Reisetagebücher

Bernd Runde

Bei einer Rundreise durch Schottland den Linksverkehr mit dem eigenen Auto bewältigen (1985)

Über Rotterdam und Hull Anreise auf die Britischen Inseln und mit dem Auto durch's Schottische Hochland, auf die Orkney Inseln und die Hebriden, mit vielen Wanderungen in einmaliger Natur. Das Ganze bei angeblich 'unschottischem' schönen Wetter.

Schottlands Stolz Schottlands Stolz (Dia-Duplikat) © 1985-2016 Bernd Runde

Sonne, Strand und Meer oder Berge, Schnee und strahlend blauer Himmel, ja sogar Hitze, Wüste und Einsamkeit, das waren bisher unsere Reiseziele. Vorstellungen von Regen, Nebel und schlechtem Essen haben uns bis heute von der Realisierung einer Reise auf die britischen Inseln abgehalten. Die erhoffte Ruhe und Einsamkeit im schottischen Hochland waren dann aber die Auslöser, um in diesem Jahr (1985) doch die Regenjacken und Gummistiefel einzupacken. Nach dem Motto “Egal, was kommt, wir werden unsere Freude d’ran haben”, wollen wir den Norden der britischen Inseln erkunden.

05.08.1985 Montag Hann.Münden - Hull (494 km), Station in: Eindhoven, Rotterdam

Am 05.08.1985 um 09:30 Uhr verlassen wir das Haus, und es geht in Richtung Rotterdam. Die Fahrt verläuft reibungslos. In Eindhoven machen wir Mittagspause und kehren in ein uns bekanntes Motel ein. Um 16:15 Uhr erreichen wir den Einschiffungsplatz im Europoort in Rotterdam. Schon um 17:00 Uhr geht es an Bord der ‘Norstar’. Unsere Kabine liegt auf dem Bootsdeck und hat ein Bullauge direkt nach vorn. Wir sind erst einmal glücklich, dass bis hierher alles glatt gegangen ist und gehen zum Abendessen, während das Schiff die Fahrt in Richtung Hull/England aufnimmt. Am Tisch kommen wir mit 2 Herren ins Gespräch, wie sich herausstellt, Kollegen der Konkurrenz. Wir verabschieden uns bald, um Abstand zum Dienstalltag zu gewinnen.

Die See ist sehr unruhig, und ein heftiger Sturm bläst uns die Gischt ins Gesicht, als wir einen kleinen Deckrundgang machen. Das kann ja eine bewegte Fahrt werden; und es wird eine bewegte Fahrt. Nach kurzer Zeit schon wird uns rundherum übel. In der Annahme, dass der Seegang in der Kabine am Besten zu ertragen ist, ziehen wir uns zurück. Da im Stehen aber kaum Halt zu finden ist, beschließen wir, schon in die Kojen zu kriechen. Im Liegen beruhigen sich unsere Eingeweide dann auch wieder. Der Seegang ist so stark, dass die Wellen in der Nacht über den Bug rollen und die Brecher bis zu unserem Kabinenfenster hochschlagen. Wir schrecken während der Nacht noch manchesmal hoch und ‘genießen’ die Berg- und Talfahrt als Einstimmung auf einen Urlaub der besonderen Art. Übernachtung an Bord

Urlaub im Linksverkehr

Unsere Stationen Unsere Stationen (Dia-Duplikat) © 1985-2016 Bernd Runde

06.08.1985 Dienstag Hull - Scotch Corner (205 km), Station in: Burnby Hall, York, Howard Castle

Am Morgen ist der ganze Spuk aber zu Ende. Im Schutze des Landes hat der Sturm nachgelassen. Um 08:00 Uhr werden wir, nach einem richtig englischen Frühstück an Bord, in Hull an Land gesetzt. Die Einreiseformalitäten sind schnell absolviert. Streng auf Linksverkehr achtend, - viele Hinweise auf der Straße erinnern immer wieder ‘keep left’ -, erreichen wir zuerst den kleinen Ort Burnby Hall. Hier gibt es eine herrliche Parkanlage mit ca. 50.000 Seerosen verschiedenster Art. Leider hatte es zuvor geregnet, und die morgendliche Sonne kann die Luft auch noch nicht richtig erwärmen, so dass die vielen Blüten ihre Pracht nicht zeigen und geschlossen bleiben. Trotzdem ist der morgendliche Spaziergang durch den Park ein Genuss und die richtige Einstimmung, zumal es zwar kühl, aber doch trocken und angenehm sonnig ist.

Die Fahrt geht fröhlich weiter, und wir kommen zu unserem zweiten Ziel - York. Diese über 2.OOO Jahre alte Stadt ist wirklich sehenswert. Wir besuchen zuerst das gotische Minster mit seinen einmalig schönen Buntglasfenstern, dann die guterhaltene Stadtmauer, die man auf einer Promenade begehen kann und natürlich die entzückende mittelalterliche Innenstadt mit ihren idyllischen engen Gassen, wie z.B. den ‘Shambles’. Das besondere Gepräge seiner Innenstadt erhält York durch ein harmonisches Miteinander von Backstein- und Fachwerkbauten. Die Straßen sind teilweise noch nass, aber während unseres Rundganges strahlt alles im hellsten Sonnenschein.

Über kleine Landstraßen erreichen wir am Nachmittag dann den letzten Besichtigungspunkt des Tages, ‘Howard Castle’. Das prunkvolle Schloss liegt wunderschön in einer riesigen Parkanlage. Der breit ausladende Bau wird von einer mächtigen Kuppel gekrönt und birgt natürlich unschätzbare Werte. Auf dem kurzgeschorenen Rasen und auf den Treppenaufgängen schlagen die Pfauen zur Begrüßung ihre Räder im Sonnenschein. Der Park mit einer wuchtigen Brunnenanlage mit einem die Weltkugel tragenden Herkules lädt zu einem Spaziergang ein, den wir uns auch gönnen. Das Wetter ist abwechselnd bewölkt und sonnig mit einzelnen Regenschauern. Wen stört das schon?

Nun fahren wir unserem Bett entgegen, das in Scotch Corner auf uns wartet. Das Hotel ist groß und ‘first class’. Sogar das Abendessen ist lecker. Am Nachbartisch lernen wir ein anderes ADAC-Pärchen aus Frankfurt kennen. Mit dem ersten Tag sind wir rundherum zufrieden und schlafen hinter dicken Mauern dem nächsten Tag entgegen. Übernachtung im Scotch Corner Hotel

07.08.1985 Mittwoch Scotch Corner - Edinburgh (326 km), Station in: Housestead, Jedbourgh, Kelso, Melrose

Nach wiederum gutem Frühstück mit Setzei, Grillschinken, Saft, Cornflakes mit Milch usw., ist unser erstes Ziel heute der teilweise sehr gut erhaltene Hadrianswall bei Housestaed. Nach Besichtigung des Ruinen-Forts machen wir einen längeren Spaziergang auf der Wallmauer. Wir sind hier fast allein. Überall genießen wir die weiten Blicke in die weite hügelige Landschaft. Rundherum grüne satte Wiesen, auf denen in großen Mengen Schafe weiden, aber auch gepflegte Felder. Es ist jedoch trüb, und leider gibt es erneut Regenschauer.

Jedburgh Abbey Jedburgh Abbey (Dia-Duplikat) © 1985-2016 Bernd Runde

Unsere Fahrt geht nun weiter. Wir erreichen Jedburgh und befinden uns gleich auf einem grünen Picknickplatz am Fluss Tweed zu Füßen der Abbey-Ruine. Zunächst beruhigen wir unsere Mägen mit der restlichen Eigenkost aus der Heimat, ehe wir die alte Baukunst bewundern. Weiter geht es dann nach Kelso, wo wir eine weitere Abbey-Ruine besichtigen. Sie ist schon von der Lage her nicht so berauschend, aber ein Spaziergang entlang der Tweed bei Sonnenschein macht den Abstecher hierher lohnenswert.

Außerhalb des Ortes liegt Floors Castle, ein imposantes Schloss aus dem Anfang des 18. Jahrhunderts. Von einer kleinen Anhöhe beherrscht der Riesenkomplex mit seinen ..zig Türmen und Türmchen die Tweedebene. Das noch heute dem Duke of Roxbourgh gehörende Anwesen beherbergt eine erlesene Sammlung alter Möbel und Porzellane. Auch der Garten bzw. Park lockt zu einem Bummel, eröffnen sich doch aus jeder Richtung neue Perspektiven. Durch seine erhöhte Lage genießt man auch hier einen grandiosen Blick auf das weite Land. Zwar lacht hier noch die Sonne, aber bei der Weiterfahrt überrascht uns erneut Regen. Wir fahren durchs Tweed-Tal nach Scott’s View, einem schönen Ausblickspunkt auf das unterhalb liegende Tweed-Tal. Hier gießt es aber in Strömen, so rollt unser Silberpfeil gleich weiter, und wir erreichen Melrose, wo es eine weitere Abbey-Ruine zu besichtigen gibt. Nach dieser Besichtigung geht es dann aber unserem Abendziel, d.h., unserem Übernachtungsquartier entgegen, das wir gegen 19:00 Uhr in Edinburgh erreichen.

Melrose Abbey Melrose Abbey (Dia-Duplikat) © 1985-2016 Bernd Runde

Ohne größere Probleme finden wir das Carlton-Hotel. Es ist ein alter Riesenbau, aber rundherum erstklassig in der Innenausstattung. Das Auto wird von einem Hotelboy in Sicherheit gebracht und soll uns auch wieder vor’s Hotel gebracht werden, wenn wir übermorgen die Stadt verlassen. Das Zimmer ist zwar riesig, doch auch hier, wie am Tag davor, befindet sich ein riesiger Gang zwischen den Betten. Das ist kuschelfeindlich!!! Aber heute sind wir ziemlich kaputt und fallen schon um 21:30 Uhr in die Kissen. Übernachtung im Carlton Hotel

08.08.1985 Donnerstag Edinburgh

Ausgeruht wachen wir an unserem Hochzeitstag auf. Das erste Geschenk kommt direkt vom lieben Gott, - Sonnenschein. Schnell schlüpfen wir in unsere Sachen und sind kurz nach 08:00 Uhr auch schon in der Stadt. Wir strolchen durch die Innenstadt, die trotz des regen Autoverkehrs eine gemütliche Atmosphäre ausstrahlt. Von überall aus ist der schroffe Felsberg mit der alles überragenden Burg auszumachen.

Edinburgh Castle Edinburgh Castle (Dia-Duplikat) © 1985-2016 Bernd Runde

Durch die Altstadt mit ihren vielen aus dunkelgrauem Stein erbauten Häusern und Häuserzeilen steigen wir langsam zum Burgberg hinauf. Farbenfrohe Fenster und Türen lockern das eintönige Grau der Gebäude auf und geben dem Ganzen einen Hauch von Gemütlichkeit. Auf der Burg ist es zunächst die Wachablösung, die uns gefangen nimmt. Von hier oben genießen wir dann aber besonders den herrlichen Blick auf die lebhafte Stadt zu unseren Füßen bei Sonne und bester Laune. Eingebettet in eine leicht hügelige Landschaft mit dem Firth of Forth im Norden kommt die besondere Ausstrahlung der ganzen Stadt so richtig zum Ausdruck.

Gepflegter Pub Gepflegter Pub (Dia-Duplikat) © 1985-2016 Bernd Runde

Wir besichtigen einige Kirchen mit ihren wunderbaren Glasfenstern und alten Chorgestühlen, wie z.B. die St. Giles’ Kathedrale, spazieren durch die Princes Street Gardens und andere Parks und erreichen schließlich den Palace of Holyroodhouse. Von einem naheliegenden Berg aus (Rundweg) genießen wir noch einmal das Panorama der alten Stadt, ehe wir glücklich erschöpft in den Kern zurückkehren, um verspätete Mittagspause zu machen.

Es ist fast 14:00 Uhr. Wir finden ein süßes kleines Restaurant im Waverly Market, einem unterirdischen Einkaufs- und Lokalzentrum. Ein kleines Menü und ein Gläschen Rotwein machen uns noch zufriedener und lassen neue Kräfte wachsen. Noch einmal bummeln wir durch die Stadt und kaufen das erste Andenken, - 2 Löffelchen. Um 16:00 Uhr sind wir in unserem Hotelzimmer und machen unsere schon zum festen Bestandteil des Tages gewordene Kaffeepause. Eine angenehme britische Sitte, dem Gast ein Tablett aufs Zimmer zu stellen, mit komplettem Zubehör, um Kaffee und Tee zu bereiten. Das nutzen wir natürlich, zumal auch Kekse dazugehören. Gemütlich sitzen wir an einem kleinen Tischchen in bequemen Sesseln und sehen einen uns noch nicht bekannten James-Bond-Film im Fernsehen. Übernachtung im Carlton Hotel

09.08.1985 Freitag Edinburgh - Pitlochry (154 km), Station in: Perth, Dunkeld

Ziemlich früh wachen wir ausgeschlafen auf und sind schon kurz nach 08:00 Uhr startklar, um neuen Zielen entgegen zu fahren. Noch einmal grüßt die Princess-Street - eine Brücke trägt uns über den Firth of Forth - und Edinburgh liegt hinter uns.

Zuerst besuchen wir das kleine Fischerdorf Cullross, das zwar herrlich am Firth liegt, uns sonst aber recht enttäuscht. Hier schläft noch alles, und kein Boot ist in Sicht. Wir ziehen also gleich weiter, durchfahren Kinross am Loch Leven und steuern unser nächstes Ziel Perth an.

River Tay bei Perth River Tay bei Perth (Dia-Duplikat) © 1985-2016 Bernd Runde

Den Besuch im ‘Tourist office’ verbinden wir mit einem kleinen Stadtbummel auf dem Uferboulevard. Das besorgte Informationsmaterial enthält viele Vorschläge für schöne Wanderungen am Rande von Perth. Eine davon gefällt uns besonders, da es ein Rundweg ist und uns somit zu unserem Auto zurückführt. Also steigen wir hinauf zum Kinnoul Hill. Anderthalb Stunden durchwandern wir die herrliche Gegend und genießen vom Berg aus die zauberhaften Ausblicke auf das Taytal und die Stadt Perth. Die Sonne ist uns hold und taucht das Land in ein angenehmes Licht, während ein kräftiger Wind die Wolken in rasender Geschwindigkeit über uns hinweg jagt. Erst als wir unser Auto erreichen, gibt es einen ersten kleinen Schauer, so dass wir heute im treuen Vehikel essen müssen. Es schmeckt trotzdem, und bei Sonnenschein geht die Fahrt weiter.

Auf dem Kinnoul Hill bei Perth Auf dem Kinnoul Hill bei Perth (Dia-Duplikat) © 1985-2016 Bernd Runde

Unweit von Perth besuchen wir dann den Scone Palace, einen efeuberankten, mit acht Wehrtürmen ausgestatteten Backsteinpalast. Es ist der Sitz des Earl of Mansfield. Da der Palast von der Familie noch bewohnt wird, sind nur wenige Räume zu besichtigen, und auch Park und Garten sind gesperrt, so dass man den Komplex nicht einmal umlaufen kann. Wir sind etwas enttäuscht und freuen uns auf ein hoffentlich lohnenderes neues Ziel.

Scone Palace Scone Palace (Dia-Duplikat) © 1985-2016 Bernd Runde

Das winkt uns mit Dunkeld am Tay. Es ist früher Nachmittag und somit genügend Zeit für einen ausgedehnten Ausflug zum Loch of Lowes, einem Vogelschutzgebiet. Wir sind fast allein auf dem zweistündigen Weg dorthin, und es ist auch überwiegend sonnig, nur hin und wieder müssen wir die Regenjacken überstreifen. Es ist ein ständiger Wechsel, Regenjacke an, Regenjacke aus. Diesen kleinen Spaß müssen wir schon mitmachen. Am Loch herrscht leider absolute Ruhe, selbst aus dem Beobachtungsstand im Schilf sind keine Wasservögel zu belauschen. Schade, aber der Marsch war den Weg hierher allein schon wert.

Nun geht es unserem neuen Domizil für die Nacht entgegen - Pitlochry. Ohne Mühe ist das Hydro-Hotel zu finden, mitten in herrlichster Landschaft. Wir kommen bei Gewitter und einem Wolkenbruch an, was aber jetzt - kurz vor 19:00 Uhr - kaum noch stören kann. Frisch gemacht schlüpfen wir in unsere feinen Kleider und stürzen uns bei bester Laune aufs Abendbrot. Die anderen zwei ADAC-Paare aus Frankfurt und Celle haben den Tag auch gut überstanden. Übernachtung im Pitlochry Hydro Hotel

10.08.1985 Samstag Pitlochry (125 km)

Heute haben wir Aufenthalt in Pitlochry. Hier haben wir uns ein paar Wanderwege in einem wunderschönen Seengebiet herausgesucht. Es ist wieder ein Tag mit Sonnenschein bei üblicher Bewölkung. Die Fahrt geht am River Tummel entlang zum Aussichtspunkt Queens View, hoch über dem romantischen Loch Tummel. Von hier steigen wir zunächst hinunter zum Loch. Die anschließende 3-Stunden-Wanderung oberhalb des Sees mit herrlichsten Ausblicken auf Landschaft und Wasser ist wie eine Offenbarung. Hier am Loch Tummel hat sich Schottland in unsere Herzen gesetzt. Es ist schon ein Genuss inmitten der unberührten Natur. Die über das Land ziehenden Wolken in Verbindung mit der ständig durchbrechenden Sonne zaubern im schnellen Wechsel immer wieder neue Landschaftsbilder, deren Palette von geheimnisvoll düster bis freundlich verspielt reicht. Die immer wieder niedergehenden Schauer sind schon gar keine Überraschung mehr, sie runden das Gesamtbild nur ab.

Die Fahrt geht dann rund um den sich anschließenden See ‘Loch Rannoch’. Wir sind auch hier ganz allein und lassen uns bei einer längeren Pause auf den weißgewaschenen Ufersteinen und im Heidekraut unter Birken von den nachmittäglichen Sonnenstrahlen küssen. So lässt es sich wirklich leben! Dieser Tag könnte noch einige Stunden länger sein.

Loch Rannoch Loch Rannoch (Dia-Duplikat) © 1985-2016 Bernd Runde

Jetzt steht noch eine Schlossbesichtigung auf dem Tagesprogramm. Nördlich von Pitlochry bei Blair Atholl liegt Blair Castle, Besitz der Familie Mansfield/Murray. Im Gegensatz zu anderen, mit überladenem Pomp ausgestatteten Schlössern, strahlt dieses eine fast bürgerliche Wärme aus. Das in der Abendsonne leuchtende weiße Anwesen mit seinen schiefergrauen Dächern strahlt ebenso wie die kleinen kuscheligen Räume eine angenehme Wärme aus. Der sehr individuell wirkende Stil bringt uns auf den Gedanken, hier leben und lebten Menschen wie Du und Ich! Die Rauminnenausstattung ist reich an Holzschnitzereien.

Blair Castle Blair Castle (Dia-Duplikat) © 1985-2016 Bernd Runde

Sehr zufrieden kehren wir ins Hotel zurück, um uns für das Abendbrot zurecht zu putzen, das eine Abrundung der heutigen schönen Stunden sein soll. Übernachtung im Pitlochry Hydro Hotel

11.08.1985 Sonntag Pitlochty - Nairn (211 km), Station in: Tomintoul, Spey Valley, Cawdor Castle

Unternehmungslustig wachen wir auch heute wieder auf, und bald rollt ‘Silberpfeil’ auf schmalen schottischen Straßen der Küste entgegen. Unser Ziel für heute ist Nairn. Doch das werden wir erst spät abends erreichen. Es geht zunächst über den Pass Cairnwell, durch die zauberhafte und abwechslungsreiche Landschaft des schottischen Hochlands. Immer wieder begeistert uns der weite Blick von den Berghöhen auf sattgrüne Berge und Täler. Aber auch andere Farben sind dazwischen, aber nur stellenweise sind die Hänge lila blühend voller Heidekraut, - wie herrlich muss es sein, wenn sich sämtliche kleinen Blütchen geöffnet haben. Doch hierfür ist es noch ca. 1 Woche zu früh. Dazwischen immer wieder liebliche und bewaldete Landstriche und frische Wiesen mit den üblichen ‘Weißen Steinen’, den Schäfchen, die hier wohl wie im Paradies leben. Unten in den Tälern wird die Straße von Bächen und kleinen Flüssen begleitet, über die massive alte Steinbrücken führen.

Wir kommen durch Breamar und am Balmoral Castle, dem Sommersitz der englischen Königsfamilie vorbei. Leider ist eine Besichtigung des Schlosses zur Zeit nicht möglich, da es gerade bewohnt wird, wie ein Schild an der Einfahrt verkündet. Es geht weiter durch dieses reizvolle Gebiet. Erstaunlich vor allem, dass wir fast allein auf den Straßen sind. Mitten im August, wo gibt es das sonst noch im übervölkerten Europa ? Wir haben unser Urlaubsziel richtig gewählt!

Nach einer langen Berg- und Talfahrt kommen wir nach Tomintoul und wandern durch das Zentrum des kleinen Städtchens, das jedoch sehr auf Tourismus eingestellt ist. Hier ersteht meine Frau auch die erste Dose für ihre Sammlung, ehe wir uns auf die Wanderung in die so liebliche Umgebung machen. Zwei Stunden dauert der ausgesuchte Rundweg, den wir wieder richtig genießen. Nach der Mittagspause mit Eigenverpflegung geht die Fahrt weiter.

Bei Grantown on Spey treffen wir nun auf die durchs Spey Valley führende Whisky-Straße. Mit der ‘Whisky-Tour’ ergeben sich jedoch nicht vorhergesehene Probleme. Es reicht leider nur für ein Foto, denn es ist Sonntag und somit eine Besichtigung nicht möglich.

Destillerie im Spey Valley Destillerie im Spey Valley (Dia-Duplikat) © 1985-2016 Bernd Runde

So geht die Reise weiter zum Cawdor Castle der Sippe Campbell. Auch hier - ähnlich dem Blair Castle - eine warme bürgerliche Innenausstattung. Über eine Zugbrücke gelangt man ins Innere. Das Schloss wird - spürbar - noch von der Familie bewohnt. Der angrenzende Garten ist in voller Blütenpracht und wie geschaffen für uns Hobby-Fotografen. Erstaunlich, was hier oben im kalten Norden alles blüht. Danach geht es nun aber zügig zum Nachtquartier.

So gegen 19:00 Uhr erreichen wir das Newton Hotel in Nairn, einen Landsitz inmitten eines Parks. Mit Lustgefühlen stürzen wir unter die Dusche. Mit frisch gewaschenen Haaren und blitzblank vom Scheitel bis zur Sohle sitzen wir später erwartungsvoll und selig am Speisetisch, nachdem wir zuvor einen Aperitif eingenommen hatten. Der Speiseraum - wie das ganze Hotel - ist erstklassig und sorgt für warmherzige Gefühle, die bei einem Gläschen Rotwein noch wachsen. So ist es kein Wunder, dass der Abend auf ganz besondere Art zu Ende geht. Übernachtung im Newton Hotel

12.08.1985 Montag Nairn - Thurso (275 km), Station in: Wick

Muss man einfach probieren: Fisch (Kippling) zum Frühstück. Damit fängt der Tag schon ‘mal mit einer Pleite an - absolute nicht unser Geschmack. Die zweite Pleite erwartet uns vor der Tür, es regnet in Strömen, und so sollte es auch den ganzen Tag über bleiben. Trotzdem lassen wir uns die gute Stimmung nicht vermiesen, wenn damit auch zunächst eine geplante Wanderung ins Wasser fällt.

Die Fahrt an der Küste entlang zum nördlichsten Punkt des schottischen Festlands ist aber dennoch sehr schön. Wir machen in dem kleinen Städtchen Wick halt und bummeln in Gummistiefeln und Regenkutten durch die Stadt. Am Kap John o’Groats erleben wir jedoch eine Überraschung. Der Sturm tobt so heftig, dass wir Schwierigkeiten haben, die Autotür zu öffnen, und immer wieder schüttet der Himmel Regengüsse wie mit Eimern über das kahle, aber dicht begrünte Kap.

Kap John O'Groats Kap John O’Groats (Dia-Duplikat) © 1985-2016 Bernd Runde

Eine Stunde lang kämpfen wir gegen Sturm und Regen, genießen aber stets neu den Blick auf das Meer und die rauhe Küstenlandschaft. Von diesem wilden Zipfel Erde geht eine unbeschreibliche Faszination aus. Vor der felsigen Steilküste ragen spitze Felskegel aus dem Meer, umgeben von einem Kranz weißer Gischt des sie umtosenden Wassers, schwarze Wolken fegen niedrig über das Land auf’s offene Meer hinaus. Wir versuchen, in Gummistiefeln und mit flatternden Regenumhängen auf dem rutschigen Gras der Wiese, denn einen Weg zum Kap gibt es nicht, bis zum Felsabbruch voranzukommen. Nur kurz sind die Augenblicke, in denen es gelingt, den Photoapparat zu zücken.

Feucht - aber fröhlich - kommen wir diesmal sehr zeitig, schon gegen 16:00 Uhr, in Thurso und somit am Hotel an, wo wir uns sofort trockenlegen und zur Teestunde begeben. Nach einem wieder guten Abendessen trinken wir noch ein Schlückchen, dann verschwinden wir bis morgen früh in unserem gemütlichen Zimmer. Übernachtung im Pentland Hotel

13.8.1985 Dienstag Thurso - Kirkwall (134 km), Station in: Scrabster, Stromness

Die Fähre zu den Orkney Inseln geht erst um 12:00 Uhr, genügend Zeit also, um noch einen Abstecher zum Dunnet Head, einer Küstenspitze genau gegenüber der Insel Hoy zu machen. Wir haben Bilderbuchwetter, blauen Himmel und Sonnenschein. So schnell kann sich das Wetter ändern. Wir sind froh darüber, denn die Erinnerung an die Überfahrt nach Hull ist noch gegenwärtig. So strolchen wir noch ein wenig am Einschiffungshafen in Scrabster und am Leuchtturm vor der Hafeneinfahrt herum, bis kurz nach 11:00 Uhr die Einschiffung beginnt.

Steilküste der Insel Hoy Steilküste der Insel Hoy (Dia-Duplikat) © 1985-2016 Bernd Runde

Pünktlich legt die Fähre ab, und 2 Stunden prachtvolle Seefahrt folgen. Das Schiff nimmt Kurs auf die Insel Hoy und fährt dicht unter Land im Westen an ihr vorbei. Steil ragt die felsige Steilküste empor, Tausende von Seevögeln spielen im Wind; einige kleine Fischerboote beleben die Szenerie. Fotomotive im Überfluss, ich bin nicht zu bremsen. Schnell ist der günstigste Photoplatz belegt, an dem bis zum Ende der Fahrt klebe. Auf Mainland, der Hauptinsel der Orkneys, angekommen, sehen wir uns gleich die Stadt Stromness an, ehe die Fahrt zu unserem heutigen Hotel in Kirkwall weitergeht. Dort angekommen, verwöhnen wir uns. Es gehört schon zum Tagesablauf, erst einmal mit Kaffee und Tee die glückliche Ankunft zu genießen. Dann folgt ein Spaziergang auf der Hafenmole und ein kleiner Stadtbummel mit dem Besuch der aus der Wikingerzeit stammenden St. Magnus Kathedrale und den Ruinen eines alten Bischofspalastes. In der Stadt entdecken wir natürlich ein paar Souvenirs - eine Vase und eine Dose - für die heimische Sammlung.

Ruinen eines alten Bischofspalastes Ruinen eines alten Bischofspalastes (Dia-Duplikat) © 1985-2016 Bernd Runde

Das Wetter ist so prächtig, dass wir uns entschließen, noch einige Sehenswürdigkeiten aus der historischen Vergangenheit der Insel zu besuchen. Wir erreichen das erste Ziel, den Ring of Brogar, eine Formation von riesigen ringförmig angeordneten Findlingen, und fahren dann weiter zu einer Ausgrabungsstätte von 3.000 v. Chr., dem Steinzeitdorf Skara Brae. Es ist großartig erhalten und beeindruckt uns sehr.

Ring of Brogar Ring of Brogar (Dia-Duplikat) © 1985-2016 Bernd Runde

Steinzeitdorf Skara Brae Steinzeitdorf Skara Brae (Dia-Duplikat) © 1985-2016 Bernd Runde

Um 19:00 Uhr erreichen wir wieder das Hotel und lassen den Abend gemütlich beim Essen ausklingen, d.h., ein kleiner Whisky und ein Sherry folgen noch. Was wird der nächste Tag bringen? Übernachtung im Kirkwall Hotel

14.8.1985 Mittwoch Orkney Mainland (135 km)

Wir setzen unsere Insel-Rundfahrt bei verheißungsvollem Wetter fort. Zunächst geht es zu den 100 m steil ins Meer fallenden Klippen beim Turm Kitchener Memorial, um Seevögel zu beobachten. Ein zauberhafter kleiner Feldweg durch saftiggrüne Wiesen führt dorthin. Obwohl ja die Hauptbrutzeit längst vorbei ist, haben wir noch sehr viel Freude. Wir sind wieder allein und glücklich darüber.

Wir verlassen die Felsküste und kommen nach Birsay, bestaunen die Ruinen des ursprünglichen Bischofspalastes, ehe wir über den sog. “Ebbeweg” auf die Insel Broug Birsay kommen. Hier finden wir ein paar Reste aus der Wikingerzeit, die uns aber weniger interessieren als die munteren Seevögel, die sich auf den ins Meer auslaufenden Felsvorsprüngen tummeln. Leider sind sie sehr kamerascheu. Trotz viel Ausdauer und regelrechter Pirsch ist die Fotoausbeute nur mäßig, sehr zum Kummer eines Hobbyfotografen.

Der letzte Besichtigungspunkt ist in Richtung ‘Aiker Ness’, der Fliehturm Broch of Gurness. Unser Ziel erreichen wir nur nach einer kleinen Wanderung entlang einer Bucht, was uns natürlich besonders gut gefällt, denn immer wieder ist es die Natur mit ihrer Mischung aus sanftem Wiesenland, stillen Buchten und wilden Klippen, die den Reiz dieser Insel ausmacht. Der alte Fliehturm ist ein imposantes Gebilde aus riesigen Findlingen.

Fliehturm Broch of Gurness Fliehturm Broch of Gurness (Dia-Duplikat) © 1985-2016 Bernd Runde

Der Blick in die umliegende Landschaft ist auch hier wieder zauberhaft, zumal wir uns auf einem schmalen Pfad direkt am Küstenstreifen bewegen. Eine Wildentenmutter und ihr Junges sorgen für Abwechslung. In der Bucht weiter draußen tummeln sich Robben.

Zum Ausklang des Tages fahren wir noch in Richtung Süden über einige Dämme, die die Inseln miteinander verbinden, bis Burray. Diese Fahrt endet jedoch sehr enttäuschend, da die Buchten durch Wracks gestrandeter Kriegsschiffe verschandelt sind. Dennoch zufrieden erreichen wir unser Hotel in Kirkwall. Übernachtung im Kirkwall Hotel

15.8.1985 Donnerstag Kirkwall - Thurso (62 km), Station in: Stromness

Es steht nichts vom ADAC Vorgeschlagenes mehr auf dem Programm. So haben wir Zeit für Eigeninitiativen. Die Fahrt bei durchwachsenem Wetter geht gen Süden über Ophir, wo wir kurz danach in der Heide einen ca. 2-stündigen Spaziergang machen. Wir befinden uns in einem Vogelschutzgebiet und schielen und erwarten die tollsten Überraschungen. Leider aber ereignet sich gar nichts, im Gegensatz zum Betrieb an den westlichen Klippen, scheint hier ‘Flugverbot’ zu herrschen. Es ist aber herrlich, was die Natur betrifft, und die Sonne ist wieder voll für uns da. Was sind wir doch für Glückskinder!

An einer Bucht, gegenüber von Stromness und der auf dieser Seite flach ins Meer eintauchenden Insel Hoy, suchen wir uns ein Mittagsplätzchen am Strand, und wir finden es, - schön und für uns allein. Wir klappen unsere Stühle auf und sind wieder zum Genießen bereit. Leider wird es sehr stürmisch; die Wolken rasen nur so dahin. Das sorgt für einen vorzeitigen Aufbruch.

Nun fahren wir auf direktem Wege nach Stromness. Nein, doch nicht auf direktem Wege. Es ist noch Zeit für einen Abstecher zu den Klippen von Yescanaby nördlich von Stromness. Es ist aber im Vergleich zu anderen Küstenabschnitten landschaftlich nicht so reizvoll. Außerdem tobt der Sturm hier unerträglich und droht uns von den Klippen zu pusten, so dass wir schneller nach Stromness rollen als eigentlich nötig. Von dort soll uns die Fähre wieder nach Thurso zurückbringen.

Wir treffen auf ein Ehepaar, das die gleiche Tour macht wie wir und bummeln mit ihnen gemeinsam durch das Städtchen. Zu sehen gibt es hier nichts Besonderes, und nach Museumsbesuch steht uns zur Zeit nicht der Sinn. Auch eine gemütliche Ecke für Kaffee und Kuchen können wir nicht entdecken. Die Kaffeepause holen wir dann auf dem Schiff nach, das um 17:45 Uhr ablegt. Wir passieren noch einmal die gewaltigen, bis zu 350 m aufragenden Klippen der Insel Hoy. Um 20:00 Uhr sind wir am heutigen Etappenziel in Thurso und freuen uns auf das Abendbrot im Hotel Pentland. Müde fallen wir danach in unsere Betten - mit gemischten Gefühlen, was das Wetter für morgen betrifft! Übernachtung im Pentland Hotel

16.8.1985 Freitag Thurso - Ullapool (239 km), Station in: Durness, Smoo, Insel Handa

Bei Regen sind wir angekommen, und so fahren wir auch bei strömendem Regen von hier wieder ab. Es geht an der Nordküste durch düstere Heidelandstriche, aufgelockert durch Flüsse und Lochs, weiter. Die Straße ist nur einspurig. Man muss immer einige 100 m vorausschauen, um bei Gegenverkehr die nächste mit einer weißen Stange markierte Ausweichbucht anzusteuern. Kurz vor Durness steigen wir zur Grotte Smoo Caves hinab. In Durness selbst decken wir uns dann im Supermarkt mit Verpflegung ein, ehe es in südlicher Richtung an der Küste weitergeht.

Die Landschaft ist abwechslungsreich und verlockt immer wieder zu kurzen Pausen, aber wir haben auch genügend Zeit, um uns zu einem Abstecher zu entschließen, der in keinem unserer Reiseführer steht. Eine Nebenstraße führt uns an eine Bucht, von der aus man mit einem Fischerbötchen auf die kleine unter Naturschutz stehende Vogelinsel Handa übersetzen kann. Im Fährhaus weiß zwar niemand genau, ob der Fährmann noch einmal kommt, und ob es sich dann auch zeitlich lohnt, hinüberzufahren. Wir fassen uns zunächst in Geduld und legen eine Pause ein, zumal die Wetterlage nur schwer zu deuten ist. Nach einem Weilchen zieht sich der Wolkenvorhang aber auf, und die Sonne grüßt zu uns herab. Als dann der Fischer kommt, sind auch alle Zweifel verflogen, ob sich dieser Abstecher überhaupt lohnt. Er ist bereit, uns überzusetzen, wenn wir versprechen, zur vereinbarten Zeit wieder am Strand zurück zu sein.

Schon die zehnminütige Überfahrt ist ein romantischer Genuss. Wir ahnen noch nicht, dass dieser Ausflug uns zu einem unvergesslichen Erlebnis werden würde. Drei Stunden haben wir Zeit, auf markierten Wegen durch die Insel zu strolchen. Markiert nicht zuletzt auch wegen des höchst moorigen Geländes. Die Wanderung bringt uns an herrlich einsehbare Stellen an der Steilküste, und wir begeistern uns an dem regen Durcheinander der im Wind vor den Klippen tanzenden Seevögel. Wir können uns gar nicht sattsehen an dem Treiben der Segelkünstler. Sind es hier doch vorwiegend Möwenarten, die ihre Flugakrobatik vollbringen, so gibt es aber auf vorgelagerten Felsabschnitten in großen Mengen auch Kormorane. Das Fernglas bringt sie uns ein gutes Stück näher, diese eleganten, schlanken und in “Abendgala” gekleideten Kerlchen mit den roten Schnäbeln. Für die Kamera gibt es reichlich zu tun. Es gibt einen ständigen Wechsel zwischen Filmkamera und Fotoapparat, will man doch immer, was phantastisch und überwältigend schön ist, für die Ewigkeit festhalten. Auf dem letzten Stück der Insel zeigen sich noch Seelöwen in unmittelbarer Strandnähe, wenn auch nicht in voller Gestalt. Dann springen uns noch ein paar ganz kleine Häschen entgegen, bevor wir am schönen weißen Strand auf den Fischer warten, der uns wieder übersetzen soll.

Die Hälfte der sehr bewegten Bootsfahrt ist vorbei, als der nette Fischer den Motor abstellt und uns an eine Mini-Insel heranschippert, die voller Kormorane ist. Nun können wir sie aus nächster Nähe bewundern, wenn auch nicht lange. Der Schwarm fliegt auf (auch das für die surrende Kamera ein Genuss), und wieder gibt es ein eindrucksvolles Bild für unsere so gierigen Augen. Etwas weiter lassen sie sich alle im Wasser nieder. Nur die langen schlanken Hälse heben sich gegen den Himmel ab, und kurz danach ist alles wie ein Traum vorbei. In unserem Inneren aber bleiben diese Eindrücke verwahrt, und wir werden uns wohl immer an diesen Tag erinnern, der ja noch gar nicht zu Ende ist. Wir reisen jetzt auf Direktkurs zu unserem Abendquartier nach Ullapool. Bei der Ankunft gegen 19:30 Uhr werden wir mit einem Drink empfangen. Im Eiltempo machen wir uns frisch und sitzen bald darauf wieder zivilisiert beim Abendbrot. Zu diesem Tag passt natürlich ein Gläschen Wein, das uns noch glücklicher macht, so gibt es noch einen besonderen Höhepunkt, der uns gut einem neuen Morgen entgegen schlafen lässt. Übernachtung im Royal Hotel

17.8.1988 Samstag Ullapool - Kyle of Lochalsh (277 km), Station in: Poolewe, Wester Ross

Bevor wir wieder auf “Große Fahrt” gehen, laufen wir ein wenig in das “Zentrum” der Stadt, das dann aber doch keines ist. Der Weg hat sich aber dennoch gelohnt, erwischen wir doch eine tolle Schottenkrawatte zum halben Preis. Jetzt haben wir fast keine englischen Pfündchen mehr, und die Banken sind geschlossen, aber das beunruhigt uns natürlich nicht.

So geht die Fahrt munter weiter entlang der Westküste. Es gibt auch jetzt wieder faszinierende Ausblicke aufs Meer, auf Berge, Seen und Heidelandschaft. Die Fahrt geht über Braemore - Dundonell. Bald erreichen wir Poolewe, einen Ort, der durch sein vom warmen Wasser des Golfstroms verursachten milden Klima, eine besondere Attraktion zu bieten hat. Ein Weltenbummler begann 1862 hier Pflanzen aus aller Herren Länder heimisch zu machen. So beherbergen die subtropischen Gärten hier, auf einer geographischen Höhe, die der von Sibirien entspricht, Pflanzen des Mittelmeerraumes, aus Australien und Südafrika. Die Blütenpracht ist eine angenehme Abwechslung nach dem monotonen Grün der letzten Tage. Ein lohnender Besuch, man möchte die ganze Blumenpracht fotografisch festhalten. Wir beschränken uns aber auf eine kleine Auswahl. Der Himmel ist noch bedeckt, als wir die Fahrt fortsetzen über Gairloch und entlang dem südlichen Ufer des Loch Maree nach Kinlochewe. Wir kommen an den Victoriafällen vorbei und machen kurz Halt, aber es ist nicht überwältigend. Die Sonne ist inzwischen herausgekommen und bleibt uns auch für heute treu.

Haus am Loch Torridon Haus am Loch Torridon (Dia-Duplikat) © 1985-2016 Bernd Runde

In Kinlochewe bietet sich ein Umweg an, dem wir folgen. Es geht über eine Einbahnstraße mit Ausweichstellen für den Gegenverkehr durch das Naturschutzgebiet des Berglands von Wester Ross. Eine geplante Wanderung in diesem Gebiet zerschlägt sich wegen der Unwegsamkeit des Geländes, so machen wir nur kurze Rast am Loch Clair auf den polierten Steinen am Ufer des Sees. Bei Shieldag gibt es erneut die Frage zu beantworten, ob eventuell ein weiterer Umweg noch interessantere Einblicke in die schottische Landschaft bieten kann, und ob der Umweg lohnt. Wir fahren auf der erst vor 10 Jahren angelegten Panorama-Küstenstraße. Es geht über Kenmore, Apple Cross und zum Abschluss über einen 2.056 m hohen Pass durch eine wilde atemberaubende Bergwelt. Die Ausblicke auf das Meer und die vorgelagerten Inseln sind immer wieder einmalig. Auf dieser Strecke entdecken wir auch in geringer Entfernung einen Bussard, eine willkommene Abwechslung für meinen Film. Am Ende dieses zauberhaften Abstechers kommen wir, nachdem der Pass mit seinem phantastischen Panorama-Blick hinunter auf Kihorn und das gleichnamige Loch passiert ist, in einer wilden Serpentinenfahrt, immer noch einspurig, wieder auf Meereshöhe herunter.

Wilde Landschaft Wilde Landschaft (Dia-Duplikat) © 1985-2016 Bernd Runde

Über Loch Caroon und Stromeferry erreichen wir um ca. 19:00 Uhr unser Hotel in Kyle of Lochalsh. Es gibt noch ein prächtiges Abendessen mit Ausblick auf die Ruinen des Castle Moi auf der Insel Skye, die für morgen auf dem Tagesprogramm steht.

Das Ehepaar aus Celle treffen wir hier auch wieder, und bevor wir ins Bett hüpfen, gibt es mit ihnen und den Frankfurtern noch ein Plauderstündchen in der Lounge. Übernachtung im Lochalsh Hotel

18.8.1985 Sonntag Insel Skye (201 km)

Die Fähre zur Insel Skye Die Fähre zur Insel Skye (Dia-Duplikat) © 1985-2016 Bernd Runde

Erwartungsvoll geht es mit dem Fährschiff nach Kyleakin auf die Insel Skye, die uns schon gestern vom Fenster unseres Hotels aus grüßte. Bei bewölktem Himmel und hin und wieder leichten Schauern fahren wir von Süden kommend an die Westküste bis zur ‘Sky Water Mill’ und zum Castle Dunvegan, dem Stammsitz des McLeod-Clan aus dem 13.Jahrhundert. Wir haben wieder wunderschöne Ausblicke auf die Inselwelt. Da Sonntag ist, wir merkten das schon an der späten Abfahrt der Fähre, ist eine Besichtigung des Schlosses nicht möglich, aber der Garten ist offen. Das kleine Schloss ist sehr fotogen, so dass sich der Weg trotz des Regens gelohnt hat.

Wir fahren über Portree bis zum Storrgebirge, bis sich der “Old Man of Store”, ein riesiger, über 50 m hoher Basaltmonolith, zeigt. Auf einer Anhöhe über dem Loch Leathan mit herrlichem Blick auf See und Bergwelt, legen wir unsere Mittagsrast ein. Es ist inzwischen recht stürmisch geworden, und die Wolken rasen nur so über’s Land. Durch die aber doch noch vorhandenen blauen Flecken am Himmel schaut Frau Sonne manchmal zaghaft auf uns herab. Ein Symbol für das sonst wohl recht rauhe Klima weidet gelassen im frischen Gras - das schottische Hochlandrind mit seinem überlangen zottigen Fell -. Als unsere Augen alles Sehenswerte aufgenommen haben, rollen wir zur Fähre zurück.

Wie üblich folgt eine Kaffee- und Teestunde, und bald geht auch der Abendputz los. Der Tag erfährt noch eine positive Abrundung. Wir bekommen einen herrlichen Fensterplatz zugewiesen und können das schöne Panorama mit Blick auf die Burgruine genießen. Das passiert uns das 1. Mal auf dieser Reise. Dazu passt natürlich ein köstlicher Rosé-Wein, zumal geräucherte Makrele und Scampis serviert werden. Wir strahlen wie 2 Kinder unterm Weihnachtsbaum. Anschließend sitzen wir noch - wie üblich - mit den Mitreisenden zusammen in der Lounge und erzählen von den Eindrücken dieses Tages. Jetzt, um 23:15 Uhr, wird nun aber das Licht ausgeknipst. Gute Nacht! Übernachtung im Lochalsh Hotel

19.8.1985 Montag Kyle of Lochalsh - Craignure (195 km)

Das Frühstück nehmen wir wieder beim gewohnten Panoramablick ein, und Familie Möwe bettelt so kräftig, dass ihre Schnäbel gegen die Scheibe pochen. Wir können die rustikalen Seebürschchen aus nächster Nähe bewundern. Letzte Nacht haben sie unseren Wagen umlackiert!

Eilean Donan Castle Eilean Donan Castle (Dia-Duplikat) © 1985-2016 Bernd Runde

Der Tag verspricht schon jetzt sonnig zu werden, und wir steuern bestgelaunt dem ersten Ziel zu, dem Eilean Donan Castle. Es liegt romantisch auf einer kleinen Insel, dort wo Loch Alsh, Loch Duich und Loch Long zusammentreffen. Man erreicht es über eine alte steinerne Brücke. Der alte Sitz des Clan “McRae”, d.h., der Sitz ihres ‘Häuptlings’ wurde erst im 20. Jahrhundert im alten Stil restauriert, und es lohnt sich, die Innenausstattung zu besichtigen.

Weiter rollt das Auto durch sehr reizvolle Landschaft, immer wieder an neuen Lochs entlang, bis wir die Stadt Fort William bei herrlichstem Sonnenschein erreichen. Das reizt zum Stadtbummel und, als wenn es ein Wink des Schicksals war, erstanden wir ein sehr schönes Souvenir - einen Topf mit Deckelchen (Hebriden-Handarbeit) -. Mein Frauchen war natürlich noch weiter auf Dosenjagd und verschwand in jedem Geschäft, aber es blieb doch bei diesem einen Glücksgriff. Im Supermarkt versorgen wir uns noch mit Picknickverpflegung, ehe die Fahrt weitergeht.

Die reizvolle Landschaft ist tief zerfurcht, und in den vielen Tälern reiht sich ein See an den anderen. Das Spiel der immer wieder durch die schnell dahintreibenden Wolken brechenden Sonne verändert das Land in jeder Sekunde. Über Loch Lochy spannt sich ein Regenbogen von schier unendlicher Ausdehnung. Mit einer kleinen Fähre, auf die wir ohne Wartezeit auffahren können, setzen wir über den Loch Linnhe. Leider ziehen wieder dicke Wolken auf, aber es gibt noch genug Sonnenflecken für eine ungestörte Mittagspause im Grünen, hingeräkelt auf unseren gebrechlichen Stühlchen. Erst als wir wieder im Auto sitzen geht der erste Schauer nieder, aber das kann uns nicht mehr erschüttern, zumal wir auch noch den Blick auf den unter uns liegende Loch Sunart genießen konnten.

Zur Insel Mull, unserem Tagesendziel, gibt es eine stündlich verkehrende Fährverbindung, und da das Wetter nicht ganz großartig ist, steuern wir zunächst unser Hotel an. Wir bekommen auch hier wieder ein Zimmer mit herrlichstem Blick auf die See. Da die Sonne sich doch noch einmal durchsetzt, machen wir noch einen Spaziergang am Ufer der Craignure Bay entlang bis zum Ort Craignure.

Da wir wieder eine Dusche vorfinden, machen wir uns sogleich zu Säuberlingen (mit Haarewäsche). Vor dem Abendessen nehmen wir in der Lounge einen Aperitif ein, ehe wir uns aufs Essen stürzen, das wieder köstlich schmeckt. Zwei Reisebusse haben ihren lärmenden Inhalt ausgeschüttet, und wir haben das erste Mal eine bewegte Geräuschkulisse, die uns aber auf keinen Fall stört, da wir erneut einen Fensterplatz haben und durch die Aussicht auf’s Meer abgelenkt werden. Die Sonne färbt noch ein letztes Mal die Oberfläche der See silbern. Heute entschließen wir uns, gleich in die Federn zu huschen! Übernachtung im Isle of Mull Hotel

20.8.1985 Dienstag Insel Mull (88 km)

Der Blick aus dem Fenster überzeugt. Alles ist grau verhangen, und wir haben es gar nicht eilig, an den Frühstückstisch zu kommen. Die Sonne in unserem Herzen reicht aber aus für eine gutgelaunte Tagesplanung. Wir fahren bei Regen die Ostküste hoch bis zum Städtchen Tobermory, das ganz entzückend in einer Bucht liegt und durch seine farbenfrohen Häuschen das Wetter vergessen lässt. Die Regenkutten werden übergestreift, und wir schlendern am Hafen entlang. Natürlich interessieren auch hier wieder die kleinen Geschäfte, und bald befindet sich in meiner Tasche meiner Frau eine neue hübsche Dose. Noch einmal laufen wir auf und ab und landen dann in einer Teestube, die uns Wärme, Trockenheit und Kuchen bietet. Wir schlagen kräftig zu und treten mit neuem Unternehmungsgeist in den Regen zurück. Eigentlich hatten wir vor, zwei hier befindliche Schlösser mit Garten zu besichtigen, vertagen das ganze dann aber auf den Nachmittag, wie wir hoffen, bei Sonnenschein.

Über dem von hier zu sehenden Schloss Duart Castle liegt ein Stückchen blauer Himmel, der uns hoffen lässt. Als wir aber dort ankommen, schüttet es wieder so fürchterlich, dass wir nicht einmal das Auto verlassen können, und wir geben es auf, uns noch einiges anzusehen. Auf direktem Weg geht es zurück ins Hotel. Wir verbringen die Zeit bis zum Abendbrot in der Lounge bei einem Drink bzw. mit Tagebuchschreiben. So habe ich alles auf den neuesten Stand gebracht. Das Tagesprogramm hört sich vielleicht etwas traurig an, doch wir sind trotzdem zufrieden und vor allem besonders glücklich. Die Stunden beim Abendbrot genießen wir noch sehr und sitzen anschließend bis 22:00 Uhr mit dem anderen Ehepaar in der Lounge zusammen. Schlafen wir also ganz gelassen dem neuen Tag entgegen, der es sicher wieder sehr gut mit uns meint. Übernachtung im Isle of Mull Hotel

21.8.1985 Mittwoch Craignure - Drymen (146 km), Station in: Oban, Inveraray, Luss

Mit der Morgenfähre setzen wir von Craignure zum Festland nach Oban über. Auf halber Strecke grüßt zum letzten Mal das düstere Duart Castle von seinem felsigen Standort zu uns herunter. In Oban verspricht ein festungsgekrönter Berg eine schöne Rundsicht und auch einen Blick zurück zur Insel Mull. Wir zwängen uns durch enge Straßen, bis wir eine geeignete Stelle für unser Auto gefunden haben und steigen einen kleinen Fußpfad hinauf zum McCaig’s Tower, der das Bild der Stadt prägt und beherrscht. Es ist ein kolossaler Rundbau, dessen einziger Sinn darin bestand, Arbeitslose zu beschäftigen, so sagt es zumindest eine Inschrift. Der Blick von hier oben ist wirklich einzigartig, und reizt zu immer neuen Aufnahmen aus unterschiedlichsten Perspektiven. Beim Versuch, einen besonderen Standpunkt zu erklimmen, passiert es dann, auf regenfeuchtem Gras rutschen dem nimmersatten Motivjäger beide Beine gleichzeitig weg, und im hochgestreckten Arm die Filmkamera haltend, kommt er auf dem Allerwertesten zum Ausgangspunkt seiner Bemühungen zurück.

Durch’s Aray-Tal erreichen wir Inveraray am Loch Fyne. Das Inveraray Castle, der Sitz des Campbell Clans, liegt direkt am Ortseingang und ist wegen seiner geschmackvollen Inneneinrichtung besuchenswert. Leider ist der von einer hohen Mauer umgebene Garten des Schlosses für den Publikumsverkehr geschlossen, obwohl er besonders wegen der Mauer reizt. Ein Bummel durch das malerische, saubere Städtchen mit seinen schwarzweißen Häuserreihen vermittelt neue Eindrücke, da es sich so gänzlich von all den grauen bisher besuchten Innenstädten unterscheidet.

Bei der Weiterfahrt heißt es höllisch aufpassen. Eine verpasste Abzweigung kann zu kilometerweiten Umwegen führen, da sich die Lochs in ihrer Länge immer weiter ausdehnen. Am Westufer des Loch Lomond, den wir fast seiner ganzen Länge nach abfahren, liegt das kleine Dorf Luss. Bei einem ausgedehnten Dorf- und Uferspaziergang, so kurz vor dem heutigen Etappenziel, suchen wir leider vergeblich eine Möglichkeit für die nachmittägliche Kaffeestunde. Wir nutzen jede Stunde für Spaziergänge und Wanderungen und ziehen zum Tagesausklang auch gleich nach Ankunft im Hotel wieder hinaus in die Natur. Übernachtung im Buchanan Arms Hotel

Dorf Luss am Loch Lomond Dorf Luss am Loch Lomond (Dia-Duplikat) © 1985-2016 Bernd Runde

22.8.1985 Donnerstag Drymen (64 km)

Gesprächsthema beim heutigen Frühstück ist einmal nicht das bevorstehende Tagesprogramm, sondern die Erlebnisse der letzten Nacht.

Wir waren gerade gut eingeschlafen, als wir vom lauten und andauernden ‘Telefongeklingel’ aus dem Nachbarzimmer wieder geweckt werden. ‘Geradezu idiotisch, die Telephone so laut einzustellen’. Umdrehen, weiterschlafen. Geht nicht, draußen pocht jemand mit Vehemenz an die Zimmertür. Im Kampfanzug steht ein Feuerwehrmann im Flur und treibt uns zur Eile, ‘die Alarmanlage signalisiere, dass es irgendwo brennt, alle Hotelgäste haben sich in der Hotelhalle zu versammeln’. Nach über einer Stunde, inzwischen stehen alle Gäste im Garten und halten Ausschau nach dem Feuerschein, wird der Alarm als vermutlich falsch aufgehoben.

In der Nähe von Drymen liegen, nördlich des Queen Elizabeth Forest Park, die Trossachs, den Beschreibungen nach ein Paradies für Wanderer. Über Aberfoyle erreichen wir Loch Achray. Von hier starten wir zu einer Tageswanderung, die uns am Loch Achray vorbei bis zum Loch Drunkie führt. Der frühe Morgen, die scheinbare Unendlichkeit der Landschaft und die unbeschreibliche Ruhe und Einsamkeit verleiten uns, immer noch eine Abzweigung zu ignorieren, die den Rückweg einleiten könnte. Plötzlich liegt vor uns ein Seitenarm des Lochs, der genauso groß ist wie der See selbst, und jetzt gibt es keine Abzweigung mehr. Als wir dann den südlichsten Punkt erreicht haben, finden wir auch noch einen idealen Platz für unser Picknick. Wie weit wir wirklich gelaufen sind, spüren wir an unseren Füßen und dem nicht enden wollenden Rückweg durch Kiefernwälder und Heidelandschaft.

Ohne am Loch Katrine gewesen zu sein, kann man die Trossachs nicht verlassen. Diesen Abstecher wollen wir aber mit dem Wagen machen. Wie es sich aber für ein echtes ‘Naturjuwel’ gehört, ist die Zufahrt für Autos gesperrt. Also starten wir vom letzten Parkplatz vor dem See erneut zu einem Fußmarsch. Nach einigen Kilometern geben wir aber auf, da es nur auf einer asphaltierten Straße dem See entlang geht. Die Aussicht auf den See ist einmalig schön, aber irgendwann ist auch der schönste Tag zu Ende. Übernachtung im Buchanan Arms Hotel

23.8.1985 Freitag Drymen - Carlisle (290 km), Station in: Dumfries

Ohne morgendliche Verkehrsprobleme passieren wir Glasgow im Eiltempo, denn nach Großstadt steht uns heute nicht der Sinn. Einen Abstecher nach Dumfries haben wir eingeplant. Zunächst führt uns der Weg zu der etwas südlich gelegenen ‘New Abbey’ und der ‘Sweetheart Abbey’, die aber wohl beide ihre Berühmtheit mehr den geschichtlichen Verwicklungen der damit verbundenen Personen verdanken.

Sweetheart Abbey bei Dumfries Sweetheart Abbey bei Dumfries (Dia-Duplikat) © 1985-2016 Bernd Runde

In Dumfries beschaffen wir uns erst einmal von der Tourist-Info Prospekte der Stadt und ihrer Sehenswürdigkeiten, da wir für diesen Abstecher keine Informationen in unseren Unterlagen haben. Nach einem ausgedehnten Stadtspaziergang folgen wir dem Ufer des River Nith, überqueren diesen auf einer schmiedeeisernen Fußgänger-Hängebrücke, um dem ‘Burns House’ einen Besuch abzustatten.

Brücke über den River Nith Brücke über den River Nith (Dia-Duplikat) © 1985-2016 Bernd Runde

Robert Burns, ein Zeitgenosse Friedrich Schillers, gilt wegen seines freiheitlichen Gedankenguts auch heute noch allen Schotten als Symbolfigur für den Kampf um die Unabhängigkeit von England. Hier in Dumfries verbrachte er die letzten Jahre seines nur 37jährigen Lebens.

Kurz hinter Gretna Green beenden wir den Aufenthalt auf schottischem Boden und passieren die Grenze nach England. Im Osten der Stadt Carlisle liegt Wetheral, wo wir die letzte Nacht vor der Abreise verbringen werden. Die obligatorische Wartezeit in der Hotel-Lounge, in der man in Ruhe seine Speisefolge wählt und in der im Speisesaal der Tisch gerichtet wird, verkürzen wir mit einem Malt-Whisky, der inzwischen zum Abendritual gehört. Das Essen ist auch hier wieder vorzüglich, wir können nach 14 Tagen britischer Kost nicht in das allgemeine Klagelied über die britische Küche einstimmen. Ein Tagesausklang nach Maß. Noch einmal ein kleiner Gedankenaustausch mit dem Frankfurter Ehepaar, und wir ziehen uns zurück, um ausgeruht die morgige letzte Etappe in Angriff nehmen zu können. Übernachtung im Crown Hotel

24.8.1985 Samstag Carlisle - Hull (314 km), Station in: Penrith, Barnard Castle

Auch wenn über 300 km vor uns liegen, bleibt bis zum Einschiffen um 16:00 Uhr, genügend Zeit für einen Rundgang durch die aus den englisch-schottischen Grenzkriegen berühmte Stadt Carlisle. Da sie in unmittelbarer Nähe unseres Parkplatzes liegt, ist die Festung unsere erste Station. Auf dem Weg in die Innenstadt passieren wir dann den Dom, dessen schöne Buntglasfenster und ein wunderschönes Tryptichon dem Inneren eine ganz besondere Atmosphäre verleihen. Der anschließende Stadtbummel führt uns bis zum südlichen Stadttor mit seinen gewaltigen runden Festungstürmen.

Die Fahrt nach Hull führt uns über den alten Marktflecken Penrith, wo wir noch einen kurzen Aufenthalt einlegen. Die Abfertigung im Hafen verläuft zügig. Übernachtung an Bord

25.8.1985 Sonntag Rotterdam - Lisse ( 80 km)

Morgen früh beginnt in Lisse wieder mein Dienst. Deshalb fahren wir an die holländische Küste, um den Urlaub hier ausklingen zu lassen. In Noordwijck aan Zee bummeln wir einige Kilometer am Strand entlang und auf der Strandpromenade bis in den Ort. Es weht ein kräftiger Wind, und auf dem Meer tummeln sich noch die letzten Surfer. Mit einem gemütlichen Abendessen beim Chinesen schließen wir den Tag und eine wunderbare Reise ab.

Während ich mein Seminar absolviere, verbringt meine Frau einen Tag in Harlem und den anderen noch einmal in Noordwijck.