wir mit völlig durchnässten Mützen und Handschuhen auf der Weigler Schupf, einer Hütte in 1955 Metern Höhe, an.

Zurück im Hotel, bereiten wir uns auf den im Hotel Piccolo obligatorischen Hüttenabend vor. Es ist immer ein nettes Miteinander aller Gäste. Der Dienstag ist in Obereggen einer von zwei Tagen in der Woche an denen die Hauspiste beleuchtet wird und die Lifte laufen. Also können auch wir spät abends noch per Seilbahn hinauf zur Epircher Laner gelangen. Beim rustikalen Abendessen wird geplaudert und viele eigene Erfahrungen ausgetauscht. Den Tag beschließen wir dann vor unserem Hotel mit einem (oder auch zwei) Gläschen Glühwein.

Mittwoch, 25.02.2015. Der Juniorchef des Hotels berichtet von gut gespurten Wanderwegen in Lavazé (1818 m) am Fuße von Schwarzhorn und Weißhorn. Da auch ein Shuttlebus zum Pass hinauffährt, erscheint uns das als willkommene Abwechslung. Ein empfohlener Weg ist aber leider wegen des gestrigen Schneefalls noch gesperrt. So entschließen wir uns, zur Hütte Malga Ora (Auerleger Alm, 1881 m) zu wandern. Im sonst ebenen Gelände führt der Weg allerdings zunächst über einen Anstieg mit 1982 m, ehe es zur Hütte hinabgeht.

Wanderung am Lavazé-Pass Wanderung am Lavazé-Pass © 2015-2016 Bernd Runde

Donnerstag, 26.02.2015. Eigentlich gehört es zu unseren Gepflogenheiten, bei einem solchen Kurzurlaub das Auto nicht zu bewegen, aber eine Spazierfahrt durchs Fleimstal (Vale di Fiemme) rundet einen Aufenthalt in Südtirol erst ab. Also, das Wetter verspricht sonnig und stabil zu bleiben, heißt es am 26. Februar: Mit dem eigenen Wagen hoch zum Lavazée-Pass und hinab nach Cavalese ins Fleimstal. Bei diesem Ausflug steuern wir zunächst die Stadt Moena an. Einkehr im Caffee Moena zum echten italienischen Espresso. ‘due espressi lungi prego’ ist für uns zum geflügelten Wort geworden. Mehr italienisch sprechen wir nicht, braucht man auch nicht in Südtirol. Es folgt ein kleiner Stadtbummel und der Besuch einiger Geschäfte - ein Mitbringsel gehört doch zu jedem Reise. Über Vigo di Fassa geht’s dann hinauf nach Karersee, am Fuße des Rosengarten. Auch hier haben wir unser Traditionsrestaurant, den ‘Hennenstall’. Urgemütlich, nette Bedienung und vorzügliches Essen, da können wir nicht vorbeifahren.

Freitag, 27.02.2015. Der letzte Tag hier in Obereggen sieht uns noch einmal auf dem Weg zur Weigeler Schupf (1955 m). Es ist wolkig mit leichtem Schneefall, genau das richtige Wetter um Abschied zu nehmen. Wir sind überglücklich alle Strapazen überstanden zu haben. Anlass genug, nachdem alles Gepäck sortiert und verstaut ist, gleich eine Vormerkung fürs nächste Jahr eintragen zu lassen. Morgen geht es weiter mit der zweiten Etappe unseres Bergwinters.

Blick von der Epircher Laner-Hütte nach Nord-Westen Blick von der Epircher Laner-Hütte nach Nord-Westen © 2015-2016 Bernd Runde

Anmerkung am Rande: Überraschungen bieten die Wegweiser der gut beschilderten Wanderwege, zumindest für Senioren. 45 Minuten bis zur Hütte xyz, das steht immer auf allen Schildern, in beiden Richtungen, also bergauf und bergab die gleiche Zeit – im Sommer wie bei Tiefschnee im Winter. Daraus schließen wir, dass diese Angaben für 20-jährige durchtrainierte Bergbauern gelten, aber niemals für über 75 jährige Senioren.

Bergwinter Teil 2 (Vals/Graubünden)

Am 28.02.2015 starten wir um 09:00 Uhr zur zweiten Etappe unseres Winterurlaubs. Über Bozen und Meran steuern wir durch den Vinschgau die Schweiz an. Bei Taufers passieren wir die Grenze. Über den Ofenpass, durchs Engadin und den tiefverschneiten Julierpass geht’s Richtung Chur. Ab Ilanz ist es nur noch ein Katzensprung durchs Valserrhein-Tal nach Vals. Um 14:30 sind wir vor Ort. Bei einem kleinen Spaziergang zur Ortsmitte und am Valser Rhein entlang, vertreten wir uns die Beine und warten, dass unser Zimmer bezugsfertig ist.

01.03.2015. Wanderung hoch nach Leis, Flügeli bei Anke und Carlo auf der Ganni.

02.03.2015. Ein Blick durch die verglaste Front des Frühstücksraums verheißt nichts Gutes. Tief hängen die Wolken bis hinunter ins Tal. Vor dem Fenster, auf den Tischen der Terrasse ist es deutlich zu sehen, es regnet und das hier oben auf 1.252 Metern. Den geplanten Spaziergang auf dem Höhenweg können wir vergessen.

Planänderung. Wir beschließen eine für später geplante Fahrt nach Chur heute durchzuführen. Aber erst einmnal gibt es die obligatorische Valser Gesundheitstherapie - ab ins Thermalbad. Seit 28 Jahren pflegen wir unsere morschen Knochen in den heißen Gewässern des Valser Thermalbades. 36°C im winterlichen Außenbad, dann 42°C im Feuerbad und im 14°C kühlen Eisbad abkühlen. Es folgen noch verschiedene andere Schwimm- und Entspannungsbäder und eine Schwitzsitzung im Dampfbad bei 100% Luftfeuchtigkeit.

Blick ins winterlich verschneite Peiltal Blick ins winterlich verschneite Peiltal © 2015-2016 Bernd Runde

Ach du meine Güte, die Schweizer haben sich reich gerechnet, für einen Euro gibt es nicht mehr 1,25 CHF, sondern nur noch 1.05, es ist alles also noch einmal 20% teurer geworden.

03.03.2015. Ein neuer Tag ein neues Glück? Noch hängen tiefe Wolken im Tal. Also erst einmal das Standardprogramm. Uns treibt ja Keiner. Während des Frühstücks zeigen sich die ersten blauen Wolkenlücken am Himmel. Ob das doch etwas mit der großen Wanderung wird? Während der folgenden Stunde im Thermalbad verändert sich das Wetter immer mehr zu unserem Vorteil. Um 11:00 Uhr sitzen wir im kostenlosen Zubringerbus zur nahen Gondelbahn. Die bringt uns dann auf 1865 Meter Höhe zum Start des Höhenwanderweges, der ans hintere Ende des Valsertals führt.

Zerfreilahorn Zerfreilahorn © 2012-2016 Bernd Runde

Ab Frunt geht es nach zwei (2) Stunden hinunter zur Staumauer des Zerfreilasees und weiter zur Zerfreila-Hütte. Nach einem leckeren Essen mit dem passenden Wein vertreten wir uns die Beine auf den Weg Richtung Kapelle hoch über dem Staussee. Nach der Rückkehr warten wir bei einem leckeren Espresso auf den Shuttlebus, der uns in den Ort und unser Quartier zurückbringt.

Mittwoch, 04.03.2015. ‘Das Wetter wird heute nicht so gut, wie gestern’, verkündet unsere Frühstücks-Kellnerin Rita. Na, warten wir mal ab. Frühstück, Thermalbad-Prozedur wie jeden Morgen. Tatsächlich, die Wolken hängen auch um 10 Uhr noch tief im Tal. Na, dann - um 10:39 startet der Shuttle-Bus zur Seilbahn.

Wir fahren hinauf nach Gadastatt auf 1.865 Meter. ‘Ach, du große Güte!’ - keine Sicht hier oben und Schneefall setzt auch noch ein. Das sind ideale Voraussetzungen für den Test meines Weihnachtsgeschenks, einer Outdoor-Kamera, die mich später auf meinen Fahrradtouren begleiten soll. Als schemenhafte Silhouette taucht meine Frau im Nebel auf. Auf steilem Abstieg tasten wir uns von roter Markierungsstange zu Markierungsstange, teilweise recht steile Wegabschnitte hinunter.

Das Ende der Route hält dann noch eine weitere Überraschung bereit. Als wir aus einem kleinen Waldstück treten, peitscht uns ein heftiger Nordwind ins Gesicht. Die Schneeflocken sind zu prickelnden Eiskristallen gefroren und stechen wie Nadeln auf der Haut. Ab ins nahe Café, wo es zur Belohnung für überstandene Strapazen Kaffee und Kuchen gibt.

Donnerstag, 05.03.2015. Nach den morgendlichen Routinen starten wir um 11:00 Uhr mit dem kostenlosen Shuttle ans Ende des im Winter zugänglichen Valsertals nach Zerfreila.

Zerfreilasee und Zerfreilahorn Zerfreilasee und Zerfreilahorn © 2014-2016 Bernd Runde

Über die Staumauer führt der Wanderweg zunächst recht steil bergan nach Frunt. Von hier geht es in ewigem ‘auf und ab’ Richtung Gadastatt. Bei zum Teil heftigem Sturm, durch meterhohe Schneeverwehungen und Nebel mit Sicht immer gerade bis zur nächsten Wegmarkierung, kämpfen wir uns voran.

Freitag, 06.03.2015. So ganz trauen wir dem Wetter heute auch noch nicht und die Anstrengungen des gestrigen Tages stecken uns auch noch in den Knochen. Der Standardweg zur Ganni ist da gerade das ideale Tagesprogramm. Da wir noch einige Besorgungen im Dorf tätigen wollen, wählen wir zum anschließenden Abstieg die aspaltierte Straße ins Tal.

Samstag, 07.03.2015. Über dem Außenbecken des Thermalbades spannt sich ein azurblauer Himmel. Endlich ein weiterer Tag für einen ausgedehnten Winterwandertag. Wir nehmen den Osthang des Valsertals unter die Wanderstöcke. Zwei Stunden bergauf bis zu einer kleinen Kapelle.

Sonntag, 08.03.2015. Noch einmal Gadastatt-Zerfreila. Das Wetter lässt uns nicht im Stich. Wieder wandern wir zwei Stunden, diesmal aber auf gespurtem Weg von Gadastatt nach Zerfreila.

Höhenweg bei Gadastatt Höhenweg bei Gadastatt © 2015-2016 Bernd Runde

Obwohl gespurt, ist der Weg aber noch recht tief. Die Sonne vollbringt ihre Aufgabe und fördert immer mehr braune Flecken auf die Hänge und auch der Schnee unter unseren Wanderstiefeln wird immer weicher.

Das Rheintal im Winter von Gadastatt aus Das Rheintal im Winter von Gadastatt aus © 2014-2016 Bernd Runde

Gut, dass wir nur noch mit Wanderstöcken in die Berge gehen. Besonders beim steilen Abstieg, es geht auf 900 Metern 160 Meter bergab von Frunt hinunter zur Staumauer, sind die Stöcke eine brauchbare Versicherung und an einigen Stellen auch hilfreiche Stütze.

Auf der Zerfreila-Hütte herrscht Hochbetrieb, leider sind Wirt und Bedienung total überfordert. Fünfundvierzig (45) Minuten reichen nicht, uns eine Suppe zu servieren bis der Shuttlebus um 14:00 Uhr abfährt. So nehmen wir unseren Imbiss wieder im Café Schnyder ein, ehe wir in unser Urlaubsdomizil zurückkehren.

Montag, 09.03.2015. Mit Bus und Gondel hinauf auf Gadastatt. Den vier(4)-stündigen Marsch von 1.865 Metern auf 1.252 Metern hinab ins Tal unterbrechen wir für eine letzte Portion Flügeli bei Anke auf der Ganni. Die Sonne meint es wieder sehr gut mit uns. Ihre Intensität vergrößert aber allenthalben die braunen Flecken auf den Abhängen der Osthänge. Auch auf dem Wanderweg kommen immer größere Schotterflecken zum Vorschein. Stellenweise wandelt sich unser Abstieg zur Morasttour. Es wird wohl Zeit dieses gastliche Tal zu verlassen. Im nahen Hotel Rovanada bestellen wir uns für morgen Mittag ‘unseren’ bestimmten Tisch fürs Abschiedsessen.

Dienstag, 10.03.2015. Arbeitstag mit einkaufen und packen.

Mittwoch,11.03.2015. Heimfahrt. Warum eigentlich direkt nach Hause fahren? Eine Station in Sommerhausen und ein gemütlicher Abend mit dem Besuch von Veith Relins Torturmtheater wäre doch ein prima Abschluss für einen gelungenen Winterurlaub.

Das Torturm-Theater in Sommerhausen Das Torturm-Theater in Sommerhausen © 2012-2016 Bernd Runde

Gleich nach der Grenze rufen wir bei einem uns bekannten Hotel in Sommerhausen an. “Nein, wir sind voll besetzt.” “Haben Sie die Rufnummer vom Hotel ‘Schiff’ im Nachbarort zur Hand?” Ja, er hat und drei Minuten später haben wir eine Festreservierung für eine zusätzliche Urlaubsübernachtung. Gegen Mittag verlassen wir die Autobahn .

Wir kehren ein im Hotel-Gasthof ‘Schiff’ in Winterhausen. Ein angenehmes historisches Haus mit einem besonderen Flair und einer exzelenten Küche.

Der Main in Winterhausen Der Main in Winterhausen © 2012-2016 Bernd Runde

Im urigen Restaurant sitzen wir eingerahmt von Bilder und Plakaten einer jahrzehntelangen Tradition des im Nachbarort Sommerhausen angesiedelten ‘Torturmtheater Sommerhausen’. Das Torturmtheater, dessen Namen eng verknüpft ist mit Veit Relin, und dessen Leitung nach seinem Tod Angelika Relin übernommen hat, verspricht immer einen besinnlichen und amüsanten Abend. Leider sind wir zu früh vor Ort, die Spielzeit hat noch nicht begonnen.

Fazit: Auch wenn man als Rentner keinen Berufsstress mehr hat, tut es gut, dem Alltag ‘mal für ein paar Tage den Rücken kehren zu können. Also immer ‘mal wieder „nichts wie raus!